Wenn »okay« ein Spiel wäre, hieße es Unknown 9: Awakening

Wir konnten das Action-Adventure bei Bandai Namco anspielen und hier steht uns wohl ein gutes Schleichspiel ins Haus - mehr aber auch nicht.

Mein Gesichtsausdruck beim Spielen von Unknown 9: Awakening. Mein Gesichtsausdruck beim Spielen von Unknown 9: Awakening.

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Ich möchte gleich mit einer Sache einsteigen: Unknown 9: Awakening ist kein schlechtes Spiel! Bitte versteht die Überschrift nicht falsch. Dem Action-Adventure, entwickelt von Reflector Entertainment und vertrieben von Bandai Namco, merkt man an jeder Ecke an, dass viel Herzblut drinsteckt.

Aber das Spiel hat ein Problem: Es macht noch nichts mit mir. Es löst keine Emotionen in mir aus. Ständig werde ich gefragt Und, wie ist das Spiel? und ich erforsche meine leere Gefühlswelt, um dann fast schon entschuldigend Es ist … okay?! zu antworten. Und ich bin nun wirklich nicht bekannt dafür, ein emotionsloser Stein zu sein!

Sören Diedrich
Sören Diedrich

Sören selbst ist ausgewiesener Experte im Okay-sein. Sein Schulzeugnis? Okay. Sein Humor? Okay. Sein Kontostand? Okay. Sein Kleidungsstil? Okay. Sein Skill in Smash Bros. Ultimate? Okay. Bestimmt ist das auch der Grund, weshalb er Unknown 9: Awakening nach seiner ersten Anspielmöglichkeit zwar nur okay findet, aber trotzdem seinen Spaß mit dem Spiel hatte.

In Haroonas Leben ist überhaupt nichts okay

In Unknown 9: Awakening spiele ich Haroona. Die junge Dame ist eine sogenannte Quaestorin und dadurch in der Lage, für kurze Zeit in eine Zwischendimension einzutreten. Damit lässt sich nicht nur prima im Lebenslauf angeben, sondern das Feature ist auch spielerisch ungeheuer wichtig.

Zunächst aber das Warum. Warum spielen wir Haroona eigentlich? Die Antwort mag nicht überraschen: Der ewige Kampf Gut gegen Böse. Die Kraft der mysteriösen Zwischendimension möchte sich nämlich auch eine schurkische Splittergruppe zunutze machen, um eine neue Weltordnung zu begründen. Kein Wunder, dass Haroona etwas dagegen hat und zur Tat schreitet.

Die kenne ich doch? Wenn euch Haroonas Gesicht bekannt vorkommt, ist das kein Wunder. Denn die Heldin von Unknown 9 wird von der Schauspielerin Anya Chalotra (Yennefer in The Witcher) verkörpert und vertont. Der Live-Action-Trailer zeigt euch mehr zur Transformation der Darstellerin:

Unknown 9: Der Live-Action-Trailer macht die Schauspielerin Anya Chalotra zur Spieleheldin Video starten 1:41 Unknown 9: Der Live-Action-Trailer macht die Schauspielerin Anya Chalotra zur Spieleheldin

Ob die Handlung von Unknown 9 etwas taugt, kann ich nach meinen rund zwei gespielten Stunden noch nicht sagen. Das bislang Erlebte würde ich als, ihr ahnt es schon, okay bezeichnen.

Allem Anschein nach hat Haroona auch auf persönlicher Ebene eine Rechnung mit dem Anführer der Bösewichte offen. Zudem macht sie Bekanntschaft mit einem alten Abenteurer, also der für solche Geschichten typischen Mentorenfigur an ihrer Seite. Nichts davon ist innovativ, aber die Grundlagen für eine unterhaltsame Story sind vorhanden.

In meiner Anspielzeit tröpfelt die Erzählung jedoch eher gemächlich vor sich hin. Das Schema ist stets gleich: In einer Zwischensequenz grummelt Haroona mit finsterer Miene, dass sie ihren Erzfeind zur Strecke bringen muss (der übrigens Vincent Lichter heißt, offenbar ein fieser deutscher Zeitgenosse). Es folgt eine kurze Gameplay-Passage, ehe die nächste bedeutungsschwangere Cutscene zu sehen ist.

Heimat Zu Beginn des Spiels ist Haroona noch in ihrer indischen Heimat unterwegs.

Fremde Orte Später begibt sie sich auf eine Insel, um ihren Widersachern das Handwerk zu legen.

Weltreise Schließlich gelingt es Haroona sogar, einen Zeppelin zu kapern, mit dem sie und ihr Mitstreiter die Welt bereisen können.

Die Krux: Ich bekomme keinen Grund serviert, warum das Ableben des gemeinen Vincent so ungeheuer wichtig ist und was für gesellschaftliche Folgen ein Sieg der gesichtslosen bösen Typen hätte. Dadurch bleiben mir die Schurken egal und ich werde nicht in die Welt hineingezogen. Das Geschehen fühlt sich für mich noch zu belanglos an. Gut möglich aber, dass ich den Grund zu Spielbeginn geliefert bekomme, den ich auf dem Anspieltermin gleich mal überspringen musste.

So entstand dieser Artikel: Wir wurden von Bandai Namco nach Frankfurt am Main eingeladen, um Unknown 9 in Ruhe anspielen zu können. Wir hatten rund zwei Stunden Zeit, in denen wir bis auf einige Tipps und Hilfestellungen bei Problemen unbeeinflusst spielen durften. Die Kosten für Anreise und Verpflegung wurden von Bandai Namco übernommen.

Spaßiges Schleichen mit besonderem Kniff

Das Gameplay ist für mich die größte Stärke von Unknown 9: Awakening und am ehesten mit A Plague Tale: Innocence oder The Last of Us vergleichbar. Haroona hält nicht viel aus und kann zwar mit ihren Fäusten austeilen, im offenen Kampf ist aber nach zwei bis drei Treffern Sense. Daher muss die junge Dame schleichen - und das sehr oft und vorsichtig.

Bei den Stealth-Abschnitten schlägt die Stunde des besonderen Features von Unknown 9. Richtig, jetzt kommt die vorhin erwähnte Zwischenwelt zum Einsatz. Die Idee dahinter ist nicht nur okay, sie ist sogar richtig klasse!

Ein typisches Szenario in Unknown 9: Ich kauere hinter einem Fass oder einer Mauer. Vor mir steht eine Wache mit Gewehr, außerdem laufen noch zwei weitere Soldaten mit Energie-Schlagstöcken unablässig von links nach rechts. Ein Vorbeikommen ist unmöglich. Mist, was jetzt? Ich kundschafte zunächst die nahe Umgebung aus und werde fündig: ein Sprengstofflager. Jetzt geht's zur Sache!

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