Seite 2: Vermittlungsportal Gametestergo.com - Betrug am Spieler?

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Kein Anschluss unter dieser Nummer

Wir recherchieren weiter und finden heraus, dass die im Impressum von Spieltester.eu angegebene Umsatzsteuer-Identifikationsnummer gar nicht existiert. Ebenso ist die dort aufgeführte Telefonnummer nicht vergeben, wie ein Testanruf beweist: Kein Anschluss unter dieser Nummer. Den im Impressum der Website genannten Inhaber können wir nicht ausfindig machen. Und im Facebook-Impressum steht wiederum ein anderer Verantwortlicher mit äußerst kryptischem Namen. Wir starten eine Whois-Anfrage, um herauszufinden, wem die Domain gehört, und stoßen auf eine E-Mail-Adresse.

Der Zwilling: Die Modell-Vermittlungsseite VayModels.com war vom Design nahezu identisch mit Spieletester.eu, setzte auf das gleiche Geschäftsmodell und verwendete – vermutlich ungefragt – Logos bekannter Modemagazine. Mittlerweile ist sie offline. Der Zwilling: Die Modell-Vermittlungsseite VayModels.com war vom Design nahezu identisch mit Spieletester.eu, setzte auf das gleiche Geschäftsmodell und verwendete – vermutlich ungefragt – Logos bekannter Modemagazine. Mittlerweile ist sie offline.

Die weitere Recherche fördert Interessantes zutage: Der Mann, dessen Namen wir aus Datenschutzgründen nicht nennen, betreibt mit VayModels.com noch eine weitere Webseite mit nahezu identischem Design und Geschäftsmodell - nur sollen hier keine Spieletester vermittelt werden, sondern Hobby-Models. Das unterstreichen offizielle Logos von Modemagazinen wie Amica und Glamour. Doch auch die im Impressum dieser Website verzeichnete Telefonnummer ist nicht vergeben.

Wir bleiben hartnäckig und finden durch eine weitere Whois-Anfrage, diesmal für VayModels.com, eine Mobilnummer heraus. Beim Anruf bekommen wir tatsächlich ein Freizeichen zu hören, doch keiner geht ran. Also hinterlassen wir eine Nachricht auf der Mailbox, geben uns als Journalisten zu erkennen und bitten freundlich um einen Rückruf - der allerdings ausbleibt. Ein weiterer Anruf am nächsten Tag ist genauso erfolglos. Auch eine sehr deutliche E-Mail an die Kontaktadresse von Spieletester.eu bleibt unbeantwortet, ebenso eine direkte Facebook-Privatnachricht.

Der Stein kommt ins Rollen

Dennoch bleiben unsere Bemühungen und unsere Kontaktaufnahme nicht folgenlos - der Betreiber von Spieletester.eu scheint es langsam mit der Angst zu bekommen. Das äußerst sich nach und nach in mehreren Vorgängen: Erst verschwindet, noch am 17. März, das Logo von Chip von der Seite. Bis zum Folgetag werden schließlich sämtliche zuvor noch verwendeten Firmenlogos entfernt. Außerdem hat die Seite ihre Werbetexte und Versprechen deutlich abgeschwächt und auch den Hinweis auf die SOS-Kinderdorf-Spende runtergenommen.

Parallel dazu ist die vermeintliche Model-Vermittlungswebsite nicht mehr aufrufbar; ein klares Indiz, dass wir es mit ein und demselben Betreiber zu tun haben. Dass die Seite sich nun im Offline-Status befindet, ist indes vermutlich auf die engagierte Freundin von M. zurückzuführen, die die dort als Referenzen angegeben Modemagazine kontaktiert hat - auch die waren nicht gerade glücklich.

... mach neu ... mach neu
Die AGB: Aus alt ... Die AGB: Aus alt ...

Die ursprünglichen AGB mit dem Hinweis auf die Gebühr in Höhe von 19,95 Euro.

Wir kontaktieren in den Folgetagen den auf Medienrecht spezialisierten Rechtsanwalt Björn Leineweber (siehe Interview-Kasten), um uns über die rechtliche Sachlage rund um Spieletester.eu zu informieren. Schließlich sind die AGB mit ihrem Hinweis auf die zu zahlenden 19,95 Euro für angeblich erbrachte Vermittlerdienste immer noch online, auch wird der Website-Besucher nach wie vor von den schicken Artworks zu GTA 5 und Co. begrüßt.

Und nun wird es richtig skurril: Als wir mit Leinweber einen Gesprächstermin vereinbart haben, stellen wir am 23. März fest, dass Spieletester.eu / Gametestergo.com nun auch noch seine AGB modifiziert hat. Wo vorher noch deutlich auf die zu zahlende Gebühr hingewiesen wurde, heißt es plötzlich: »Für alle unter §3 beschriebenen Leistungen von Spieletester, die dem Nutzer die Möglichkeit der Job-Vermittlung als Spieletester anbieten, wird keine Zahlung erhoben oder erfordert.«

... und alles andere ... und alles andere
Die Logos: Ohne Chip ... Die Logos: Ohne Chip ...

Nach einigen Tagen verschwindet das Logo von Chip von der Seite ...

Vorsicht vor dubiosen Angeboten!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unsere Recherchen ein voller Erfolg waren. Innerhalb von nicht einmal 14 Tagen, in denen wir Spieletester.eu kontaktierten und konfrontierten, hat sich die Website auf wundersame Art und Weise verwandelt: Sie erhebt keinerlei Gebühren mehr, macht nur noch moderate Versprechen, gibt keine fragwürdigen Referenzen mehr an und hat AGB, die laut Björn Leineweber im aktuellen Zustand nicht rechtswidrig sind.

Trotzdem müssen wir eindringlich davor warnen, das Angebot wahrzunehmen und sich dort anzumelden. Sämtliche von uns gesammelte Indizien lassen darauf schließen, dass der Betreiber in keiner Weise dran interessiert ist, tatsächlich bezahlte Jobs als Spieletester zu vermitteln. Leinefelder attestiert Spieletester.eu durchaus eine »höhere kriminelle Energie«, auch wenn sich das derzeit nicht ohne Weiteres beweisen lasse.

Sonja Krone, die Erste Wetten, dass es eine Sonja Krone aus Berlin gar nicht gibt? Auf Spieletester.eu wird sie als angeblich zufriedene Kundin aufgeführt (wobei Werbung mit einer Minderjährigen schon alleine fragwürdig ist) und trägt eine Brille ...

Sonja Krone, die Zweite ... iauf VayModels.com ist sie plötzlich zufriedene Modelkundin – nun als 20-jährige ohne Brille.

Wer sich bereits bei Spieletester.eu (oder möglicherweise ähnlichen Seiten) registriert, die Gebühr bezahlt und nie eine Leistung erhalten hat, könnte Leineweber zufolge »eine Anfechtung wegen arglistiger Täuschung oder die Kündigung des Vertrages, verbunden mit einem Antrag auf Rückforderung der Gebühren« in Betracht ziehen. Erhält man dann sein Geld nicht zurück, bliebe nur noch das Einschalten eines Anwalts - dessen Honorar aber vermutlich deutlich über den entrichteten 20 Euro liegt.

Kurzum: Man sollte sein Glück auf jeden Fall versuchen, den Vertrag schriftlich kündigen und auf den Rückerhalt der gezahlten Summe pochen. Wenn Spieletester.eu dann aber nicht reagiert, könnte ein Rechtstreit für Privatpersonen ziemlich teuer werden. GameStar-Leser M. bereut es mittlerweile jedenfalls, dem Portal auf den Leim gegangen zu sein. »Natürlich war es zu schön, um wahr zu sein. Hier wird mit Träumen, Naivität und Hoffnung Geld gemacht, und das geht gar nicht«, so der Spielefan. Er will sich künftig dort nach Testerjobs umsehen, wo es keine Betrüger gibt: direkt auf den Publisher-Websites, bei den Stellenanzeigen.

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