Videospiel-Sucht - Ex-Billard-Weltmeister: »League of Legends und Co. haben meiner Karriere geschadet«

Der frühere Snooker-Weltmeister Neil Robertson berichtete kürzlich in einem Interview von seiner Videospielsucht. Die habe negative Auswirkungen auf seine Karriere gehabt - momentan sei er aber »clean«.

Neil Robertson am Snooker-Tisch (Quelle: DerHexer, Wikimedia Commons, CC-by-sa 4.0) Neil Robertson am Snooker-Tisch (Quelle: DerHexer, Wikimedia Commons, CC-by-sa 4.0)

Schlechte Noten im Abitur, zu spät zur Vorlesung gekommen, bei der Arbeit geschwänzt: Video- und Computerspiele haben wohl bei so manchem eingefleischten Spieler schon einmal negative Auswirkungen auf den Alltag gehabt. Auch Profisportler sind trotz reichlich Disziplin in anderen Bereichern nicht davor gefeit. Einer, der das offen zugibt, ist Neil Robertson.

Der professionelle Snooker-Spieler aus Australien berichtete kürzlich im Gespräch mit Eurosport, dass seine Videospielsucht nachhaltig seiner Karriere geschadet habe. Explizit nennt Robertson League of Legends, World of Warcraft und die Spiele-Reihe FIFA.

"Ich habe einige Videospiele gespielt und das endete häufig damit, dass ich die ganze Nacht durchspielte. Eines davon war League of Legends, eines der verzehrendsten Spiele aller Zeiten. "

Spiele wie der MOBA-Tital von Riot Games seien offensichtlich dazu erschaffen worden, »das Leben der Spieler komplett zu übernehmen«, so Robertson. Häufig erwische man sich dabei, wie man sechs, sieben oder acht Stunden am Stück vor dem Computer sitze. Und das sei eben nicht gesund.

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Robertson anfällig für Videospielsucht

Auf League of Legends führt Robertson deshalb auch einige schwache Resultate seiner Snooker-Karriere von Anfang 2017 zurück. Aber auch andere Spiele haben ihm Probleme bereitet - früher zum Beispiel ein sehr häufig genannter Titel beim Thema Videospielsucht: World of Warcraft.

"Ich war damals Teil eines Raid-Teams und wir spielten ein paar Abende pro Woche. Als wir dann zu einem [Snooker-]Turnier nach China flogen, versuchte ich dennoch am Raid teilzunehmen. Als wir dort ankamen, war die Internetverbindung aber so schlecht, dass ich nicht spielen konnte. Ich war für vier oder fünf Tage echt sauer. "

Alles, woran er während dieser Zeit noch habe denken können, seien eine stabile Internetverbindung und eine Möglichkeit zur Rückkehr nach Hause gewesen - Snooker hingegen habe er während dieser Zeit völlig verdrängt, was er heute im Nachhinein als total verrückt empfinde.

FIFA 14 war sein größtes Problem

Am meisten bereut Robertson allerdings die Zeit, in der er zu viel FIFA 14 spielte. Damals sei er total verrückt nach der Fußballsimulation von Electronic Arts gewesen:

"Ich war damals besessen davon, gegen andere Spieler zu gewinnen. Ich stand morgens auf, brachte Alexander [seinen Sohn] zur Schule und machte direkt die Xbox an. "

Aus dem Gedanken, bei einem Kaffee nur mal eben eine Runde zu spielen und wach zu werden, wurden dann regelmäßige Zock-Sessions bis in den Nachmittag hinein. Häufig sei es dann zu spät gewesen, um im Snooker-Verein zu trainieren, weil er dann bereits seinen Sohn wieder von der Schule habe abholen müsse.

Robertson glaubt sogar, dass seine FIFA-Zeit ihn zahlreiche Century Breaks gekostet hat. Als er die Marke von 100 Century Breaks erreicht habe, hätte er seiner Meinung nach bereits bei 120 sein können.

Was ist ein Century Break?
Im Snooker bezeichnet man eine Serie von Punkten, die ein durchgehend am Tisch aktiver Spieler erreicht, ohne ein Foul zu spielen oder eine Tasche zu verfehlen, als Break. Erreicht diese Punkteserie die Marke von 100 oder mehr pro Aufnahme, bezeichnet man das als Century Break. 100 oder mehr dieser Cenury Breaks haben bis heute nur 59 Spieler geschafft. Mit 500 Century Breaks steht Robertson aktuell auf Platz 4 der Rangliste.

Als Robertson seine Videospielsucht und die damit einhergehende Problematik im Hinblick auf seine Snooker-Karriere erkannte, wandte er sich eigenen Angaben zufolge von Computer- und Videospielen ab. Mittlerweile sei er bereits seit zwei Monaten auf Entzug.

"Ein Freund sagte einmal zu mir: 'Man kann sich nicht aussuchen, nach welchem Crack man süchtig ist'. Multiplayer-Online-Spiele ist das Crack, das ich nicht anrühren kann, weil sie mich zu sehr begeistern. "

Aktuell verbringt Robertson seine Freizeit statt mit Videospielen mit dem Bemalen von Figuren des Tabletop-Spiels Warhammer 40K.

Möglicherweise trägt Robertsons Enthaltsamkeit ja schon bald erste Früchte: Bei der aktuell im englischen Sheffield stattfindenden Snooker-WM 2017 erreichte der Australier ungefährdet die zweite Runde. Gegen den WM-Debütanten Noppon Saengkham setzte er sich mit 10:4 durch. Mit Ronnie O’Sullivan und Mark Selby sind allerdings noch mindestens zwei weitere Top-Favorit im Rennen.

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