Eine Lobby fürs Hobby: Brauchen wir einen ADAC für Gamer? #entwicklungsland

Der ADAC spricht für Millionen von Autofahrern, im Namen von Fridays for Future gehen Klimaschützer auf die Straße. Aber wer vertritt eigentlich die Interessen der Computerspieler?

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Brauchen Videospieler eine Lobby oder Interessenvertretung, um ihre Rechte gegenüber Spieleherstellern und Politikern durchzusetzen? In ihrer Kolumne #entwicklungsland erklärt Petra Fröhlich, warum der Branchenverband Game diese Rolle als ADAC der Gamer nicht erfüllt. Brauchen Videospieler eine Lobby oder Interessenvertretung, um ihre Rechte gegenüber Spieleherstellern und Politikern durchzusetzen? In ihrer Kolumne #entwicklungsland erklärt Petra Fröhlich, warum der Branchenverband Game diese Rolle als ADAC der Gamer nicht erfüllt.

Als Innenminister Horst Seehofer nach dem Anschlag von Halle ankündigte, die »Gamerszene« stärker unter Beobachtung nehmen zu wollen, ließ die Empörung nicht lange auf sich warten. Politiker so gut wie aller großen Parteien - inklusive Seehofers CSU - nahmen »die Gamer« in Schutz und kritisierten den »eSport-Minister« in teils scharfem Ton. Der kurze, aber extrem heftige Alarm sorgte dafür, dass die Diskussion schnell wieder eingefangen wurde. Beleidigt grollte Seehofer, er sei missverstanden worden. Na ja.

Reagiert hat auch der Bundesverband der Verband des Deutschen Games-Branche e. V. mit Sitz in Berlin, kurz »Game«. Der Verband warf dem Innenminister »Unkenntnis« und »Hilflosigkeit« vor. Überschrift der Pressemitteilung: »Game-Verband kritisiert Generalverdacht gegen Games-Community«

Als Außenstehender hätte man also glauben können, der Game-Verband spricht hier für die »Games-Community«, also für die Computerspieler. Tatsächlich handelt es sich beim Game um einen Lobby-Verband, der in allererster Linie die Interessen seiner über 300 Mitgliedsfirmen vertritt - vom Ein-Mann-Startup bis hin zu Multi-Milliarden-Umsatz-Unternehmen wie Activision, Nintendo oder Ubisoft.

Der Game veranstaltet die Gamescom, betreibt die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) und ist Co-Ausrichter des Deutschen Computerspielpreises. Kurzum: Ohne den Game geht in der Videospielrepublik Deutschland ungefähr gar nix.

Alles nicht so gemeint: Nach massivem Protest am „Gamerszene“-Generalverdacht musste Innenminister Seehofer zurückrudern (Quelle: Twitter / ARD / Bericht aus Berlin) Alles nicht so gemeint: Nach massivem Protest am „Gamerszene“-Generalverdacht musste Innenminister Seehofer zurückrudern (Quelle: Twitter / ARD / Bericht aus Berlin)

Lobbyisten und andere Geschmacksverstärker

Wie viele andere Lobby-Verbände unterhält auch der Game beste Drähte in die Politik, bis hinein ins Kanzleramt. Der Game hat jahrelang bei Ministern, Parteien, Behörden und Abgeordneten um Subventionen in Millionen-Höhe für deutsche Spiele-Entwickler geworben - letztlich mit Erfolg. Gleichzeitig sorgt der Game dafür, dass vermeintliches Unheil von Publishern abgehalten wird. Motto: Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.

Der Game macht also nichts anderes als etwa der Verband der Automobil-Industrie (VDA), der FÜR Abwrackprämien und E-Auto-Zuschüsse und GEGEN Tempolimits, Innenstadt-Fahrverbote und niedrigere Feinstaub-Grenzwerte zu Felde zieht. Oder die Zigaretten-Lobby, die seit Jahrzehnten dafür kämpft, Tabak-Werbeverbote zu verhindern.

Die Autorin
Petra Fröhlich (45) war über 22 Jahre durchgehend Bestandteil der Redaktion von PC Games - von 2000 bis 2014 im Amt der Chefredakteurin. Im Juli 2016 startete sie das Nachrichtenmagazin GamesWirtschaft.de, inzwischen eines der führenden deutschsprachigen B2B-Angebote mit Schwerpunkt Computerspiele. Für GameStar Plus schreibt sie in ihrer Kolumnenserie #entwicklungsland regelmäßig über Wohl und Wehe der deutschen und internationalen Spielebranche.

Um ihre Botschaften an den Mann oder die Frau zu bringen, bauen große Verbände regelmäßig Infostände in den Fluren von Parteitagen auf: der Verband der Privaten Krankenkassen, der Deutsche Hanfverband, die Zucker-Industrie, die deutsche Spielautomaten-Industrie.

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