Defense of the Ancients (DotA) ist eine Modifikation für Warcraft 3- und gleichzeitig viel, viel mehr. Das US-Fachmagazin Gamasutra nannte DotA eine »Untergrund-Revolution«. Der Dungeon Siege-Macher Chris Taylor entwickelte einen kommerziellen Ableger: Demigod. Und in Schweden knackte ein DJ mit dem Song »Vi sitter i Ventrilo och spelar DotA« (deutsch: »Wir sitzen in Ventrilo und spielen DOTA«) die Top-10 der Single-Charts.
Okay, könnte man da einwenden, die Schweden feiern auch das Wegwerfen vom Weihnachtsbaum, und Chris Taylor war schon immer ein bisschen verschroben - was also soll an einer Mod für ein uraltes Spiel so besonders sein? Die Antwort erfordert eine kleine Zeitreise. Denn die Geschichte von DotA ist auch die Geschichte eines neuen Genres.
Hau den Ancient
Wie die meisten guten Geschichten beginnt auch diese ganz unschuldig. Im Jahr 2003 veröffentlicht ein anonymer Modder unter dem Nicknamen Eul eine Map für Warcraft 3. Ihr Name: Defense of the Ancients. Dabei basiert das ursprüngliche DotA auf einer Mod-Karte für ein noch älteres Blizzard-Spiel, nämlich Aeon of Strife für Starcraft.
Als kurz darauf die Erweiterung Warcraft 3: The Frozen Throneerscheint, entwickelt ein weiterer Modder, Steve FeakGuinsoo Feak, die Map weiter und nennt sein Ergebnis DotA Allstars. Das Konzept ist simpel: Eine Basis oben, eine Basis unten, verbunden durch drei Zugangswege, auf denen in festgelegten Intervallen computergesteuerte Einheiten (die so genannten »Creeps«) auftauchen. Und mittendrin: Zwei Teams mit je bis zu fünf spielergesteuerten Helden, deren Ziel darin besteht, das Hauptgebäude des Gegners - den »Ancient« - zu zerstören. Durch das Töten von Monstern und gegnerischen Spielern erhalten Sie Erfahrungspunkte und Gold. So steigen die Helden während einer Partie langsam im Rang auf, wodurch sie bessere Fähigkeiten freischalten und Upgrades kaufen können.
Was auf dem Papier unspektakulär klingt, gewinnt im Laufe der Zeit nicht nur Millionen Fans, sondern entfaltet auch eine erstaunliche Spieltiefe und Komplexität. Inzwischen existieren für DotA Allstars über 100 verschiedene Helden, jeder mit eigenen taktischen Stärken und Schwächen. Statt dem für Echtzeit-Strategie typischen Ressourcen-Management und Basis-Ausbau stehen hier Rollenspiel-Elemente im Vordergrund: Die Helden erreichen im Laufe einer Partie höhere Erfahrungsstufen, entwickeln ihre Fähigkeiten weiter und sammeln Gegenstände.
Berüchtigte Community
Ohne Teamwork geht bei DotA nix -- und genau da liegen sowohl der Reiz als auch die Krux des Mods. Harmoniert ein Team nicht perfekt, dann hat es gegen einen gut eingespielten Gegner keine Chance.
Entsprechend berüchtigt ist die DotA-Community für ihren rüden Umgang mit Einsteigern. Weil das Spiel keinen Fehler verzeiht, tun es auch die Mitspieler selten. Wer sich nicht gründlich in die taktischen Finessen einarbeitet und ganz nebenbei ein neues Vokabular lernt, der verschuldet in Windeseile eine Niederlage -- und ist bei den Teamkameraden anschließend so beliebt wie ein Loch im Bauch. Was die ihn übrigens auch wissen lassen, mitunter sehr explizit und wenig zitierfähig.
An dieser Stelle setzt Valve mit DotA 2an. Während das Gameplay nahezu unangetastet bleibt (Helden, Fähigkeiten und Gegenstände werden beispielsweise komplett übernommen), will Valve dem Nachfolger ein Coaching-System spendieren. Dabei nehmen alte DotA-Hasen die Newbies unter ihre Fittiche und werden dafür mit exklusiven In-Game-Boni belohnt. Als Chef-Entwickler hat Valve kurzerhand den seit 2005 aktuellen DotA-Modder unter Vertrag genommen. Sein Name? In guter DotA-Tradition natürlich anonym. In der Szene ist er als IceFrog bekannt.
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