»Ich habe ein Monster erschaffen«: Der berühmteste Schrei der Filmgeschichte ist ein außer Kontrolle geratener Insiderwitz

Jeder Filmfan kennt Wilhelm und weiß, wie er schreit. Jetzt blickt der »Vater« des sogenannten Wilhelm Scream auf das »Monster« zurück, das er geschaffen hat.

Seid ehrlich: Ihr könnt diese Szene doch gerade hören! Bildquelle: DisneyLucasfilm Seid ehrlich: Ihr könnt diese Szene doch gerade hören! Bildquelle: Disney/Lucasfilm

Ein berühmter Mann namens Wilhelm sagte mal ARRRGGHHH! und seitdem hören wir dieses Zitat in so gut wie jedem Film der letzten 60 Jahre. Egal, ob in Star Wars, Der Herr der Ringe, Indiana Jones, Kill Bill oder Fluch der Karibik - der sogenannte Wilhelm Scream ist aus der Kino-Kultur gar nicht mehr wegzudenken.

Und falls ihr euch fragt, woher der unverkennbare Soundeffekt überhaupt kommt: Dafür ist Ben Burtt verantwortlich, der sich guten Gewissens als legendärer Sound-Designer bezeichnen lässt. Burtt schuf beispielsweise auch das schwere Schnaufen von Darth Vader oder das ikonische Surren der Lichtschwerter aus George Lucas’ Sternenkrieg-Saga.

Burtt blickt nun im Interview mit The Hollywood Reporter auf seine Schöpfung zurück, die ursprünglich eigentlich nur als Insiderwitz gedacht war. Heute witzelt der Sound-Designer darüber, er hätte ein Monster geschaffen und erklärt, wie sich der Wilhelmsschrei eigentlich so sehr verbreiten konnte.

Woher der Wilhelmsschrei eigentlich kommt

Dabei beginnt Burtt ganz am Anfang. Zuallererst war der Wilhelmsschrei nämlich in Die Teufelsbrigade von 1951 zu hören, als ein armer Kerl von einem Alligator gefressen wird. Daraufhin kam der Effekt immer wieder mal in Western vor, wodurch Burtt erst darauf aufmerksam wurde:

Es war ein Schrei, den ich als erstes in meiner Kindheit gehört hatte. Ich habe ihn vom Fernseher aufgenommen. Er war in vielen Filmen von Warner Bros. der 50er und 60er zu hören. Es war ein Schrei in ihrer Bibliothek, der in vielen Western zum Einsatz kam - wenn Cowboys von Pfeilen getroffen wurden oder so. Es war einfach nur ein Schrei von vielen, die ich zur Auswahl hatte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden.

Personenbezogene Daten können an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Link zum YouTube-Inhalt

Vom Insiderwitz zur Branchentradition

Sterbende Cowboys schön und gut. Doch wann und vor allem warum hat es der Wilhelm Scream dann in die weit, weit entfernte Galaxie oder nach Mittelerde geschafft?

Als ich an Star Wars arbeitete, habe ich [den Schrei] reingeschmuggelt, als ein Sturmtruppler in den Graben fällt. Das habe ich einzig und allein für mein persönliches Vergnügen getan. Niemand hat danach gefragt. Niemand hat es gemerkt. Das war schon alles.

Das nächste Mal habe ich den Effekt bei More American Graffiti eingesetzt. [...] Danach wollte ich sehen, wie weit ich noch damit komme. [Mein Kollege] Richard Anderson ist zurück nach LA gekommen, um an anderen Filmen zu arbeiten und er hat ebenfalls angefangen, [den Wilhelmsschrei] dort reinzupacken. Wir haben dieses Spiel, bei dem wir uns gegenseitig übertreffen wollten, über 25 Jahre gespielt und darüber wussten auch nur wir Bescheid.

Er hat [den Effekt] in einen Film von Quentin Tarantino gepackt und mich herausgefordert, dass ich ihn finden muss. Ich hab ihn wiederum bei Indiana Jones verwendet. Es war ein Witz zwischen uns beiden. Niemand hat etwas gesagt.

Erst um 2000 rum, als das Internet um die Ecke kam, konnten Fans kollektiv über Filme diskutieren [...]. Auf einmal hat jeder denselben Schrei in den Filmen von Lucasfilm gehört und immer mehr haben sich gewundert, was es damit auf sich hat. [...] Ich habe dazu nichts gesagt. Aber dann ist das ins Internet entkommen und es wurde … wie nennt man das: ein Meme? Heißt das so? Ich hab keine Ahnung.

Jetzt ist es überall. Erst gestern habe ich [den Schrei] in einer Werbung gehört. Das ist verückt. Ich habe aufgehört, [den Effekt] zu verwenden. Aber selbst, als ich aufgehört habe, hat mein Team ihn reingepackt, weil sie das Gefühl hatten, dass das so sein muss. Ich konnte es nicht aufhalten. Ich habe ein Monster geschaffen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden.

Personenbezogene Daten können an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Link zum YouTube-Inhalt

Burtt liefert letztendlich noch das abschließende Fazit: Aus einem Insiderwitz zwischen ihm und einen Kollegen ist in der Filmindustrie mittlerweile so etwas wie eine Feuertaufe für aufstrebende Sound-Designer geworden:

Ich wollte das nie. Wenn man mich googelt, kommt als erstes Ergebnis Ben Burrt, Schöpfer des Wilhelmsschreis. Ich habe zu meiner Frau gemeint: Ist das wirklich das, für das ich in die Geschichte eingehe? Es war ein Witz und jetzt muss ich damit leben.

Übrigens: Mehr dazu, was aktuell in der Film- und Kinolandschaft passiert, könnt ihr unter den Links oben nachlesen.

Was ist der erste Film, der euch in den Sinn kommt, wenn ihr an den Wilhelm Scream denkt? In welchen Film funktioniert der Soundeffekt eurer Meinung nach am besten und in welchem überhaupt nicht? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

zu den Kommentaren (36)

Kommentare(38)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.