Die Neuauflage eines 42 Jahre alten Rollenspiel-Klassikers ist meine persönliche Hölle auf Erden

Wir haben Sascha Penzhorn logeschickt, um das Wizardry-Remaster auszuprobieren. Sorry, Sascha.

Ich kann mich noch gut an den September 1981, den Release-Monat des allerersten Wizardry erinnern. Mit Millionen von Freunden schwamm ich durch völlige Dunkelheit. Auf und ab, immer in der Hoffnung auf Befreiung. Die kam eines Tages und seitdem geht alles rapide bergab.

An das Spiel selbst, mit vollem Titel Wizardry: Proving Grounds of the Mad Overlord, habe ich keinerlei Erinnerungen, denn als das erschien, war ich noch gar nicht geboren, habe es seitdem auch niemals gespielt. Grund genug für GameStar-Redakteur Peter Bathge, mich zu fragen, ob ich Bock auf das Remaster dazu habe. Immerhin gehören Wizardry 7 und 8 zu meinen absoluten Lieblingsspielen. Ein wenig so, als ob man einen Auto-Fan damit beauftragt, eine aufpolierte Postkutsche auszuprobieren.

Sascha Penzhorn

@Berserkerkitten

Sascha Penzhorn stieg in Rollenspiele ein, da war ein negativer AC noch von Vorteil und Heldengruppen lebten und starben in den ersten Stunden vor allem abhängig vom gefürchteten ThAC0. Kritische Treffer haben damals umgehend getötet, statt Automap gab es Karopapier, fiese Dungeon-Felder haben die gesamte Gruppe ohne Vorwarnung in eine andere Richtung gedreht, das Licht ausgeschaltet oder sämtliche Magie zum Erlöschen gebracht. Inzwischen wurden die meisten Rollenspiele dermaßen abgestumpft und vereinfacht, dass er sich härtere Spiele und mehr Gefahr zurückwünscht. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Mit dem Wizardry-Remaster wurde dieser Punkt für ihn weit überschritten.

Falls es hilft: Über 100 Fans aus Seniorenheimen rund um den Erdball haben der Neuauflage positive Wertungen und Kaufempfehlungen ausgesprochen. Falls ihr auf Rollenspiele aus einer Zeit steht, bevor die »alte Schule« auch nur erfunden war, könnte sich das Teil also durchaus lohnen, wenn ihr die knapp 30 Euro dafür lockermachen wollt.

Das Problem ist nur: Das älteste Rollenspiel, mit dem ich damals ins Genre eingestiegen bin, war The Bard’s Tale 3, eine massive technische Verbesserung und geradezu ein Komfort-Monster im Vergleich zum allerersten Wizardry. Aus der Sicht eines Spiele-Archäologen finde ich das Teil trotzdem recht spannend, aber im Jahr 2023 kann ich mich nicht mehr für sein Gameplay und die angestaubten Mechaniken begeistern.

1:07 Wizardry: So sieht das 3D-Remake des Ur-Rollenspiels von 1981 aus

Sechs gegen Andrew

In Wizardry erstellt ihr eine Gruppe von sechs Helden, deren Ziel es ist, den zehnten Dungeon-Level im Spiel zu erreichen und dort den fiesen Zauberer »Werdna« zu besiegen. Eine Aufgabe, die ihr theoretisch an einem gemütlichen Nachmittag erledigen könnt, die aber durch etliche überraschende Tode, unfaire Zufallsmomente und benutzerfeindliche Mechaniken unlösbar für jeden wird, der das Spiel nicht im Schlaf beherrscht, unerlaubt viel Glück hat und sich jeden Morgen aus Gewohnheit eine Familienpackung Zimmermannsnägel in die Weichteile hämmert.

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