XCOM: Long War - Mods sind die besseren Addons

Die Mod Long War für XCOM: Enemy Within macht Moritz Jäger so viel Spaß wie ein vollwertiges Addon – oder sogar mehr. Ein Plädoyer für modfreundliche Spiele.

Sie haben die Erde in XCOM: Enemy Unknown bereits zigmal gerettet, das Addon XCOM: Enemy Within entlockt Ihnen selbst auf der härtesten Stufe nur ein müdes Lächeln - aber irgendwie hätten Sie Lust, den außerirdischen Invasoren mal wieder kräftig ins Achterdeck zu treten? Gratulation, Sie sind bereit für Long War, eine hervorragende Mod für Enemy Within.

Ein paar Schlagworte: Acht statt vier Soldatenklassen! Insgesamt sieben verschiedene MEC-Anzüge! Jeder Soldat und jeder MEC kann beim Stufenaufstieg eine von drei Fähigkeiten erlernen (das Hauptspiel stellt nur zwei zur Wahl)! Zwei neue Waffensysteme (Gauss-Kanonen und Pulse-Laser)! Soldaten aus 90 neuen Ländern! 16 mögliche Startpositionen samt eigener Boni! Neue Stimmen und Sprechertexte! Zufällige Startpunkte auf den Karten! Und noch vieles mehr!

Selbst wer sich nicht für XCOM interessiert, muss anerkennen: In Long War steckt einiges drin, es fühlt sich an wie ein vollwertiges Addon. Nur dass eben nicht der Entwickler Firaxis dahintersteckt, sondern ebenso engagierte wie liebevolle Fans. Womit mal wieder bewiesen wäre, dass auch Modder exzellente Entwickler sein können, weil sie die Wünsche der Community ernst nehmen und ein Spiel genau darauf zuschneiden können.

Während bei großen Publishern oft die Massentauglichkeit vorgeht und spielerisch der kleinste gemeinsame Nenner regiert (klar, man will ja möglichst viele Spiele verkaufen), können sich Fans ein Spiel einfach so zurechtrücken, wie sie es sich wünschen. Im Falle von Long War heißt das: Es wird hart. Sehr hart.

Der Autor
Moritz Jäger ist freier Journalist aus München. Er wünscht sich von Firaxis zu Ostern eine Neuauflage von XCOM: Apocalypse und hätte auch nichts dagegen, wenn Chris Roberts ein paar Star-Citizen-Millionen für ein neues XCOM: Interceptor locker macht.

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Lang und hart

Wer nämlich glaubt, dass Long War mit den neuen XCOM-Spielzeugen zum Kinderspiel wird, der irrt gewaltig. Denn die Aliens haben ordentlich aufgerüstet. Sie sind deutlich stärker, verhalten sich taktischer und beherrschen neue Fähigkeiten. Die Gegnerteams bestehen in Long War meist aus unterschiedlichen Alien-Typen und haben fast immer einen Anführer mit deutlich mehr Lebensenergie und zahlreichen Fähigkeiten - darunter alte XCOM-Favoriten wie Deckungsfeuer, blitzschnelle Reflexe, Truppsicht oder Regeneration.

In der aktuellen Long-War-Version kann man einen von 16 Startpunkten wählen – alle mit eigenem Bonus. In der aktuellen Long-War-Version kann man einen von 16 Startpunkten wählen – alle mit eigenem Bonus.

Noch nicht genug? Kein Problem: Ab und an trifft man auf ein »Riesen-Alien« - eine deutlich vergrößerte Ausgabe der normalen Invasoren. Die Giganten haben noch mehr Lebensenergie, 30 bis 50 Hitpoints sind keine Seltenheit. Nur mit einem guten Team und geschickter Taktik lassen sich diese Aliens ausschalten - aber wer sie erlegt, verspürt eine gewisse Genugtuung. Oh, und habe ich erwähnt, dass Ausrüstung nun kaputt gehen kann und erst nach einer Reparatur wieder zur Verfügung steht?

Die gute Nachricht: Auch die Eindringlinge sind in Long War in ihren Ressourcen beschränkt. Sie müssen Punkte ausgeben, um Angriffe zu starten. Als Spieler kann ich das Punktepolster der Aliens massiv schwächen, indem ich sie erfolgreich bekämpfe und etwa ein (meist sehr stark besetztes) Harvester-UFO (Habe ich die neuen Ufo-Typen erwähnt?) abschieße und in meine Gewalt bringe.

Wie niedlich: Ein Mama-Chryssalid führt seine Jungen spazieren. Mit einem eingespieltem Team erledigen Sie auch solche Monster Aliens. (Bildquelle: Reddit-Nutzer DarkSkyKnight) Wie niedlich: Ein Mama-Chryssalid führt seine Jungen spazieren. Mit einem eingespieltem Team erledigen Sie auch solche Monster Aliens. (Bildquelle: Reddit-Nutzer DarkSkyKnight)

Außerdem kann ich Länder, die das XCOM-Projekt verlassen, in Long War zurückerobern. Dazu muss ich »nur« eine Alien-Basis im jeweiligen Land finden (Wozu ich erst mal einen Outsider gefangen nehmen muss) und diese von allen Gegnern säubern. Ein Kinderspiel für gestandene XCOM-Kommandanten, oder? Okay, es hilft, dass die Trupps in Long War nun mindestens sechs (statt vier) Soldaten pro Mission umfassen, mit den richtigen Upgrades passen sogar bis zu zwölf Männer und Frauen in den Skyranger.

Und nicht nur deswegen sollten Ihre Kasernen gut gefüllt sein: Nach jeder Mission sind Soldaten ermattet. Sie können dann zwar auf weitere Einsätze mitgenommen werden, dann steigt aber die Gefahr, dass sie sich verletzen und längere Zeit ausfallen. Das sorgt für noch mehr taktisches Überlegen und zwingt dazu, mehr als ein Team aufzubauen.

Download
Die Betaversion von Long War für XCOM: Enemy Within ist kostenlos bei NexusMods erhältlich und wird über das bestehende Spiel installiert. Speicherstände sind nicht kompatibel, es empfiehlt sich also, eine Kampagne neu zu starten.

Ich muss denken

So bekommen selbst versierte XCOM-Veteranen mit Long War eine harte Nuss, die sie nur mit taktischem Gespür, Zeit und cleveren Schachzügen knacken können. Long War fordert, ist aber (fast) immer fair - zumindest deutlich fairer als das Originalspiel im Impossible-Modus. Klar, ich kann nicht alle Missionen gewinnen (eine Absicht der Entwickler), und ab und zu stehe ich vor der Wahl, mich entweder zurückzuziehen oder den Verlust meines gesamten Teams zu riskieren.

Praktisch: Long War zeigt Ihnen durch ein Augensymbol an, wenn ein Gegner im Overwatch-Modus auf der Lauer liegt. Sehen Sie die verschiedenfarbigen Symbole der XCOM-Truppen? Türkis sind die Rüstungspunkte, weiß die Lebenspunkte. Das ist wichtig, da Soldaten, deren Schaden nicht über die Rüstung hinausgeht, auch nicht im Lazarett landen. Praktisch: Long War zeigt Ihnen durch ein Augensymbol an, wenn ein Gegner im Overwatch-Modus auf der Lauer liegt. Sehen Sie die verschiedenfarbigen Symbole der XCOM-Truppen? Türkis sind die Rüstungspunkte, weiß die Lebenspunkte. Das ist wichtig, da Soldaten, deren Schaden nicht über die Rüstung hinausgeht, auch nicht im Lazarett landen.

Doch genau diese Herausforderungen machen die Mod so wunderbar: Statt einer kleinen Horde Supersoldaten, die vor allem im späteren Spielverlauf jedes Alien im Nu atomisieren, führe ich mehrere Teams aus Spezialisten und werde zum taktischen Denken gezwungen - oder für meine Überheblichkeit bestraft. Denn selbst »einfache« Sectoiden oder EXALT-Mitglieder können mir schnell einen Dämpfer verpassen, wenn ich nicht achtgebe - klasse!

Weil ein Strategiespiel für mich kaum anspruchsvoll genug sein kann, war Long War die perfekte Gelegenheit, meinen Steam-Account zu entstauben, Enemy Within mal wieder zu starten und all meinen Freunden tagelang damit in den Ohren zu liegen, wie toll das doch ist.

Link zum YouTube-Inhalt

So kann eine gute Mod die Mundpropaganda anheizen, das Spiel wieder spannend machen, seine Langlebigkeit erhöhen, vielleicht sogar die Verkaufszahlen ankurbeln - und damit letztlich auch Firaxis helfen. Am Ende hat jeder etwas davon: Spieler und Entwickler. Ein besseres Plädoyer für modfreundliche Spiele kann es nicht geben.

Zum Abschluss ein kleiner Tipp: Sehen Sie sich die Spielevideos von YouTube-Nutzer Beaglerush an. Die sind nicht nur technisch gut gemacht (und verzichten dankenswerterweise auf Webcam-Einblendungen), sondern erklären auch das Vorgehen in jeder Mission genau und helfen so Anfängern und XCOM-Veteranen beim Aufbau der eigenen Strategie.

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