Echtzeitstrategie in Bestform

Europa Universalis IVPuh, wo fange ich bloß an? Das gilt nicht nur für eine Rezension, es gilt auch für das Spiel. Obwohl EUIV beinahe schon das...

von Aczaha am: 14.01.2014

Europa Universalis IV

Puh, wo fange ich bloß an? Das gilt nicht nur für eine Rezension, es gilt auch für das Spiel. Obwohl EUIV beinahe schon das "beste" Tutorial hat, streift es im Grunde nur ein paar wichtige Optionen im Spiel. Etwas lakonisch wünscht das Spiel zum Ende des kleinen Tutorials "Viel Spass!". Die Qual der (strategischen) Wahl beginnt dabei schon im Startmenü mit der Auswahl des zu spielenden Landes. Von Brandenburg über Frankreich bis zu den Azteken, alles ist spielbar. Allerdings gibt es für Neueinsteiger auch Empfehlungen, die tatsächlich etwas leichter zu spielen sind, beispielsweise Kastilien.
Hat man sich für ein Land entschieden, wird man hineingeworfen in die große EUIV-Welt. Und es gibt viel zu tun. Wir müssen uns Gedanken machen über Nutzen von Bündnisangeboten, unsere Truppen ausheben, Berater einstellen, und und und. Nebenbei soll auch die Wirtschaft ins Laufen kommen. Die ersten Forschungspunkte sind noch leicht zu vergeben, kurze Zeit später wird es aber immer schwieriger zu entscheiden, ob ich die Technologie vorantreibe, in eine Idee investiere oder doch lieber die Stabilität erhöhe. Dieselbe Entscheidungen gibt es beim Gold. Kaufe und unterhalte ich eine größere Armee oder lieber einen teureren, besseren Berater? Oder vielleicht doch lieber ein neues Gebäude für eine meiner Provinzen? Unterbrochen, zurückgeworfen oder vorwärtsgebracht wird man auch von kleinen und großen zufälligen Ereignissen. Glücklicherweise kann man auch so oft man möchte den Pausebutton drücken und sich genügend Zeit für seine Entscheidungen nehmen.
Gut Ding will eben Weile haben, zumal ein zu schnelles erobern anderer Nationen auf Dauer auch die anderen Nationen verärgert und man als Kriegstreiber verschrien ist. Andererseits wird man ebenso häufig durch Bündnisse in Kriege gezogen, die man eigentlich gar nicht führen wollte. Auch die Wahl der Bündnispartner sollte daher wohlüberlegt sein.

EUIV ist ein Spiel der Entscheidungen. Dabei gibt das Spiel dem Spieler keinen Weg vor, man muss selbst entscheiden, was für das eigene Land richtig oder wichtig ist.
Das gleiche gilt ebenso für das "Spielziel". Auch das muss man sich selbst geben, EUIV ist eine Sandbox. Will man zu einer großen Handelsmacht aufsteigen? Kaiser des heiligen römischen Reiches werden? Die ganze Welt erobern? Mit den Indianern die Entstehung der USA verhindern? Alles ist möglich...es ist nur nicht immer leicht. Sicher ist nur: im 19. Jahrhundert ist Schluß. Wer mit fehlenden Spielzielen etwas Probleme hat, kann sich auch an der Punkteanzeige orientieren und versuchen Platz 1 zu erreichen. Oder man nimmt sich die Steam-Errungenschaften als zu erreichende Ziele. Die sind allerdings nur Ironman-Modus erreichbar, der wiederum nur einen Speicherstand erlaubt.

Ein besonderes Vergnügen ist der Multiplayer. Hier kann man mit vielen anderen gemeinsam oder gegeneinander spielen. So lange die Zahl der Mitspieler unter 10 bleibt, läuft der Multiplayer stabil, darüber kann es schon mal zu Synchronisationsfehlern kommen. Verschmerzbar, denn es wird wohl selten dazu kommen, dass man regelmäßig versucht mit 15 anderen Spielern EUIV zu spielen.

Zu einigen speziellen Punkten:

Interface: Insgesamt wirkt das Interface aufgeräumt, wenn man die Komplexität betrachtet. Infos zu verschiedenen Punkten werden einem als Overlay angezeigt und sind durchgängig vorhanden. Die deutsche Übersetzung ist weitesgehend gelungen. Einige vorhandene Fehler werden per Mod ausgebügelt. Es gibt außerdem Mods, mit denen man das Menü auch noch etwas verbessern kann.

Grafik & Musik: Für ein Echtzeitstrategiespiel aus dem Hause Paradox eine ausgesprochen schöne Grafik. Dennoch kein Grafikwunder im Vergleich mit anderen Spielen.
Die Musik wiederholt sich doch recht stark und kann manchmal nerven.

Schwierigkeit: Die Einstiegshürde ist schon hoch. Bis man das Spiel verstanden hat und alle Möglichkeiten entdeckt hat, dauert es eine ganze Weile. Schnell rein und los ist nicht wirklich möglich. Ist man allerdings mit dem Spiel vertraut, hängt der Schwierigkeitsgrad auch vom gewählten Land (und den eigenen Zielen) ab. Klar, mit dem Hansebund die Welt zu erobern ist schwieriger als mit Frankreich oder England.
Es gibt sehr schöne Tutorials auf youtube, die beim Einstieg helfen können.
Das Tutorial empfiehlt sich zwar, ist aber längst nicht allumfassend. Es ist ein erster Einstieg - aber nicht mehr.

KI: Im Großen und Ganzen verhält sich die KI schlau. Kleinere, verbündete Armeen werden oft gebündelt und kleinere Staaten suchen sich gern stärkere Staaten als Verbündete. Verbündete im Krieg tun zwar nicht immer, das was man von ihnen gerne hätte und was in die eigenen strategischen Überlegungen passt, sie kommen einem aber oft zur Hilfe und schließen sich den eigenen Truppen an. Trotzdem ist ein echter Spieler der bessere Partner - aber mit dem kann man sich ja auch absprechen.

Community: Viele Mods (auch über Steam-Workshop), sehr freundliche, hilfsbereite Community in den Foren und auf Youtube. Kaum Spam, sehr wenig Hater etc.

Bugs: Kleinere, nicht entscheidende. Fehler in der deutschen Übersetzung, die aber größtenteils von einem Mod behoben werden. Keine Abstürze während der 100 Stunden Spielzeit. Allerdings spiele ich bereits eine gepatchte Version, wie es mit der Release-Version aussieht, kann ich nicht sagen.

Was kann ich alles tun?: Kriege führen, eine Handelsmacht werden, Provinzen ausbauen, Bündnisse schmieden, andere Staaten friedlich annektieren, andere Staaten erben, Kolonien errichten, Ideen und Technologien erforschen,...

Sonstiges: Steam-Aktivierung notwendig. Singleplayer kann dann auch ohne Steam gestartet werden, für den Multiplayer ist Steam dann wieder notwendig.

Fazit:

Ein Strategiemonster, dass einem den Einstieg nicht leicht macht und Einsteiger zunächst vielleicht auch etwas überfordert mit seinen vielen Zahlen und Möglichkeiten. Lässt man sich darauf ein und bleibt am Ball, belohnt es mit viel Tiefe, viel Spielspass, viel Gehirnjogging und vielen Stunden am Computer mit dem dem typischen "Nur noch schnell xy machen"- Effekt.


Wertung
Pro und Kontra
  • Sandbox-Strategiespiel mit viel Tiefe und vielen Möglichkeiten
  • Das hübscheste Strategiespiel von Paradox
  • Riesige Karte, sehr große Auswahl an zu spielenden Ländern und Nationen
  • Langzeitspiel
  • Hohe Komplexität
  • Sehr große spielerische Freiheit
  • Modding möglich und vorhanden
  • Nette Spielcommunity
  • Multiplayer
  • Unübersichtliches Baumenü, bei dem die Spezialgebäude auch noch woanders versteckt sind als normale Gebäude
  • Auf Dauer etwas nervige Musik
  • Errungenschaften nur im Ironman-Modus möglich
  • Nur bedingt Einsteigerfreundlich
  • Zu Beginn unübersichtlich

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(2)
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