Fortsetzung von Assassins Creed II

Die von Ubisoft gewählte Namensgebung für die Assassins Creed Serie ist recht irreführend, weil auch durch die Angaben auf den DVD Covers nicht...

von Flori der Fux am: 30.09.2012

Die von Ubisoft gewählte Namensgebung für die Assassins Creed Serie ist recht irreführend, weil auch durch die Angaben auf den DVD Covers nicht so recht hervorgeht, in welcher Reihenfolge die Serie fortgeführt wird. Zur Entwirrung und für alle, die's noch nicht wissen, sei dies hier kurz aufgeführt:

1. Assassins Creed

2. Assassins Creed 2

3. Assassins Creed : Brotherhood

4. Assassins Creed : Revelations

5. Assassins Creed III

 

Heute möchte ich Assassins Creed : Brotherhood bewerten,  welches im Frühjahr 2011 veröffentlicht wurde. Wer diesen Titel spielen möchte, der sollte sich zuvor unbedingt wenigstens Assassins Creed 2 reinziehen, da Brotherhood direkt an dieses anknüpft. Ohne Vorkenntnis über den bisherigen Verlauf der Geschichte, sowie über die zahlreichen Personen und Handlungsorte im Spiel kommt anderenfalls schnell Verwirrung auf. Doch nun:

 

Die Handlung

 

Requiescat in Pace, dutzende Male haben wir diese magischen Worte schon gehört, nachdem Ezio Auditore da Firenze den Dolch in die Leiber seiner Opfer gebohrt hat. Ein paar meist nette Worte, dann der Gnadenstoß, das fast liebevolle Schließen der leblosen Augen... so schön kann Morden sein, und Assassine Ezio hat's drauf.

Den Verrat an seiner Familie rächte er auf diese Weise, zahlreiche Verschwörer wurden so stilvoll ins Jenseits befördert, doch ausgerechnet dem Endmonster aus Assassins Creed II blieb dieses Schicksal erspart : dem frisch zum Papst ernannten Rodrigo Borgia. Dem historisch korrekt zweiten Abkömmling des mächtigen und zwielichtigen Adelsgeschlechts Borgia, der es bis an die Spitze des Vatikan geschafft hat. 

Ezios Klinge beendet ihre Reise durch Fleisch und Blut kurz vor Erreichen des pontifikalen Herzens. Ezio zeigt sich milde, Gewalt sei keine Lösung. Und geht.

Sicher kein sehr schlauer Schachzug, denn nach der Entmachtung der Familie Medici sind die Borgia stärker denn je. Nicht allein stellen sie den Papst, sondern auch Rom haben sie nun vollends unter ihrer Kontrolle. Und dort regieren sie mit eiserner Faust.  Die Bürger sind verschüchtert, freier Handel existiert praktisch nicht mehr, und die Stadt wird von hohen Türmen aus überwacht, so dass jedweder Widerstand schnell niedergeschlagen werden kann.

Doch der Reihe nach. Ezios Nettigkeit gegenüber Rodrigo Borgia wird von diesem nicht erwidert, im Gegenteil. Ezio muß samt Onkel und Edensplitter aus dem Vatikan fliehen. Kaum von seinen Verletzungen erholt, schickt Rodrigo seine päpstliche Armee nach Monteriggioni, dem Sitz der Familie Auditore, um diesen dem Erdboden gleich zu machen und Ezio und seiner Getreuen habhaft zu werden. Binnen kürzester Zeit hat die gegnerische Artillerie sowohl Stadtmauer als auch Villa Auditore sturmreif gebombt, und nur in letzter Sekunde gelingt die Flucht durch einen geheimen Tunnel. Als sei dies nicht schon schlimm genug, verliert Ezio dabei auf dem Weg nach Rom auch noch den Edensplitter, eben dieses göttliche Artefakt, auf das es die Templer schon seit hunderten von Jahren abgesehen haben.

Umgekehrtes Spiel in der modernen Gegenwart: Desmond, der durch die lange Zeit am Animus mehr und mehr Ähnlichkeit mit seinem Avataren Ezio annimmt, und seine Freunde müssen aus ihrem Versteck fliehen und finden ausgerechnet in der Ruine der Villa Auditore Unterschlupf. Und dort zählt jetzt nur eines : den Edensplitter so schnell wie möglich wieder zu bekommen.

 

Das Spiel

 

An der Spielmechanik hat sich im Vergleich zum Vorgänger natürlich kaum etwas verändert. Allerdings wurden einige nette Features hinzugefügt. Nachwievor sind Klettereien sowie  waghalsige Rennen über  den Dächern Roms Ezios bevorzugte Art der Fortbewegung.

Ezio und seine Familie, deren Mitglieder sich komplett von Mutter über Onkel bis zur pausbackigen kleinen Schwester als Assassinen entpuppen, sind nach Rom geflohen, ausgerechnet in das Zentrum der Macht des Borgia Klans, der dort nicht nur die Stadt, sondern nun auch noch den Edensplitter in seiner Gewalt hat. Diese haben überdies einen Pakt mit den Franzosen geschlossen, um bald ganz Italien beherrschen zu können. Und es kommt noch dicker: auch unser treuer Freund Leonardo da Vinci wird unter Androhung des Todes von den Tyrannen gezwungen, für diese Kriegsgerät zu entwickeln! Und dann ist da noch der Kult von Romolus, ein in unterirdischen Katakomben verkehrender Haufen kauziger Knalltüten mit Wolfskostümen, die trotz ihrer lustigen Erscheinung eine echte Plage für die Bürger Roms sind.

Zum Glück hat die Assassinengilde in Rom eine Residenz, die uns als künftiger Unterschlupf dienen wird.

Für die Meuchelmörder steht außer Frage, daß die Borgia entmachtet und an ihren Plänen gehindert werden müssen, ehe sie herausfinden, wie die Macht des Edensplitters effektiv genutzt werden kann. Erneut also ein Kampf wie David gegen Goliath.

Jedweder Handel in Rom läuft ausschließlich über die Geschäfte der Borgia ab. Alle freien Händler mußten schließen. Wachtürme überall ragen als Symbol der Unterdrückung in den Himmel, und die Wachen gehen brutal gegen jedweden Widerstand vor, terrorisieren gar die Zivilbevölkerung.

Wer sich mit denen anlegt, hat schlechte Karten - es sei denn, unser Ezio kommt ihnen zur Hilfe. Aus lauter Dankbarkeit und dem Wunsch nach Freiheit schließen sich diejenigen Ezios Bruderschaft an, die er aus den Klauen der Stadtwachen retten kann. Mit dem Ziel, für die gute Sache zu kämpfen und eines Tages selbst Assassinen zu werden.

Einmal in die Bruderschaft aufgenommen, sehen wir unsere Frischlinge eigentlich nur dann wieder ,wenn Ezio nach ihnen ruft. Der Rest findet rein Menügesteuert statt. Das ist ein wenig schade und nicht besonders gut umgesetzt. An bestimmten Punkten im Spiel rufen wir Textbildschirme auf, bei denen uns Missionen für unsere Mitstreiter angeboten werden. Die Missionen verteilen sich über ganz Europa, zudem wird eine Angabe über den Schwierigkeitsgrad und die Belohnung bei Erfüllen des Auftrags gemacht. Diese Missionen können wir einem unserer angeworbenen Kämpfer zuweisen, wofür diese Erfahrungspunkte bekommen, die wiederum zu Levelaufstigen führen, so dass sie folglich immer heiklere Missionen übernehmen können. Zudem können wir die Begleiter mit jedem Levelaufstieg mit besseren Waffen oder Rüstungen ausstatten, dies aber nur sehr sehr oberflächlich und, wie gesagt, in reiner Textform. Hat ein Mitstreiter den höchsten Level erreicht, dürfen wir in einer sehr schönen Sequenz deren ritueller Ernennung zum Assassinen beiwohnen. Leider ist diese für jeden Begleiter exakt gleich. Befindet sich ein werdender oder fertiger Assassine auf Auslandseinsatz, ist dieser für etwa 5-15 Minuten nicht als Gefechtsunterstützung für Ezio abrufbar. Etwas unrealistisch, in Anbetracht der Tatsache, dass die Auftragsziele überall in Europa liegen, und eine Reise von Rom nach Moskau selbst in 15 Tagen wohl nicht möglich gewesen wäre. Auch die Beschreibungen der sogenannten Missionen wiederholen sich ständig. "Einen Politiker ermorden."  "Einen Verbündeten beschützen". Nicht sehr einfallsreich, das hätte man sicher besser lösen können.

Wie dem auch sei, je mehr Mitstreiter unsere Gilde hat, desto mehr Unterstützung können wir im Kampf abrufen. Ein Pfiff genügt, und die Kameraden sind zur Stelle. Und dabei gleich so kampfgewaltig, dass wir unter unseren Gegnern geradezu ein Gemetzel anrichten. Dadurch sinkt der ohnehin nicht allzu hohe Schwierigkeitsgerad noch einmal deutlich ab.

Eine weitere Besonderheit im Spiel stellen die Borgia-Wachtürme dar. Diese Türme stehen für Kontrolle. Wollen wir also Rom vom Joch der Borgia befreien, müssen wir einen Turm nach dem anderen in die Luft jagen. Natürlich sind diese Bauwerke schwer bewacht und unterstehen einem Kommandanten. Gelingt es uns, diesen zu eliminieren, nehmen die Soldaten die Beine in die Hand, und Ezio kann den Turm erobern. Der Turm kann danach mit einer verbündeten Gilde besetzt werden, z.B. den Kurtisanen von Ezios Schwester. Darüber hinaus investieren wir in die Wiedereröffnung der umliegenden Geschäfte, deren Erträge uns reichlich frisches Geld einbringen.

Die Borgia haben nur Macht im Sinn und kein Interesse an Kunst und Kultur. Daher haben sie Rom verfallen lassen. Mit der Knete, die wir anhäufen, eröffnen wir nicht bloß Geschäfte in den befreiten Gebieten, sondern kaufen auch die imposanten historischen Bauwerke der Stadt eines nach dem anderen auf, wie z.B. das Kollosseum. Dadurch steigt unser Ansehen, und der Einfluss der Borgia schwindet, zumindest theoretisch.

Den größten Teil des Spiels befinden wir uns in der riesigen Stadt Rom und deren ländlichen Außenbezirken. Dennoch reisen wir im Zuge freigeschalteter Erinnerungen gelegentlich auch noch einmal nach Florenz, sowie zu den geheimen Außenposten der Borgia, die der Herstellung von Leonardos Wunderwaffen dienen. Diese bieten uns eine durchaus spannende Abwechslung, zumal wir in den Genuss kommen, all diese Waffen an unseren Gegnern auszuprobieren, ehe wir sie unbrauchbar machen!

Die zahl- und facettenreichen Randmissionen, Herausforderungen und steten Wendungen in der Story motivieren. Durch die verhältnismäßig einfachen Kämpfe wird der Spielfluß nur selten gebremst, und wenn, dann oftmals gerade in den Missionen, in denen es nicht primär ums Kämpfen geht, sondern daum, nicht entdeckt zu werden. Da gibt es durchaus einige Stellen, an denen man wieder und wieder und wieder an den Startpunkt zurückkehren darf, die immer gleichen Gegner besiegt und am Ende doch noch entdeckt wird. Da kann schon mal Frust aufkommen.

Leider auch wieder mit von der Partie sind die oft hakelige Tastatursteuerung, die gerade bei rasanten Verfolgungsjagden gern zu Fehlsprüngen oder Verzögerungen führt. Gleiches gilt für die eigentlich freie, aber an bestimmten Kletterpunkten statische Kamera, die das Weiterkommen völlig unnötig erschwert.

Was unsere Gegner angeht, so stellen diese kämpferisch i.d.R. kaum ein Problem für Ezio dar, insbesondere wenn er tatkräftige Unterstützung durch seine Co-Assassinen erfährt. Die KI der Feinde ist wie gehabt nicht der Rede wert. Sie patoullieren stumpf nach Vorgabe ihre Wege ab, sind gleichermaßen seh- und hörgeschädigt und nicht besonders schlau.

Als Kritikpunkt sei noch das Belohnungssystem genannt. Durch Erfüllen besonderer Herausforderungen im Spiel können mitunter Boni und Extra-Inhalte freigeschaltet werden. Genannt sei hier die Mission "Leonardos Verschwinden". Leonardo macht eine Entdeckung, und ist plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Ezio und Leonardos jugendlicher Gespiele sind voller Sorge, und versuchen, ihn zu finden.

Nun, derartige Zusatzmissionen sind natürlich immer sehr willkommen, aber im Fall von Assassins Creed: Brotherhood sehr lieblos eingebunden. Denn auch wenn wir diese Mission annehmen, reicht es, zu einem der geheimen Treffpunkte von Ezio und Leonardo zu gehen, und schon ist der Gute wieder da. Die meisten anderen freischaltbaren Belohnungen sind darüber hinaus ohne jeden Wert.

 

Die Präsentation

 

Brotherhood setzt technisch auf die selbe Engine, die auch schon für Assassins Creed II verwendet wurde. Somit sind beide Spiele technisch aus einem Guss. Dennoch meine ich, dass die Grafik insbesondere mit Blick auf die Beleuchtung glatt noch ein wenig hübscher geraten ist. Technisch ist die Engine sicher nicht der allerneueste Schrei, das tut der wunderschönen Inszenierung aber keinerlei Abbruch. Im Gegenteil ist so die Hatz durch Rom auch auf Mittelklasse-PC's mit Kantenglättung und ordentlicher Sichtweite flott und flüssig genießbar. Animationen und Zwischensequenzen sind klasse gemacht. Akustisch wartet Brotherhood mit einem traumhaften, orchestralen Soundtrack auf. Auch die Geräuschkulisse sowie die deutsche Sprachausgabe sind sehr gelungen.

 

Fazit

 

Wie schon in Assassins Creed II liegen Frust und Freud bei Brotherhood oft nah beieinander.  Frust insbesondere bedingt durch die ungenaue Steuerung und die ständigen, oft kompletten Wiederholungen von missglückten Schleichmissionen.

Erneut habe ich mich stellenweise vor Wut heiser gebrüllt, und dennoch, die Motivation, weiterzukommen, und zu erfahren, wie die Geschichte weiter geht, ist enorm. Sie ist einfach fantastisch erzählt. Dazu die traumhafte Präsentation des Spiels, die abwechslungsreichen Missionen, die unterhaltsamen Nebenaufgaben.. es fällt einfach leicht, sich in Ezio hineinzuversetzen. Das Schicksal Roms geht einem nahe, und das Ziel, den fiesen Borgia und ihren schmierigen französischen Verbündeten das Handwerk zu legen, treibt ungemein an.

Ich freue mich schon auf die beiden Fortsetzungen, Revelations und III !


Wertung
Pro und Kontra
  • + spannende Story
  • + sehr großes Areal
  • + schöne Grafik und Animationen
  • + Klasse Soundtrack und Sprache
  • + für ein Actiongame sehr facettenreich
  • - magere KI
  • - teils hakelige Steuerung
  • - mitunter unglückliche Savepoints
  • - lieblos implementierte Boni

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(4)
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