F1 2002
In Michael Schumachers Ferrari über den Nürburgring brettern -- der Traum jedes Motorsportfans. F1 2002 von Image Space und EA Sports erfüllte diesen Traum, und zwar mit einer bis dato beispiellosen Detailgenauigkeit. Vor dem Start bewunderten wir die Grid Girls, während des Rennens spürten wir mit einem Force-Feedback- Lenkrad jeden Hauch von Fliehkraft, und nach der Zielflagge analysierten wir die Telemetriedaten. Dank damals aktueller Lizenz stimmten nicht nur die Sponsorenaufkleber und Fahreigenschaften der Autos, sondern sogar das Temperament der Piloten. Grundregel: Je näher bei Juan Pablo Montoya, desto größer das Unfallrisiko! Und wenn es krachte, dann krachte es richtig -- die tolle Physik ließ Reifen über die Piste kullern und Heckflügel durch die Luft segeln. Obwohl im Kern eine knallharte Simulation, setzte F1 2002 auch Maßstäbe bei der Einsteigerfreundlichkeit. In der spaßigen Fahrschule lernten wir Bremswege und Ideallinien.
Lenkhilfe, Traktionskontrolle und ABS durften wir stufenweise regulieren. F1 2002 verkaufte sich blendend und war dennoch das letzte PC-Rennspiel mit aktueller Formel- 1-Lizenz. Warum? Weil seit Sommer 2002 der Playstation-Produzent Sony die Exklusivrechte für die Motorsport-Königsklasse besitzt. Die Trockenzeit auf dem PC könnte bald vorüber sein: Laut der englischen Zeitung The Sun hat EA im Winter 2007 mit dem Formel-1-Star Lewis Hamilton einen Vertrag über fünf Millionen Pfund abgeschlossen, damit er auf dem Cover eines Spiels posiert. Wir gehen davon aus, dass es sich dabei nicht um eine Cricket-Simulation handelt.
Ultima
Es ist uns, ehrlich gesagt, unbegreiflich, warum die Ultima-Serie seit neun Jahren ohne Fortsetzung ist. Gut, fast alle altehrwürdigen Rollenspiel- Reihen liegen mittlerweile tot im Dungeon: Might & Magic, Wizardry, Bard's Tale. Aber Ultima hat nicht nur den klangvollsten Namen, sondern vor allem eine ausgefeilt-sympathische Spielwelt von der Art Realo-Fantasy, die nicht in elfenhaltige Traumwelten abtaucht, sondern im Kern modernes Leben ins magische Mittelalter verpflanzt. Die also einen Wiedererkennungswert hat, weil da Stadtleben fließt, weil Personen mit Alltagsproblemen aneinander geraten, weil Ultima in seinem ausgeklügelten Tugend- System menschliche Stärken und Schwächen von »Habgier« bis »Mitleid« destilliert -- und so voller Stoff für glaubwürdige Geschichten steckt.
Was die Welt aller Ultima-Spiele so spannend macht, ist auch, dass es an allen Ecken und Enden etwas aufzustöbern gibt -- Räuberhöhlen, verlassene Waldhäuser, gestrandete Schiffe -- und jede Entdeckung ihre eigene kleine Geschichte zu erzählen scheint, meist ohne Worte, als unaufgeklärtes Geheimnis. Großartig, wie die Welt dadurch im Kopf zu leben beginnt. Einzig die Gothic-Serie hat diese Faszination begriffen; den generischen Welten eines Oblivion oder Two Worlds ist Ultima bis heute voraus. Die Lizenz liegt bei Electronic Arts, zwei Entwicklungsanläufe (Ultima Online 2, Ultima X) wurden abgebrochen. In letzter Zeit entdeckt EA, welche Schätze da im Archiv schlummern; eine alte Kult-Serie wird derzeit wiederbelebt. Ultima ist es nicht. Aber es könnte die nächste sein.
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