11-11: Memories Retold im Test - Ein Spiel für den Frieden

Memories Retold ist nur wenig Spiel, zeigt dafür aber die Schrecken des Ersten Weltkriegs noch eindrucksvoller als Ubisofts Valiant Hearts.

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"Los, mach ein Foto!" Der Offizier gestikuliert wild, damit ich näherkomme. Er steht neben einem deutschen Kriegsgefangenen, hat die Waffe in seiner Hand direkt auf den Kopf des knieenden Mannes gerichtet. Was heißt da Mann, es ist noch ein Junge. Ich schlucke. Es muss doch einen Weg geben, dieses schreckliche Motiv nicht festhalten zu müssen? Ich stecke die Kamera weg, laufe ziellos durch das abgegrenzte Areal rund um ein paar zerbombte Ruinen, während der Offizier weiter schreit. Mach schon! Mach ein Foto!

Es hilft nichts, ich muss ja den Test zu 11-11: Memories Retold schreiben, also muss ich weiterspielen. Schweren Herzens zücke ich die Kamera und halte den widerlichen Moment für die Nachwelt fest. Im nächsten Moment fällt ein Schuss. Ich fühle mich mies. Das ist nur einer von vielen Augenblicken in dem mir dieses Adventure eindrucksvoll die Schrecken des Krieges vor Augen führt. Schlimmer noch, mich zu einem Teil davon macht.

Im Kriegsdrama um zwei Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg - Ingenieur Kurt auf deutscher Seite und Fotograf Harry auf kanadischer - gibt es keine Helden, sondern nur Menschen, die irgendwie überleben wollen. Das entmachtet mich als Spieler oft, ähnlich wie in einem Valiant Hearts sind meine spielerischen Möglichkeiten begrenzt. Memories Retold ist mehr interaktive Erzählung als Spiel, hinterlässt als solche aber tiefe Spuren.

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Es geht um Menschen statt Krieg

Bei 11-11: Memories Retold springt zunächst die ungewöhnliche Aquarell-Optik ins Auge. Durch intensive Beleuchtung und bunte Farben habe ich das Gefühl, ein spielbares Gemälde vor mir zu haben. So verstecken die Entwickler gleichzeitig, dass der Titel technisch eher simpel gestrickt ist. Das merkt man auch beim stellenweisen Flimmern von Objekten und der Detailarmut.

Die fällt gerade bei den Gesichtern auf, die mangels erkennbarer Mimik selten die nötige Emotion vermitteln können. Gemeinsam mit dem sehr gefühlvollen Soundtrack ergibt sich durch den Grafikstil aber trotzdem eine extrem stimmungsvolle Spielwelt.

Memories Retold erzählt eine packende Antikriegsgeschichte, weil es den Krieg selbst in den Hintergrund treten lässt. Es geht nicht um Schlachten oder Heldentaten, sondern um Menschen, die sich in Schützengräben zwischen Angst und Langeweile betrinken. Sie spielen Karten, weinen und vermissen ihre Familie. Für das Vaterland kämpfen will fast niemand.

Und das auf beiden Seiten: Einen "Bösen" gibt es in Memories Retold nämlich nicht. Deutsche, Kanadier, Franzosen, alle stecken im selben Elend fest. Selbst Offizier Barrett, der mich die Hinrichtung des Gefangenen fotografieren lässt, finde ich einmal weinend vor. Auch er zerbricht langsam am Krieg.

Video-Fazit:11-11 stellt den Krieg dar wie kein Spiel zuvor

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