Erlösung nach vier Jahren: Spieler zockt 3.000 Stunden mit falscher GPU

Wer sich eine Desktop-Grafikkarte kauft, der will damit meist auch spielen. Umso ärgerlicher ist es, wenn man sie aufgrund eines simplen Fehlers gar nicht nutzt.

Update, 13. Juli: In den Kommentaren und in Berichten auf anderen Webseiten zu diesem Thema wird die Frage aufgeworfen, ob ein falsch angeschlossenes Kabel wirklich genügt, um mit der Grafikeinheit des Prozessors statt mit der dedizierten GPU zu spielen. Wir haben den Artikel deshalb um den Abschnitt »Reicht ein falsch angeschlossenes Kabel aus?« ergänzt, in dem wir uns dieser Frage genauer widmen.

Die Flexibilität von PCs kann Fluch und Segen zugleich sein. Das hat der eher unerfahrene Spieler und Reddit-Nutzer Alternative Essay880 in Form von viel zu niedrigen FPS jahrelang erfahren, ohne es zu realisieren.

Welcher Fehler ist ihm passiert? Statt die dedizierte Grafikkarte seines PCs zu nutzen, verwendete er vier Jahre lang die deutlich langsamere GPU, die in seinem Prozessor integriert ist (iGPU). Konkret handelt es sich um diese Hardware:

Im passenden Reddit-Beitrag gibt er an, dass Spiele seit Beheben des Fehlers mit 80 FPS mehr und bei doppelter Qualität laufen. Auf des Rätsels Lösung hat ihn letztlich ein anderer Reddit-Beitrag gebracht:

"Jemand hat einen Beitrag darüber gemacht, dass sein PC langsam war, nachdem die Eltern Kabel entfernt hatten, wo ich ziemlich sicher bin, dass die Lösung darin lag, dass das HDMI-Kabel mit dem Mainboard und nicht mit der GPU verbunden war. Das hat mich dazu inspiriert, mir meinen eigenen PC mal genauer anzusehen, den ich seit 2017 habe."

Die Benchmarks sprechen eine klare Sprache

Wie viel langsamer die dedizierte Vega-Grafikeinheit im Vergleich zu einer Desktop-Grafikkarte ist, haben wir auch selbst im Rahmen unseres Tests des Ryzen 5 2400G nachgemessen.

Demnach ist bereits die Geforce GTX 1050 ohne »Ti«-Zusatz ungefähr doppelt bis drei Mal so schnell wie die Vega-11-GPU des Ryzen 5 2400G. Die Geforce GTX 1050 Ti des Reddit-Nutzers liegt wiederum etwa 20 bis 25 Prozent vor der GTX 1050.

Wie man schon beim Kauf einer Grafikkarte einen großen Fehler begehen kann, schildert euch unser Redakteur Peter Bathge in seiner Kolumne:

Wie konnte das passieren?

Alternative_Essay880 gibt an, den PC mit 16 Jahren bekommen zu haben und zu diesem Zeitpunkt noch sehr wenig über PC-Hardware gewusst zu haben. Zwei weitere Faktoren dürften begünstigt haben, dass er den Fehler so lange nicht bemerkt hat:

  • Vega 11 ist vergleichsweise schnell - Mit dem Ryzen 5 2400G und der Vega-11-Grafikeinheit besitzt der Spieler eine der flottesten iGPUs, die es gibt. Intels weit verbreitete UHD-Graphics 630 kann sie beispielsweise oft um mehr als das Doppelte schlagen (siehe auch den 2400G-Test oben)
  • Er hat eher anspruchslose Titel gespielt - Laut eigenen Angaben hat der Reddit-Nutzer Titel wie Call of Duty: Warzone, GTA (vermutlich Teil 5), Dota 2 und Civilization 6 gespielt, die nicht allzu Hardware-hungrig sind

Die von ihm geschätzte Spielzeit mit der zu langsamen iGPU liegt bei etwa 2.000 bis 3.000 Stunden. Über einen Zeitraum von vier Jahren entspricht das ungefähr einer täglichen Spieldauer zwischen eineinhalb und zwei Stunden.

Wie lässt sich so etwas verhindern?

Einerseits solltet ihr sicherstellen, dass euer Monitor mit eurer Grafikkarte verbunden ist und nicht mit einem Videoanschluss auf dem Mainboard (auch wenn es unter diesen Bedingungen trotzdem möglich ist, dass die dedizierte GPU die eigentlichen Berechnungen beim Spielen durchführt, siehe den nächsten Abschnitt).

Andererseits könnt ihr die iGPU auch komplett deaktivieren. Das geht entweder über den Gerätemanager (erreichbar per Rechtsklick auf das Startmenü) unter dem Punkt »Grafikkarten« oder über das BIOS beziehungsweise UEFI (beim Booten des PCs per »Entfernen«-Taste aufrufbar).

Die genaue Menü-Bezeichnung variiert je nach Mainboard, ihr müsst aber nach Punkten wie »Integrated Peripherals« oder »Integrated Graphics Adapter« Ausschau halten. Im Gerätemanager könnt ihr außerdem feststellen, ob überhaupt eine iGPU aktiv ist. Mehr dazu erfahrt ihr in diesem Artikel:

Reicht ein falsch angeschlossenes Kabel aus?

Grundsätzlich lautet die Antwort: Es kann genügen, muss es aber nicht. Das zeigt unser Test mit einem AMD Ryzen 5 3400G, Nvidias GTX 1050 Ti und dem Mainboard Asrock X570 Taichi eindrücklich anhand von drei Spielen, die jeweils völlig unterschiedlich mit der Situation des am Mainboard bzw. der iGPU angeschlossenen HDMI-Kabels umgehen.

  • Assassin's Creed Valhalla entscheidet sich für die iGPU Vega 11, ohne uns die Wahl zu lassen:

  • Total War: Troy nutzt dagegen ungefragt die dedizierte Grafikkarte in Form der GTX 1050 Ti:

  • Watch Dogs: Legion lässt uns zu guter Letzt selbst die Wahl, mit welcher GPU wir spielen wollen:

Dass der Monitor über einen Mainboard-Anschluss mit dem PC verbunden ist, bedeutet also nicht automatisch, dass die dedizierte Grafikkarte nur Däumchen dreht. Wie sich die Lage genau verhält, hängt außerdem nicht nur vom jeweiligen Spiel, sondern auch vom verwendeten Mainboard und von den Einstellungen im BIOS ab.

Sind euch am PC auch schon mal Fehler unterlaufen, die ihr über einen langen Zeitraum nicht bemerkt habt? Oder seid ihr euch sicher, dass euch so etwas nicht passieren könnte? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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