»Früher war unser Job einfach, ein unterhaltsames Spiel zu machen«
Aktuell arbeitest Du mit anderen Ex-Ensemble-Entwicklern bei BonusXP an Mobile-Titeln wie Stranger Things. Vermisst Du die alten Zeiten oder genießt Du die neuen Herausforderungen?
Ich mag die neuen Herausforderungen im Allgemeinen. Mir gefällt es allerdings überhaupt nicht, mir Wege zu überlegen, wie man die Spieler zum Zahlen bringt. Früher war unser Job einfach, ein unterhaltsames Spiel zu machen, und das war genug. Heute müssen wir das tun und obendrauf noch überlegen, wie wir damit Geld verdienen. Und diesen Teil eines Projekts genieße ich überhaupt nicht.
Aber es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht, so viele neue Dinge lernen zu müssen. Ich habe eine Weile für Zynga gearbeitet und dort über Facebook-Spiele gelernt, jetzt lerne ich über Mobile-Spiele. Das hält mich jung, denke ich.
Warst Du je versucht, über Kickstarter einen geistigen AoE-Erben ins Leben zu rufen?
War ich nie. Ich hatte damals viel Spaß, aber vierzehn Jahre sind eine Menge Zeit. Und das nächste Age of Empires wäre eine schwierige Herausforderung geworden: Die nächste logische Zeitperiode wäre das 20. Jahrhundert. Bis dahin hatte sich die Kriegsführung stark verändert, die Menschen haben einander über große Distanzen getötet. Das wäre ein ganz anderes Spiel geworden. Ich glaube, es gab schon damals bei Ensemble wenig Begeisterung dafür.
Was begeistert Dich heutzutage?
Ich spiele kaum noch Spiele außer denen, die ich selbst entwickle oder die für meine Arbeit wichtig sind. Es macht mir mehr Spaß, meine Finanzen und Investitionen zu verwalten - das ist für mich ganz ähnlich wie ein Spiel: Es gibt Regeln, Ziele und interessante Entscheidungen. Ich habe eine Weile Ökonomie studiert und ich denke, das spiegelt sich auch in einigen meiner Spiele wieder.
In der Spieleindustrie kannst du dich selbst wertvoller machen, indem du viel spielst und viel liest. Ich hatte so viel über Geschichte und Wirtschaft gelesen, dass ich oft derjenige im Team war, der etwa beantworten konnte, welche Gebäude oder Industriezweige wir brauchen würden. Meine Eltern waren beide Lehrer und als Kind fand ich das grässlich, aber heute finde ich es wundervoll. Ich bin einfach neugierig, ich will Dinge wissen und bin ständig am Lesen.
Eigentlich wollten wir Dich noch an einer Spielempfehlung fragen, aber wenn Du heute lieber liest - welches Buch würdest Du unseren Lesern ans Herz legen?
In »Warum Nationen scheitern« blicken zwei Ökonomen zurück in der Geschichte und analysieren den Untergang von Zivilisationen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Nationen sowohl politische als auch wirtschaftliche Möglichkeiten mit der gesamten Bevölkerung teilen müssen. Es ist ein sehr gutes Buch, um die aktuelle Lage der Welt besser zu verstehen - und wo sie hinführen könnte.
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