Finale Kritik zu Andor: Von Anfang bis Ende die bislang beste Star Wars-Serie

Wir ziehen ein Fazit zu Andor und sind aufrichtige begeistert. Diese Serie lohnt sich nicht nur für Star-Wars-Fans, sondern gehört zum besten, was es derzeit plattformübergeifend zu sehen gibt.

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Star Wars: Andor macht wie schon Rogue One eine Sache mehr als deutlich: Der Krieg der Rebellen gegen das Imperium ist ein Kampf absoluter Außenseiter. Eigentlich haben die Rebellen keine Chance gegen diese gewaltige Diktatur. Doch nicht nur die Rebellen sind Außenseiter. Auch Andor selbst, also die Show, sticht zwischen Disneys Serien-Aufgebot nicht unbedingt hervor.

Neben berühmten Namen wie Obi-Wan, Boba Fett oder inzwischen auch The Mandalorian, fällt die Serie rund um einen zwar vielschichtigen, aber von vielen Fans nicht sonderlich hochgeschätzten Rebellen nicht sonderlich auf. Das zeigt sich übrigens auch an den offiziellen Abrufzahlen.

Doch wie den Rebellen in Star Wars gelingt Andor trotz allem das Unmöglich. Denn nachdem so eben das Finale der ersten Staffel über die Monitore dieser Welt flimmerte, ist endgültig klar: Andor rast all den anderen Star-Wars-Serien schneller davon als Anakin Skywalker seiner Konkurrenz beim großen Rennen von Boonta Eve.

Wir haben ja bereits zu verschiedenen Folgen unsere Emulsoße beigetragen und dabei vor Begeisterung zahlreiche Loopings geflogen. Hier ziehen wir allerdings nochmal ein finales Fazit unter eine Serie, die wirklich jeder Star-Wars-Fan gesehen haben sollte.

Ich werde im übrigen schlimme Spoiler zur gesamten Serie vermeiden, muss aber auf einige Rahmenbedingungen eingehen. Deshalb an dieser Stelle eine milde Spoiler-Warnung.

Star Wars: Trailer zur neuen Serie Andor zeigt den düsteren Beginn der Rebellion Video starten 2:24 Star Wars: Trailer zur neuen Serie Andor zeigt den düsteren Beginn der Rebellion

So viel Grau gab es in Star Wars noch nie

Worum es in Andor exakt geht, habt ihr höchstwahrscheinlich schon mitbekommen. Genaueres über die Ausgangslage erfahrt ihr außerdem in unserer Kritik zu den ersten drei Folgen. Deshalb hier höchstens noch mal in aller Kürze: Andor dreht sich um Cassian Andor (Diego Luna), der seine leiblichen Eltern an das Imperium verloren hat und nun auf dem Wüsten- und Industrieplaneten Ferrix lebt - wo er einem eher unehrlichem Tagewerk nachgeht. Es kommt zu Problemen mit der Obrigkeit und ruckizucki ist Cassian unfreiwillig in den Widerstand der noch recht unorganisierten Rebellion verstrickt.

Nachdem Star-Wars-Serien kürzlich nicht gerade mit sonderlich hochwertigem Writing glänzten, zeigt Andor jetzt, wie es richtig geht. Diese Serie versteht es meisterhaft, seine Figuren, das Universum und seine Handlung in Einklang zu bringen. Eben auch, weil das in Star Wars sonst so übliche Zeichnen von Konfliktparteien mit einer Finesse von der Hand geht, dass man nur noch staunen kann.

Der Rätselhafte Luthen hat einen Narren an Cassian gefressen und bringt ihn mit den Rebellen in Verbindung. Der Rätselhafte Luthen hat einen Narren an Cassian gefressen und bringt ihn mit den Rebellen in Verbindung.

Andor zeigt uns nicht nur, was die Rebellen alles auf sich nehmen müssen, um überhaupt einen Funken des Widerstands in der Galaxis zu entzünden. Zum ersten Mal macht diese Serie auch begreifbar, wie perfide und eisern das Imperium eigentlich regiert. Man lernt seine Soldaten, seine Institutionen nicht plump zu hassen. Nein, in Andor lernt man das Imperium zu fürchten - ganz und gar ohne unprovozierte Massaker oder der rücksichtslosen Ermordung eigener Offiziere.

Ich hätte niemals gedacht, dass eine solche Form der Graustufen in Star Wars überhaupt möglich ist. Das Imperium ist immer noch böse, die Rebellen kämpfen offensichtlich für eine gerechte Sache. Doch die Menschen auf beiden Seiten wirken in ihrem Handeln so nahbar, dass man irgendwie immer einen Funken Verständnis aufbringen kann. Ganz gleich, wie schrecklich die Methoden (beider Seiten) sind.

Von vorne bis hinten genial

Die Kompetenz im Drehbuch zeigt sich dabei auch in den Dialogen. Andor transportiert in seinen Gesprächen so viele Informationen, wie wir benötigen und mischt darunter eine oft bittere Gemütslage, die mir die verzweifelten Situationen aller Charakteren verständlich macht. Ich kenne kein anderes Star-Wars-Werk, bei dem allein gesprochene Worte so oft einen Schauder durch meinen Körper jagten.

Natürlich liegt das nicht nur daran, wie klug die Worte gewählt sind und wie subtil damit auf das größere Ganze hingeleitet wird. Auch der Cast weiß mit seiner Darstellung die Charaktere zu betonen. Ich verstehe, oftmals anhand von Nuancen, wofür die Charaktere stehen, was sie antreibt, wovor sie Angst haben.

Obwohl Syril Cassian jagt und dem Imperium dient, verstehen wir als Zuschauer, was ihn antreibt und schätzen sogar einiger seiner charakterlichen Eigenschaften. Obwohl Syril Cassian jagt und dem Imperium dient, verstehen wir als Zuschauer, was ihn antreibt und schätzen sogar einiger seiner charakterlichen Eigenschaften.

Zumal die verschiedenen Handlungs-Teile dabei nie ihren Fokus verlieren und ihre Verbindung zu jeder Zeit klar bleibt. Ob ich nun erlebe, wie Cassian verzweifelt um sein Überleben kämpft, wie Mon Mothma (Genevieve O'Reilly) über hauchdünnes politisches Eis wandelt, wie Luthen Rael (Stellan Skarsgard) im Schatten die rebellischen Fäden spinnt, wie der Sicherheitsoffizier Syril Karn (Kyle Soller) fieberhaft nach seiner Verständnis von Gerechtigkeit strebt oder die imperiale Supervisorin Dedra Meero (Denise Gough) systematisch nach Umtrieben der Rebellen forscht.

Alles ist miteinander verknüpft, beeinflusst sich gegenseitig und läuft auf ein ebenso fulminantes, wie fast schon schmerzhaft spannendes Finale hinaus - bei dem übrigens auf brillante Art und Weise unsere typischen Erwartungen an eine Star-Wars-Serie untergraben werden.

Hat Andor überhaupt Schwächen?

So überraschend ist dieses etwas andere Star-Wars-Finale allerdings gar nicht mehr, wenn man einmal die kompletten Folgen davor gesehen hat. Denn Andor unterscheidet sich extrem von dem, was wir eigentlich von Star Wars kennen. Natürlich ist es das gleiche Universum und der Ton konnte auch schon früher mal düsterer ausfallen.

Auch in Andor gibt es Politik. Allerdings war politisches Treiben auf Coruscant selten so spannend wie in dieser Serie. Auch in Andor gibt es Politik. Allerdings war politisches Treiben auf Coruscant selten so spannend wie in dieser Serie.

Aber Andor setzt gleichzeitig auf eine deutlich andere Bildsprache und verzichtet nahezu vollständig auf übermäßige Querverweise oder Cameos. Klar, wenn von Canto Bight, Krayt oder Scarif die Rede ist, wissen Fans, was gemeint ist. Und denselben Senat wie einst in Episode 1 bis 3 wieder zu Gesicht zu bekommen, sorgt für nostalgische Schübe. Das ist aber niemals Selbstzweck oder unpassend.

Falls ihr aber eben Star Wars gerade für solchen Fanservice liebt und mit dem Universum ein bestimmtes Gefühl oder gar Jedis, Lichtschwerter oder überhaupt viel mehr Aliens verbindet, dann wird euch Andor vielleicht unvollständig vorkommen. Etwas langsamer, methodischer - es gibt weniger Lametta, dafür aber auch mehr Substanz.

Außerdem kann es sein, dass euch das Finale unbefriedigt zurücklässt. Zwar laufen hier viele Fäden zusammen, ein richtiges Ende findet aber keiner davon. Viel mehr stellt es die Weichen für eine zweite Season, die allerdings wohl später kommt, als gehofft.

Das fühlt sich einerseits ziemlich abrupt an. Auf der anderen Seite freue ich mich grenzenlos darüber, dass es noch mehr zu sehen gibt.

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