Serienkritik: Staffel 2 macht Andor endgültig zum besten Star Wars seit 1980

Wir können mit Star Wars aufhören - besser wird’s nicht. Staffel 2 hält des unverschämt hohe Niveau der ersten Season und macht Andor zu einer kugelrunden Sache.

Am 23. April 2025 gehts mit Andor: Staffel 2 bei Disney Plus los. Bildquelle: DisneyLucasfilm Am 23. April 2025 geht's mit Andor: Staffel 2 bei Disney Plus los. Bildquelle: Disney/Lucasfilm

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Obi-Wan Kenobi, Ahsoka Tano und natürlich Boba Fett - all diesen Charakteren hätte ich guten Gewissens zugetraut, mich in Serienform von den Socken zu hauen. Aber Cassian Andor? Hmm, weiß ich nicht, Digga.

Die Ankündigung eines persönlichen Solo-Abenteuers für diesen einen Kerl aus Rogue One habe ich vor knapp sieben Jahren noch mit einem müden Schulterzucken abgetan. Dass ursprünglich sogar mal fünf Staffeln für Andor geplant waren, sogar mit einem genervten Augenrollen.

Oh, wie dumm ich mir mittlerweile vorkomme. 

Denn heute kann ich guten Gewissens sagen: Andor ist nicht nur eine der besten, sondern die beste aller Star-Wars-Serien, die Disney nach der Übernahme meines liebsten Sci-Fi-Franchises zusammengeschustert hat.

Und diese verdammt hohe Qualität hält Andor auch in Staffel 2. Tony Gilroys hat mit den neuen Folgen (ab dem 23. April 2025 bei Disney Plus) ein waschechtes Meisterwerk gezaubert. Denn Andor nimmt nicht nur den Sternenkrieg ernst, sondern auch mich als Zuschauer. Eine Eigenschaft, die ich bei vielen anderen modernen Star-Wars-Produktionen schmerzlich vermisse.

Vali Aschenbrenner
Vali Aschenbrenner

Schon als Jüngling hat sich Vali für eine weit, weit entfernte Galaxis begeistert und von Lichtschwertern und X-Wings geträumt. Heute träumt er davon, dass endlich mal wieder richtig gute Star-Wars-Filme und -Serien kommen - und das hat sich mit Andor für Vali tatsächlich erfüllt.

Worum geht’s in Staffel 2 von Andor?

Keine Sorge: Natürlich verrate ich euch keine konkreten Details zur Handlung der neuen Andor-Season - ihr müsst euch ab dieser Stelle also nicht vor Spoilern fürchten. Ein paar wichtige Eckdaten fasse ich aber trotzdem für euch zusammen, damit ihr wisst, was genau auf euch zukommt.

Staffel 2 von Andor schließt die Lücke zwischen der ersten Season und Rogue One. Das bedeutet konkret: Die insgesamt 12 Folgen behandeln die Lücke von vier Jahren, die zwischen Cassian Andors (Diego Luna) Beitritt zur Rebellion und der Schlacht von Yavin klafft.

Dabei wird die Geschichte (wie schon bei Staffel 1) in insgesamt vier Kapitel zu jeweils drei Episoden unterteilt, während zwischen jedem Story-Arc ein Zeitsprung von einem Jahr liegt.

Für Andor tickt also die Uhr - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die zweite ist auch die letzte Staffel der Star-Wars-Serie, während das Ende von Andors Geschichte dank Rogue One längst feststeht.

Der finale Trailer zu Andor Staffel 2 bringt die Erinnerungen an den ersten Todesstern zurück Video starten 1:22 Der finale Trailer zu Andor Staffel 2 bringt die Erinnerungen an den ersten Todesstern zurück

Die neuen Folgen behandeln nun, wie der Kampf der Rebellen gegen das Galaktische Imperium weiter eskaliert und auch, wie es mit Figuren wie Luthen Rael (Stellan Skarsgard), Dedra Meero (Denise Gough) oder Bix Caleen (Adria Arjona) weitergeht.

Dabei gibt’s nicht nur ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus der ersten Andor-Season, sondern auch mit ein paar Schlüsselfiguren aus Rogue One - wie zum Beispiel Director Orson Krennic (Ben Mendelsohn) oder K-2SO (Alan Tudyk).

Und ohne euch zu viel zu verraten: Der Abschied von der ein oder anderen Figur und auch von Andor als Serie wird weh tun. 

Immerhin haben Showrunner Tony Gilroy und sein Team das große Privileg, ihre Geschichten zu einem richtigen Ende zu bringen. In der aktuellen Zeit hungriger Franchise-Kraken (wie auch Star Wars eine ist) alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Andor hat eine ganze Palette an interessanten und vielschichten Figuren, mit der man zu jeder Minute mitfiebert. Bildquelle: DisneyLucasfilm Andor hat eine ganze Palette an interessanten und vielschichten Figuren, mit der man zu jeder Minute mitfiebert. Bildquelle: Disney/Lucasfilm

Was macht Andor denn zur besten Star-Wars-Serie?

  • Andor nimmt seine Figuren ernst: Komplett gut oder böse ist hier niemand. Stattdessen haben wir es in Andor mit Menschen zu tun - mit all ihren Facetten, Fehlern und komplexen Charakterzügen.

    Dabei ist es egal, wer auf der Seite des Imperiums oder der Rebellen steht. Selbst Extremisten wie Luthen Rael oder Dedra Meero haben Aspekte, die sie sympathisch oder unsympathisch werden lassen. Und hier liegt eine der größten Stärken von Andor: Wir fiebern nicht nur Helden, sondern auch mit den Schurken der Geschichte mit - ob wir wollen, oder nicht.
  • Andor nimmt Star Wars ernst: Der Krieg der Sterne war selten so erwachsen, wie ihn Andor inszeniert. Und nein, damit meine ich nicht, dass die Star-Wars-Serie überzogen brutal ist oder unter die Gürtellinie zielt.

    Viel eher ist das Gegenteil der Fall: Andor setzt nicht auf den großen Schockfaktor, aber scheut sich auch nicht vor unbequemen Wahrheiten, die aktueller nicht sein könnten. Wie diabolisch die Zahnräder des Faschismus arbeiten und was es braucht, um sich dem überhaupt entgegenzustellen.

    Gerade die perfiden Machenschaften des Imperiums werden greifbarer denn je, während selbst 08/15-Sturmtruppen eine unangenehm bedrohliche Präsenz einnehmen. Und das, nachdem die früher von von Luke, Han und Leia reihenweise abgeknallt wurden, ohne selbst etwas Nennenswertes zu vollbringen.

    So diabolisch und erschreckend sind Star-Wars-Schurken ohne Lichtschwert oder Planeten-vernichtende Superwaffen (die kommen ja erst später) selten und umso mutiger die Helden, die sich ihnen verzweifelt, aber auch voller Hoffnung, entgegenstellen.
  • Andor nimmt seine Fans ernst: Produktionen, die ein möglichst breites Publikum erreichen sollen, schrecken gerne mal davor zurück, die eigenen Zuschauer intellektuell zu fordern. Dieses Phänomen ist in Hollywood natürlich kein Neues, aber in der TikTok-Ära mit immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspannen aktueller denn je.

    Tony Gilroy pfeift darauf und lässt sein Team an Regisseuren und Autoren sich nicht zurückhalten, was raffinierte Dialoge und Monologe, clevere Bildsprache und schlaue Story-Kniffe angeht. Andor unterhält und belohnt aufmerksame Zuschauer - und zwar von Anfang bis Ende.
  • Andor nimmt seine Inszenierung ernst: Mit 290 Millionen US-Dollar hat Staffel 2 von Andor ein massives Budget verschlungen. Das sieht man den neuen Folgen der Star-Wars-Serie aber auch an.

    Statt vor einem Greenscreen oder in The Volume wurde in echten Sets an echten Drehorten gefilmt, womit Star Wars selbst auf der großen Leinwand selten besser ausgesehen hat. Dabei wird auch nonverbales Storytelling großgeschrieben, während sich die Dialoge auf das Wichtigste konzentrieren. Andor könnte glatt im Kino laufen - sofern euch diese Feststellung heute noch etwas wert ist.

Nicht nur Cassian Andor (Diego Luna) ist schicker denn je. Staffel 2 seiner Solo-Serie ist ein echter Hingucker. Damit bleibt sich der Look treu. Bildquelle: DisneyLucasfilm Nicht nur Cassian Andor (Diego Luna) ist schicker denn je. Staffel 2 seiner Solo-Serie ist ein echter Hingucker. Damit bleibt sich der Look treu. Bildquelle: Disney/Lucasfilm

Ist Andor perfekt?

Andor ist zweifelsohne die beste Star-Wars-Serie, aber trotzdem nicht zu 100 Prozent perfekt. Der zweiten Staffel merkt man durchaus an, dass Tony Gilroy ursprünglich Ideen für insgesamt fünf Seasons hatte und die eigentlich auch umsetzen wollte. 

Daraus wurde jedoch (offensichtlich) nichts, denn dem Serien-Chef ging dafür schlichtweg die Zeit aus. Deswegen hat man in Staffel 2 spürbar viel unterzubringen versucht - was grundsätzlich sehr gut, aber eben auch nicht tadellos funktioniert.

Manchmal wirken die neuen Folgen verhältnismäßig gehetzt und vollgestopft. Gelegentlich werde ich das Gefühl nicht los, in den Zeitsprüngen zwischen den einzelnen Story-Arcs zu viel zu verpassen. Ein bisschen zu oft muss ich dabei zwischen den Zeilen lesen oder mich mit verhältnismäßig expositionslastigen Dialogen zufriedengeben.

Staffel 2 von Andor wirkt damit gerne mal sprunghaft und es hätte der Serie besser getan, etwas mehr Zeit und Raum zum Atmen zu bekommen. Mir persönlich kommt so die ein oder andere Figur zu kurz, von der ich mir eine größere Präsenz erhofft hätte.

Freilich ist es paradox, dass ich Andor dafür lobe, einen Schlussstrich zu ziehen und trotzdem nach mehr schreie. Das hat Tony Gilroy sich aber selbst zuzuschreiben, wenn er mithilfe seiner talentierten Autoren und Regisseure eine so eindrucksvolle Serie zusammenzimmert.

Zu zumindest einer weiteren Staffel hätte ich nicht Nein gesagt.

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