Chinesisches Hype-Spiel Arena of Valor - Können 80 Millionen Spieler täglich irren?

Über 80 Millionen Spieler in China, eines der Hype-Spiele schlechthin und nun auch im Westen verfügbar: Arena of Valor ist ein auf Hochglanz poliertes Mobile Game, das den Erfolg im Heimatland auch bei uns wiederholen will. Wir haben uns das Spiel genauer angesehen und eingeschätzt, wie gut die Chancen hierzulande für das MOBA stehen.

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Arena of Valor ist ein klassisches MOBA wie League of Legends. Man spielt es jedoch nicht auf PC, sondern auf Mobile-Geräten. Arena of Valor ist ein klassisches MOBA wie League of Legends. Man spielt es jedoch nicht auf PC, sondern auf Mobile-Geräten.

"Ich hätte nie gedacht, dass mich Arena of Valor wirklich begeistern kann." Diese skeptischen Worte stammen von Michael, einem Studenten aus Paris, der täglich mehrere Stunden mit dem Titel verbringt. "Ich meine, es ist ein Handyspiel. Mit sowas kann ich eigentlich nichts anfangen. Und jetzt lasse ich plötzlich Vorlesungen ausfallen, nur um Arena of Valor spielen zu können!"

Michaels Faszination für das Mobile Game wird von Millionen Menschen geteilt: Das in Asien bereits seit zwei Jahren und unter verschiedenen Namen erhältliche Free-to-Play-Spiel verzeichnet heute alleine in China mehr als 80 Millionen aktive Nutzer täglich. Im Sommer 2017 erreichte Arena of Valor dann die europäischen App-Stores, Amerika folgte im Winter. Bei solchen Zahlen drängt sich uns die Frage auf, ob Arena of Valor auch im Westen zum nächsten, großen Hype-Spiel werden kann. Um das herauszufinden, haben wir einen genauen Blick auf den Titel geworfen, dessen Soundtrack von Filmkomponist Hans Zimmer persönlich komponiert wurde.

Keine neue Idee

Wenn wir uns das Spielprinzip auf dem Papier ansehen, dann erscheint es fast unvorstellbar, dass 200 Millionen Fans begeistert Arena of Valor spielen. Denn zunächst einmal ist die Idee alles andere als neu oder innovativ: Zwei Teams mit je fünf Spielern schlüpfen in die Haut sogenannter Champions und versuchen, die Basis des Gegnerteams zu zerstören. Ja, Arena of Valor ist damit nicht nur ein waschechtes MOBA, sondern wurde auch vom weltweit größten Platzhirschen des Genres veröffentlicht: Dem chinesischen Konzern Tencent Games, die unter anderem auch Markeninhaber von League of Legends sind - dem meistgespielten PC-MOBA der Welt.

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Dazu kommt eine weitere, offensichtlich erscheinende Einschränkung: Arena of Valor ist ein Mobile Game, kann also nur auf dem Smartphone gespielt werden. Und während die Genre-Geschwister wie League of Legends, Dota 2 oder Heroes of the Storm auf dem PC zwischen fünf und 15 Tasten mit Fähigkeiten und Funktionen belegen, hat Arena of Valor nur eine Touch-Steuerung zur Verfügung - doch die funktioniert tatsächlich erstaunlich gut und erweist sich im Praxistest als völlig ausreichend: Während der rechte Daumen die Fähigkeiten im Kampf einsetzt, kümmert sich der linke Daumen um die wichtigen Käufe neuer Items während einer Runde und die Steuerung des eigenen Champions.

Das gesamte Interface ist vollkommen auf die Daumensteuerung ausgelegt, das ist dem Spiel deutlich anzumerken. Unterstützt wird die Steuerung außerdem von einem automatischen (und abschaltbaren!) Zielsystem, das "mitdenkt" und in brenzligen Situationen für euch entscheiden kann, welchen Gegner ihr am effektivsten mit euren Angriffen ins Ziel nehmen solltet. Hier gibt es trotz der berechtigten Skepsis tatsächlich nichts zu meckern.

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Mikrotransaktionen und Glücksspielelemente

Doch der Erfolg von Arena of Valor könnte an einer anderen Front bedroht sein: Während der asiatische Markt gegenüber Free-to-Play-typischen Mikrotransaktionen aufgeschlossener ist, werden diese Echtgeldbezahlmöglichkeiten und dazugehörige Glücksspielelemente im Westen misstrauisch beäugt. Gerade im zurückliegenden Jahr häuften sich vor allem die Negativbeispiele, die zeigten, wie Mikrotransaktionen vollwertigen Spielen durchaus schaden können - selbst, wenn sie optional sind.

Im MOBA-Genre haben Mikrotransaktionen eine lange Tradition. Die Echtgeldkäufe sind mit den Gratis-Spielen fest verwoben und sollen im Austausch gegen kosmetische Items wie Skins oder Icons die Finanzierung des Entwicklerteams gewährleisten. Auch Arena of Valor weicht von diesen traditionellen Verwendungsmöglichkeiten der Echtgeld-Käufe nicht ab, die für sich genommen dem Spielerlebnis erst einmal nicht schaden. Doch hinzu kommt ein recht neues Element, dass am ehesten mit den Lootboxen von Overwatch vergleichbar ist: Spieler können im Ingame-Shop Lose kaufen, die sie dann zur Teilnahme an der sogenannten Tombola berechtigt.

Obwohl Arena of Valor ein Mobile Game ist, geizt es nicht mit spielerischer Tiefe: Jeder Held verfügt über drei Fähigkeiten, einen passiven Bonus und kann mit über hundert Items ausgerüstet werden. Obwohl Arena of Valor ein Mobile Game ist, geizt es nicht mit spielerischer Tiefe: Jeder Held verfügt über drei Fähigkeiten, einen passiven Bonus und kann mit über hundert Items ausgerüstet werden.

Wer ein Los einlöst, darf einmal an einem Glücksrad drehen und erhält einen zufälligen Preis. Von einer kleinen Menge Gold, mit der Helden gekauft werden können, bis hin zu exklusiven Champions, die nur in der Tombola erhältlich sind, ist hier alles möglich - und genau diese Tombola alarmierte bereits vor über einem Jahr die chinesischen Jugendschützer. Sie drängten Tencent Games, nicht nur ein Limit für einlösbare Lose pro Tag ins Spiel einzubauen, sondern auch eine automatische Spielzeitbeschränkung. Kinder unter 12 Jahren können nur noch eine Stunde am Tag Arena of Valor spielen und haben nach 21 Uhr gar keinen Zugang mehr zu den Servern - allerdings gilt diese letzte Regelung nur für China, während das Los-Limit auch für westliche Spieler umgesetzt wurde.

Doch der Makel bleibt: Kaum ein anderes Spiel dieses Genres versperrt Inhalte so explizit mit den Mechanismen eines Tombola-Glücksspiels. Das ist durchaus frustrierend, wie mir Michael bestätigt: "Ich spiele jeden Tag Arena of Valor und benutze regelmäßig die Tombola - und trotzdem habe ich noch nicht alle Skins, die es dort zu gewinnen gibt. Das nervt mich sehr und freue mich deswegen umso mehr, wenn die Entwickler mal wieder ein normales Event organisieren."

Für Anfänger mag dieser Blick noch unübersichtlich wirken und überfordern. Doch schon nach wenigen Spielrunden wird diese bunte, chaotische Masse durchschau- und lesbar. Für Anfänger mag dieser Blick noch unübersichtlich wirken und überfordern. Doch schon nach wenigen Spielrunden wird diese bunte, chaotische Masse durchschau- und lesbar.

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