Im Kern ein tolles Spiel
Als Serienkenner wissen wir freilich, dasswir mit etwas Übung und Umsicht immer weniger Frustmomente erleben. Darin liegt ja auch die Crux bei diesem Test. Es wäre so einfach, all die Momente aufzuzählen, an denen die Dinge nicht so funktionierten, wie von uns erhofft. Es wäre so einfach, all die Designschwächen und Logiklöcher bloßzustellen. Aber am Ende hatten wir einfach Spaß beim Spielen. Am Ende hat es uns motiviert, im Rahmen der abwechslungsreichen Missionen die französische Revolution zu erleben.
Immer, wenn wir die Nase voll vom Schleichen hatten, wartete eine rasante Bombast-Mission auf uns, und zumindest in der ersten Hälfte unseres Abenteuers hatte das allmähliche Aufrüsten Arnos seinen Reiz. Das eigentliche Spiel, also das Schleichen, Klettern und Kämpfen, fühlt sich trotz all der Neuerungen im Detail durchaus sehr vertraut an. Das stört uns aber kaum. Schwerer wiegt da das Gefühl, mit dem Abschluss der Story alles Wichtige erlebt zu haben.
Die Nebenaufgaben und Sammelziele taugen zwar als Beschäftigung, reizen uns aber nicht, sie alle abzuschließen. Wozu auch? Die einzigen spannenden Boni, nämlich Kostüme bekannter Serienhelden, sind ohnehin nur den Nutzern der spielbegleitenden Internetplattform zugänglich. Viele Schatztruhen öffnen sich obendrein erst, wenn wir mit der Begleit-App viel Zeit in seichte Minispiele gesteckt haben.
Ist das schon App-Zocke?
Die kostenlose Begleitapp zum Spiel dient zum einen als interaktive Karte für die Spielwelt, auf der wir auch während des laufenden Spiels Markierungen setzen und die Umgebung erkunden können. Außerdem können wir mit der App Arnos Ausrüstung begutachten oder Detailinfos zu einzelnen Missionen aufrufen. Nebenher gibt es zwei simple Minispiele. Zum einen ist managen wir eine Assassinen-Bruderschaft, was praktisch genau wie in den Vorgängerspielen funktioniert. Dazu kommt noch ein simples Glyphen-Suchspiel, bei dem wir unter Zeitdruck versteckte Symbole auf Modellen von Pariser Wahrzeichen suchen. Damit bietet die App seichten Nutz- und seichten Unterhaltungswert. Frech ist jedoch die Tatsache, dass die App immer wieder zum Kauf der Premium-Version animiert, die mehr Statistiken zum Spiel preisgibt und das Assassinen-Metaspiel etwas erweitert. Frech ist ebenfalls, dass wir manche Inhalte des Hauptspiels - verschiedene Truhen, Mini-Missionen und Kostüme - nur über die App freischalten können.
Dass uns das Spiel immer wieder zum Benutzen dieser App animiert und dass in dieser App dann dreist für eine kostenpflichtige Premium-Version dieser Software geworben wird, stößt uns echt sauer auf. Noch viel peinlicher: Ubisoft bietet schamlos eine Premiumwährung zum Kauf an, mit der sich Items sofort freischalten lassen. Dabei ist es weder schwer, noch mühsam, sich neue Items normal freizuspielen. Bei einem Vollpreisspiel haben derartige Mechaniken, genauso wie die freischaltbaren Booster für Gesundheit, Kampf und Schleichen, einfach nichts verloren.
Gemeinsam ein besseres Erlebnis?
Ein Fragezeichen bleibt für uns derzeit noch der Koop-Modus, der eine zentrale Rolle im Spiel einnimmt. Nicht umsonst können wir nur dann alle Talente freischalten, wenn wir auch diese 18 Missionen mit bis zu drei Verbündeten bewältigen. Sie sind zwar auch allein spielbar, doch weil wir stets mehrere Ziele gleichzeitig haben schreien sie danach, gemeinsam erlebt zu werden. Wir konnten sie bislang nur kurz ausprobieren und dann verliefen sie sehr chaotisch. Teamplay kam trotz spezieller Koop-Talente nicht auf. Doch mit genügend Übung und einer eingespielten Spielergruppe könnte das dauerhaft motivieren.
Bis wir den Modus ausführlich ergründet haben ist das neue Assassin's Creed einfach nur ein sehr gutes Open-World-Abenteuer mit großen Stärken und vielen kleinen Macken in einem denkbar unglücklichen Gesamtpaket, das Ubisoft hoffentlich noch auf Jahre peinlich ist. Mit den Technikproblemen der PC-Fassung, den völlig unnötigen Bezahlinhalten und der dreisten App-Einbindung schießt sich der Spielehersteller ins eigene Knie. Kleine Macken kann man mit einem Patch beheben. Bei gebrochenem Vertrauen ist das weitaus schwieriger.
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