Seite 2: Atom RPG im Test - Ein Fall für Fallout-Nostalgiker

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Frust als Belohnung

Als wir den Bunker endlich hinter uns lassen, warten draußen drei bewaffnete Typen, die all unsere Gegenstände und unser Geld fordern. Schon wieder. Widerrede führt zum Kampf, der in Sekundenschnelle endet. Rostige Bierdose gegen Gewehre, da hat Ahmet leider keine Chance. Das kann doch unmöglich so gewollt sein!

Ein Blick ins Forum zum Spiel verrät uns, dass man die Typen einschüchtern oder bequatschen kann, damit man von ihnen verschont bleibt. Fürs Einschüchtern benötigt man maximale Stärke, zum Reden 100 Punkte in Redegewandtheit - zu diesem Zeitpunkt im Spiel hat man übrigens allerhöchstens Charakterlevel 3. Immerhin: wenn man von dem Angriff weiß, kann man vorher seine beste Beute im Bunker verstecken.

Im Passiv-Fertigkeitsbaum steigern wir unsere Alkoholtoleranz. Im Passiv-Fertigkeitsbaum steigern wir unsere Alkoholtoleranz.

Das haben wir probiert, allerdings waren die Banditen in unserem Fall sosehr davon enttäuscht, dass wir keine Wertsachen bei uns trugen, dass sie uns trotzdem gekillt haben. Sosehr wir uns über die (theoretisch) unterschiedlichen Lösungswege für diese Situation freuen, mussten wir uns am Ende also doch wieder ausrauben lassen und standen wieder nackt im russischen Ödland herum.

Beim Erforschen der Gegend entdecken wir übrigens eine Kiste im Lager der Banditen und hoffen darauf, uns mit deren Inhalt wenigstens notdürftig auszurüsten. Doch zum Öffnen fehlt uns der Schlüssel. Als wir viele Stunden später zurückkehren, um an den Schurken blutige Rache zu nehmen, erbeuten wir auch gleich den Schlüssel für die Lagertruhe. Und siehe da - die Kiste ist leer. Das beschreibt das Spielgefühl von Atom RPG ganz hervorragend.

Low Budget

Im Spielverlauf schließen sich unserer Hauptfigur diverse KI-Mitstreiter an. Direkt kontrollieren können wir die Kameraden nicht, dafür rennen sie zuverlässig und ohne Plan in Gegnergruppen und schießen uns mit über 30 unterschiedlichen Waffen im Spiel regelmäßig in den Rücken. Im Kampf können wir gezielt Körperstellen wie Arme, Beine, den Kopf oder die Augen anvisieren.

Unser KI-Begleiter rennt unbewaffnet in zwei Gegner mit Pistolen. Unser KI-Begleiter rennt unbewaffnet in zwei Gegner mit Pistolen.

Der Gegner gibt dann zwar sowas wie »Aua, mein Auge!« von sich, ein System für Verkrüppelungen wie in Fallout existiert aber gar nicht und so trifft der angeblich geblendete Schurke immer noch so gut wie vorher. Hinter Objekten Niederknien oder sonst wo in Deckung gehen können wir auch nicht. Das rundenbasierte Kampfsystem ist weder spaßig, noch hat es taktischen Tiefgang.

Auch die Dialoge haben ihre Tücken. Gegenwärtig ist das Spiel nur in russischer und englischer Sprache spielbar, die Community werkelt an einer deutschen Übersetzung. Die englischen Texte sind voller Rechtschreib- und Grammatikfehler. Stellenweise sind sie ganz einfach bizarr - beispielsweise dann, wenn plötzlich Songtexte von Smash Mouth in einem Dialog vorkommen, ohne Sinn oder Logik und mit dem Holzhammer reingehauen.

In einem Dialog fallen plötzlich Teile aus »All Star« von Smash Mouth ohne jeden Sinn. Warum? In einem Dialog fallen plötzlich Teile aus »All Star« von Smash Mouth ohne jeden Sinn. Warum?

Die Story ist ganz nett, braucht aber ewig, bis sie endlich mal in Fahrt kommt. Über ein Crafting-System können wir aus Schrott einfache Waffen zwar herstellen, aber nicht aufwerten oder modifizieren. Die Grafik ist allenfalls zweckmäßig, Hintergrundmusik geht gegen null. Die Liste lässt sich für jedes Spielelement fortführen - alles ist oberflächlich, ohne Tiefgang oder Feinschliff.

Das soll nicht heißen, dass Atom RPG ein komplett schlechtes Spiel ist. Es ist aber auch beileibe kein Hit. Wer keine AAA-Qualität mit Weltklasse-Storytelling und wahnsinnig packenden Kämpfen erwartet, bekommt hier eine bockschwere, rund 30-stündige Hommage an Fallout. Zwar kommt diese nicht an ihr Vorbild heran, aber für die paar Rubel, die man beim Kauf abdrückt, kann man als Genre-Fan schon mal einen Blick riskieren.

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