Statt wie in den letzten Jahren Kampagne und Multiplayer-Modus getrennt zu bewerten, haben wir uns bei Battlefield 4 und Call of Duty: Ghosts dazu entschlossen, beides gemeinsam zu beurteilen und in eine einheitliche GameStar-Wertungszahl zu gießen. Einige Leser beschweren sich darüber, das kann ich nachvollziehen, dazu gleich mehr. Zunächst möchte ich erklären, warum wir uns für die zusammenfassenden Bewertungen entschieden haben: Weil sie den Spielen gerechter werden.
In den vergangenen Jahren haben wir die Erfahrung gemacht, dass getrennte Wertungen die enorme Gefahr bergen, falsch verstanden zu werden. Oft mussten wir uns vorwerfen lassen, wir hätten den Solo-Feldzug von Call of Duty: Modern Warfare 3 - für viele Spieler der schwächste der Seriengeschichte - mit 91 Punkten bewertet. Das stimmt natürlich nicht, es waren 82; die 91 Punkte bezogen sich ausschließlich auf den Multiplayer-Modus. Es geht mir nicht darum, ob diese beiden Zahlen vollkommen richtig waren. Es geht darum, dass alleine schon die Aufteilung in Solo- und Multiplayer-Wertung ein offensichtlich verzerrtes Wertungsbild hervorrief.
Das Metacritic-Dilemma
Übrigens auch beim internationalen Wertungs-Schmelztiegel Metacritic, über den unsere Redaktion in den vergangenen Jahren hitzig diskutiert hat. Soll dort eigentlich nun die Multiplayer- oder die Kampagnen-Wertung stehen? Ist bei Battlefield der Multiplayer wichtiger, bei Call of Duty hingegen die Kampagne? Was sagen dann jene Zehntausenden Spieler, die sich in die Mehrspieler-Gefechte von Call of Duty stürzen und die Kampagne links liegen lassen? Oder ist bei Call of Duty letztlich der Multiplayer wichtiger - was aber machen wir dann mit den klaren Schwächen der Kampagne?
Und senden wir nicht ein grundfalsches Signal an Electronic Arts und Dice, wenn wir sagen: »Die Kampagne von Battlefield ist unwichtig, da könnt ihr den letzten Mist abliefern - Hauptsache, der Multiplayer passt«? Welche Motivation sollten die Entwickler dann haben, sich zu verbessern? Noch dazu, wenn EA die Battlefield-Kampagne als große Kampfansage an Call of Duty bewirbt, den Spielern die Münder wässrig macht und dann in Battlefield 4 einen derart uninspirierten Stumpfsinn abliefert, dass daneben selbst eine Call of Duty-Kampagne wie der heilige Gral der Erzählgewalt aussieht?
Ganz nebenbei machen viele Publisher zudem ihre Bonuszahlungen von Metacritic abhängig: Sollen wir dazu beitragen, dass die Entwickler bei Dice und Infinity Ward Boni abstauben, obwohl sie wichtige Spielbestandteile in den Sand setzen? Spielbestandteile, mit denen sie um potenzielle Käufer werben, die jeweils viele Fans haben? Nein, wir wollen den Studios das klare Signal senden: Leute, strengt euch an, das muss besser gehen! Das sind wir den Spielern, unseren Lesern schuldig.
Und wichtige Spielbestandteile sind bei Battlefield 4 und Call of Duty: Ghosts eben sowohl Single- als auch Multiplayer, das zeigt schon alleine das Feedback, das wir von unseren Lesern bekommen. Uns erreichen ungefähr gleich viele Mails, persönliche Nachrichten, Facebook-Postings und Forenkommentare zur Kampagne und zu den Mehrspieler-Schlachten beider Serien. Da beschweren sich Spieler über Cheater im Online-Modus von Call of Duty, während andere die dünne Kampagnen-Story kritisieren.
Dann wieder beklagen die einen Spieler die Bugs im Battlefield-Multiplayer, die anderen hingegen die Ideenarmut des Solo-Feldzugs. Natürlich hat jeder Spieler eine andere Perspektive auf beide Serien, natürlich setzt jeder Spieler andere Schwerpunkte. Pauschal zu urteilen, dass Kampagne oder Multiplayer irrelevant sind, geht jedoch offensichtlich an der Realität vorbei. Bei kaum einer Serie sind Single- und Multiplayer derart bedeutend wie bei Battlefield und Call of Duty. Diesem Umstand tragen wir Rechnung.
Feedback, bitte!
Wir sind uns allerdings auch bewusst, dass wir den Stein der Wertungsweisen noch nicht gefunden haben - ebenfalls aus mehreren Gründen. Die zusammenfassenden Urteile können nicht das persönliche Wertungsempfinden aller Spieler abbilden - ich kann absolut nachvollziehen, dass sich eingeschworene Multiplayer-Fans an den Solo-Abzügen im Battlefield 4-Wertungskasten stören.
Zudem erschweren die Einheitswertungen die Vergleichbarkeit von Battlefield 4 und Call of Duty: Ghosts mit den direkten Vorgängern und anderen Actionspielen. Wir müssen uns für die Zukunft überlegen, wie wir mit anderen Spielen mit starken Kampagnen und Multiplayer-Modi verfahren - etwa mit Starcraft 2. Offenbar haben wir auch nicht klar genug kommuniziert, dass wir beide Spiele für Bugs abgewertet haben - ohne die zahlreichen Probleme zum Launch hätte etwa Battefield 4 drei Punkte mehr bekommen können, was nicht jedem Leser klar ist.
So ist die einheitliche Wertung für uns zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber sicherlich nicht der letzte Schritt. Uns interessiert nun nämlich vor allem Ihr Feedback: Schreiben Sie uns, ob unsere Wertungen den beiden Spielen gerecht werden, ob und wie Sie anders gewertet hätten, welcher Blickwinkel auf die beiden Spiele in Ihren Augen der richtige wäre. Unser aktuelles Wertungssystem hat unser damaliger Chefredakteur Jörg Langer vor über neun Jahren eingeführt - ist es noch aktuell? Was sollte sich ändern?
Schreiben Sie's uns an [email protected], schreiben Sie's in die Kommentare unter dieser Kolumne, schreiben Sie's uns auf Facebook, Google+, Youtube, per Brieftaube, mit Rauchzeichen - egal! Hauptsache, wir bekommen Feedback. Schließlich wollen wir nicht nur Spieleentwickler auffordern, besser zu werden - sondern uns auch selbst weiter verbessern.
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