Black Book: Ein Rollenspiel für Anspruchsvolle fernab von Genre-Klischees

Black Book kennen nicht viele, was sich ändern sollte. Das atmosphärische RPG setzt wie The Witcher auf slawische Folklore und überrascht mit einem cleveren Kampfsystem.

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Black Book erzählt eine düstere Geschichte rund um russische Folklore. Inklusive Geister, Monster und Dämonen. Black Book erzählt eine düstere Geschichte rund um russische Folklore. Inklusive Geister, Monster und Dämonen.

Genre: Rollenspiel | Entwickler: Morteshka | Plattformen: PC, PS4, Xbox One, Switch | Release: Q1 2021

Trotz der geographischen Nähe ist die slawische Mythologie und Folklore hierzulande weniger populär als ihr nordisches oder griechisches Pendant. Allerdings erscheinen immer mehr Computerspiele aus Osteuropa, die daran etwas ändern wollen. Etwa der Dungeon Crawler Operencia aus Tschechien und allen voran natürlich die polnische Witcher-Reihe, die das unserer Meinung nach beste Rollenspiel aller Zeiten hervorgebracht hat.

Wen ihr an den düster bis märchenhaften Wurzeln dieser Mythologie Gefallen gefunden habt, dann solltet ihr einem weiteren (deutlich kleinerem) Rollenspiel mal eine Chance geben. Die Rede ist von Black Book. Das Spiel stammt von dem russischen Entwicklerstudio Morteshka, die bereits mit The Mooseman 2017 ein visuell einzigartiges und von Mythologie durchzogenes Spiel veröffentlichten. Wir haben uns durch den kostenlosen Prolog ihres neuen Werkes gespielt.

Wenn ihr vorher noch mehr über die Mythologie hinter The Witcher erfahren wollt, dann empfehlen wir euch die spannende Kolumne unserer russischstämmigen Redakteurin Natalie Schermann auf GameStar-Plus:

Worum geht es in Black Book?

Anders als The Witcher entführt uns Black Book nicht in eine rein fiktive Welt. Wir begeben uns stattdessen in ein ländliches Gebiet des irdischen Russlands im 19. Jahrhundert. Aus diesem Grund wird die Welt von Black Book nicht nur von mythologischen Hintergründen geprägt, auch christliche Weltbilder wie Himmel und Hölle spielen eine wichtige Rolle.

Hexen und Hexer gibt es hier aber auch. Und wie Geralt nutzen sie Magie und Worte der Macht, um gegen übernatürliche Unholde zu bestehen und den einfachen Leuten hilfreiche Ratschläge zu geben. Die junge Vasilisa trägt große Macht in sich und sollte eigentlich zu einer Hexe ausgebildet werden. Doch sie brach diese Ausbildung ab, um zu heiraten. Erst nach dem Selbstmord ihres Verlobten kehrt sie zu dem Hexer Egor zurück und beschließt die Sieben Siegel des namensgebenden Schwarzen Buches zu brechen. Damit soll ihr ein Wunsch gewährt werden, mit dem sie ihren Mann aus der Hölle befreien kann. Die Vorgeschichte wird in einem ersten Trailer bereits gut vermittelt:

Black Book - Darum geht es in dem Rollenspiel, das auf die selbe Mythologie wie The Witcher setzt Video starten 2:31 Black Book - Darum geht es in dem Rollenspiel, das auf die selbe Mythologie wie The Witcher setzt

Der ganze mythologische Unterbau und vor allem die Geschichte sind ein wichtiger Bestandteil von Black Book. Dabei gelingt es den Entwicklern, mit recht einfachen Mitteln eine zum schneiden dicke Atmosphäre zu erzeugen. Zwar sieht man in den Ingame-Szenen den Charaktermodellen an, dass hier nicht das größte Budget drin steckt, trotzdem erzeugen vor allem Lichtstimmung und die Bildkomposition immer wieder wundervolle Szenerien:

Die Grafik setzt nicht auf Bombast, sondern erschafft mit einem eigenen Stil und der richtigen Farbgebung eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre. Die Grafik setzt nicht auf Bombast, sondern erschafft mit einem eigenen Stil und der richtigen Farbgebung eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre.

Was für ein Spiel ist Black Book?

Black Book ist ein Rollenspiel. Allerdings im weitesten Sinne. Erwartet keine Open World oder ausgefallene Talentbäume. Stattdessen definiert das Schwarzen Buch unserer Hexe, für das wir im Zuge unseres Abenteuers immer mehr Zaubersprüche freischalten, wie wir unsere Heldin spielen. Neue Sprüche verdienen wir, wenn wir Dämonen im Kampf besiegen, sie für Rubel kaufen oder als Belohnung nach einer abgeschlossen Quest geschenkt bekommen.

Etwas schade: Die Zauber kommen auschließlich in Kämpfen zum Einsatz, nicht aber in Dialogen oder gar Rätseln. Das Kampfsystem überzeugt dafür umso mehr, weil es anfangs zwar simpel, aber schon nach kurzer Spieldauer eine erstaunliche taktische Tiefe ermöglicht. Jede Runde kann Vasilisa eine bestimmte Anzahl an Sprüchen wirken.

Diese Zauber unterteilen sich nochmal in Befehle, Schlüsselwörter und in Farben. Rein vom System her erinnert das ein wenig an ein Kartenspiel, was Black Book aber viel atmosphärischer inszeniert als ein Hearthstone oder Magic: Arena. Denn wir ziehen eben keine Karten von einem Stapel auf unsere Hand, sondern wählen den gerade passenden Spruch aus unserem Zauberbuch – und fühlen uns entsprechend auch viel mehr wie jemand, der gerade zaubert. Und nicht wie jemand, der Karten spielt.

Unten im Bild seht ihr das Schwarze Buch, in dem alle verfügbaren Zauber stehen. Oben wird angezeigt, wie viele Sprüche welchen Typs wir ausspielen dürfen. Das blaue Symbol stellt unsere Rüstung dar, die Herzen unser Leben. Gleiches gilt für den Feind gegenüber. Unten im Bild seht ihr das Schwarze Buch, in dem alle verfügbaren Zauber stehen. Oben wird angezeigt, wie viele Sprüche welchen Typs wir ausspielen dürfen. Das blaue Symbol stellt unsere Rüstung dar, die Herzen unser Leben. Gleiches gilt für den Feind gegenüber.

Abgesehen von der Auswahl an Zaubersprüchen sind die Runden nicht vom Zufall abhängig. Wir sehen stets, was unser Gegner machen wird und können immer vorher handeln, fast so wie beim Taktik-Meisterwerk Into The Breach, das es in unserem Ranking der 100 besten PC-Strategiespiele gerade erst auf den 19. Platz geschafft hat.

Dieses System lädt zum Knobeln ein, lässt uns zuverlässig nach Lösungswegen suchen und verschiedene Zauber kombinieren. Einige Zauber bringen dann nochmal spezielle Vorteile und bleiben beispielsweise mehrere Runden lang aktiv. So wird Black Book stets ein wenig anspruchsvoller.

Was gefällt uns bisher? Was gefällt uns nicht?

Black Book stammt von einem kleinen Team und entstand ohne viel Budget. Das Spiel wurde auf Kickstarter mit einer Summe von 163.496 Euro mitfinanziert. Dafür, dass es so klein ist, bietet es aber eine sehr runde Spielerfahrung. Die Entwickler wussten also recht genau, wo ihr Fokus liegt: eine dichte Atmosphäre, ein unverbrauchter Hintergrund und ein einzigartiges Kampfsystem.

Stärken von Black Book

  • Die Entwickler erschaffen mit einfachen Methoden eine durchaus ansprechende Optik. Damit haut man sicherlich keinen Grafik-Fetischisten vom Hocker, aber vor allem die Szenerien sind sehr stimmungsvoll.
  • Das Kampfsystem ist sehr einfach zu lernen, doch aufgrund der unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten von Karten, kann es immer komplexer werden.
  • Slawische Mythologie ist auch nach The Witcher noch ein selten gesehener Hintergrund für eine Spielwelt und im Verlauf des Spiels sollen wir sehr viel über diese Mythologie lernen.

Schwächen von Black Book

  • Auch wenn die Szenerien atmosphärisch sind, sehen die Charakter-Modelle mit ihren großen Augen unfreiwillig komisch aus.
  • Bereits die englische Übersetzung ist an einigen Stellen äußerst holprig. Das fertige Spiel soll zumindest deutsche Texte bekommen. Hier gilt es abzuwarten, wie hochwertig diese letztendlich ausfallen.

Black Book befindet sich noch in der Entwicklung. Das Spiel soll im ersten Quartal 2021 erscheinen. Auf Steam könnt ihr aber bereits selbst in den kostenlosen Prolog reinspielen, der etwa eine Stunde lang dauert. Die ersten User-Wertungen fallen bereits recht positiv aus und auch wir sind optimistisch, dass Black Book eine nette kleine Abwechslung zum typischen Rollenspiel-Standard wird.

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