Ein Käfer hat gut Schleichen
Ganze 72 Formen konnte der Affenkönig laut Mythos annehmen. Ein beeindruckendes Arsenal, das das Soulslike-Gameplay ordentlich aufmischen könnte. Denn der Bananenliebhaber aus Black Myth greift ebenfalls in die Trickkiste: Als winzig kleine Zikade schwirrt ihr unbemerkt an Feinden vorbei, die übrigens ebenfalls tierischer Natur sind, trotz Verhalten und Kleidung, das man von Menschen kennt. Oder sie sind der chinesischen Mythologie entlehnt, was teils dem Design-Gruselkabinett eines From Software überraschend nahe kommt.
Dass der gewitzte Affe sich auch als Statue tarnt und nichts ahnende Feinde von hinten attackiert, spricht für ein richtiges Stealth-System. Vielleicht dürft ihr euch wie in Sekiro auch schleichend an Gegner herantasten und euch so einen Vorteil verschaffen. Als Fledermaus gleitet man zudem deutlich selbstbewusster durch die Lüfte, während ein dickschädliges Felsbrockenwesen Angriffe lässig abprallen lässt und ein Riesenaffe mit den Gegnern den Boden aufwischt. Zumindest für etwa 30 Sekunden, denn alle Verwandlungskills haben einen solchen Timer.
Ihr solltet sie also taktisch klug im richtigen Moment aktivieren und auf die Angriffe eurer Gegner abstimmen oder von ihnen lernen: Denn nachdem der Held einen Wolfskrieger besiegt hat, sammelt er seine Feuerlanze ein, nur um sie im Kampf gegen einen Riesenwolf selbst zu zücken. Er verwandelt sich so in die Kreatur und heizt ihm mit flammenden Hieben ein.
Weder Sattsehen, noch Sattspielen
Die Umgebung zitiert über verschneite Tempel, dichte Bambuswälder oder ausgetrocknete Wüsten nicht nur die Reiseroute des Affenkönigs, sondern will sich auch spielerisch einmischen. Zumindest zeigen die Videos immer wieder deutlich, wie Dächer bröckeln, steinerne Statuen einstürzen oder Bambus sich vor einer Klinge verbeugt - ein Teil der detailverliebten Grafikpracht ist wohl zerstörbar.
Und weil so ein Affe nun mal ein agiler Geselle ist, können auch Fallen und Parkour-Einlagen auf euch zukommen: Im Gameplay sieht man, wie ein großer Steinkopf auf den Helden zurollt, er über Planken springt und klettert oder per Liane einen Abgrund überwindet. Zusammen mit Schleichen, Kämpfen und Dialogen verspricht das angenehme spielerische Abwechslung in der optisch beeindruckenden Kulisse.
Black Myth: Wu Kong - Screenshots ansehen
Nicht zu früh freuen
Also wo ist jetzt der oben beschworene Haken? Das klingt doch alles nach einem spielbaren Traum für Fans knackiger Action-Rollenspiele, oder nicht? Doch das tut es. Aber nicht zuletzt auch, weil es sich um einen Pitch handelt. Und zwar nicht nur an uns Spieler, sondern auch an Entwickler, die das Studio Game Science aktuell noch anwerben möchte, um dieses ambitionierte Abenteuer in die Tat umzusetzen.
Black Myth: Wu Kong steht noch ganz am Anfang seiner Entwicklung - in der Pre-Alpha. Die Kinderschuhe der Konzeptphase hat der Affe damit schon ausgezogen, aber weit fortgeschritten ist die Produktion, auch wenn diese Begriffe eher vage abgesteckt sind, mit Sicherheit noch nicht.
Einfach gesagt wird in dieser Phase ein Großteil der Inhalte erst entwickelt, nachdem die grundsätzliche Idee und ein spielbarer Prototyp oder Vertical Slize überzeugten - Auszüge daraus dürften die Gameplay-Trailer zeigen. Hier kann noch viel umgeworfen werden: Neue Features werden eingebaut und alte geschnitten oder abgeändert.
Dazu passt auch der Wechsel der Entwicklungsumgebung. Von der Unreal Engine 4 auf die Unreal Engine 5 soll der sich deutlich unkomplizierter gestalten als bei der Vorgängerversion. Trotzdem würde man ihn eher früher als später im Projekt wagen, um unnötige Komplikationen zu vermeiden. Zudem scheint selbst der für 2023 angedachte Release noch optimistisch. Die Entwickler selbst sprechen nur davon, dass sie sich so viel Zeit lassen, wie eben nötig ist.
Bei all der Begeisterung über coole Kämpfe und schicke Grafik sollten wir uns also bewusst machen, dass es noch sehr lange dauert, bis wir Black Myth wirklich in den Händen halten - wenn überhaupt. Im schlimmsten Fall ist das Projekt überhaupt nicht realisierbar, wenn der Entwickler jetzt nicht genügend Aufmerksamkeit generiert, um fähige Leute oder Investoren anzuwerben.
Schon jetzt drücke ich Game Science aber die Daumen, denn nicht nur das Gezeigte beeindruckt. Auch ein Singleplayer-Erlebnis mit einer Story über mehrere Teile, möglichem Koop und ohne Pay2Win-Allüren klingt für mich nach einer Strategie, mit der ich mich sehr gut anfreunden kann.
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