Furchtbar
, der schlechteste Film des Jahres
, kann man sich nicht ansehen
: In den USA ist Borderlands schon in die Kinos gestartet und ein riesiger Flop. Die Kritiken fallen vernichtend aus und die Kinos bleiben leer.
Inzwischen konnten ich auch die deutsche Version des Films sehen und bin nach all dem, was ich gehört habe, überrascht. Denn ganz so schlimm fand ich Borderlands dann doch nicht. Ob sich ein Kinobesuch aber lohnt, ist eine ganz andere Frage.
Willkommen auf Pandora
Zunächst eine kurze Einführung für alle, die noch nie von den Spielen gehört haben: Borderlands spielt in einer dystopischen Welt, in der Megakonzerne über die Menschheit herrschen, die verstreut auf verschiedenen Planeten lebt. Konzerne und Glücksritter, die sogenannten Kammerjäger suchen nach einem versteckten Alientempel, der Kammer, in der sagenhafte Reichtümer und mächtige Technologien liegen sollen.
Hauptschauplatz des Films ist wie in den ersten beiden Spielen der Planet Pandora, eine gefährliche Wildnis, die von vielen Konzernen aufgegeben wurde und jetzt vor allem von Banditen bevölkert wird. Unsere Helden sind hier auf der Jagd nach versteckten Alien-Artefakten. Und der Planet sieht eigentlich auch richtig gut aus.
Borderlands hat viel Mühe in die Kulissen und Requisiten gesteckt und auch viele Kostüme sind gut gelungen. Wer die Spiele kennt, kann außerdem viele Gegenstände, Symbole und kleine Easter Eggs aus dem Vorbild entdecken. Trotzdem fühlt sich die Welt von Borderlands nie wirklich so an wie ihr Vorbild.
Und das liegt daran, dass eine entscheidende Zutat fehlt.
Wo ist der Wahnsinn?
Gleich zu Beginn verpasst Lilith (Cate Blanchett) einem Konzernlakeien eine blutige Nase. Diese Szene bleibt einzigartig, denn in den nächsten 90 Minuten sehen wir keinen einzigen Tropfen (Menschen-)Blut mehr.
Wahrscheinlich um auch jüngerem Publikum den Kinobesuch zu ermöglichen, haben sich die Produzenten entschlossen, Borderlands schon ab 12 Jahren freizugeben. Und das macht den Film zu dem schlimmsten, was ihm passieren könnte: Zahm.
Ich persönlich mag ja eigentlich keine unnötig brutalen Szenen in Filmen und musste etwa bei Game of Thrones regelmäßig wegschauen und -hören. Aber Chaos, Gewalt und Wahnsinn gehören einfach zu den wichtigsten Elementen von Borderlands.
Auf Pandora marodieren Banditen und Monster, die nicht davor zurückschrecken, Menschen wahllos zu töten oder ihnen noch schlimmeres anzutun. Um in dieser postapokalyptisch anmutenden Hölle zu überleben, muss man entweder selbst Gewalt anwenden, oder extremes Glück haben. Und ohne wenigstens etwas von dieser Grausamkeit von Pandora zu zeigen, kann das eben nicht erfolgreich vermittelt werden.
Dabei geht es mir nicht unbedingt darum, dass ständig Blut fließen und Köpfe fliegen müssen. Der Film könnte uns schließlich auch auf andere Weise vermitteln, wie schlimm Pandora ist. Aber der Planet wirkt einfach viel zu sehr wie ein Abenteuerspielplatz. Von den Monstern ist fast gar nichts zu sehen und die Banditen wirken kaum furchteinflößend, auch weil sie für unsere Helden nie wirklich gefährlich werden.
Aber ja, man merkt auch den Actionszenen von Borderlands an, dass sie nachträglich abgeändert wurden, um der Altersfreigabe zu entsprechen. Laut dem Stuntkoordinator wurden die Kämpfe nämlich ursprünglich deutlich blutiger gedreht. Dass der Film zu einem Familienabenteuer zurechtgeschnitten wurde, führt aber dazu, dass die Action seltsam unzusammenhängend wirkt.
Keine Tina
Diese falsche Zurückhaltung übt der Film leider auch bei den Charakteren und verhunzt einige von ihnen so komplett. Namentlich sind das Tiny Tina (Ariana Greenblatt), Wissenschaftlerin Tannis (Jamie Lee Curtis) und der ehemalige Bandit Krieg (Florian Munteanu). Denn in den Spielen sind alle drei eigentlich hochgradig traumatisiert.
Tinas Familie wurde hier entführt und nur sie konnte durch das Zünden einer Granate der Gefangenschaft entfliehen, während ihre Eltern einen grausamen Tod erlitten. Tannis verlor die meisten ihrer Kollegen an die Wildnis von Pandora und an Krieg wurden unmenschliche Experimente durchgeführt.
Es sind diese schlimmen Erlebnisse, die sich eigentlich auch in ihren schrillen Persönlichkeiten widerspiegeln. Die Figuren verhalten sich oft dementsprechend seltsam: Tina ist von Sprengstoff besessen und einerseits noch Kind, andererseits an die Gewalt auf Pandora gewöhnt. Tannis hat (unter anderem) ein zwanghaftes Bedürfnis nach Sauberkeit entwickelt und Krieg eine gespaltene Persönlichkeit.
Damit ihr versteht, wovon ich spreche, seht euch einfach mal an, wie Tiny Tina in Borderlands 2 eingeführt wird:
Link zum YouTube-Inhalt
Kurz gesagt, die meisten Figuren aus den Borderlands-Spielen sind auf die ein oder andere Weise ziemlich kaputt und seltsam und genau das macht sie interessant. Aber auch das ging bei der Filmadaption verloren.
Tina, Krieg und Tannis wirken hier einfach viel zu normal
und gewöhnlich für Pandora. Sie bekommen zwar neue, dramatische Vorgeschichten spendiert, doch in ihrer Persönlichkeit scheinen die kaum durch. Dass sie gelegentlich vermeintlich flotte Sprüche loslassen, hilft da auch nicht weiter, sondern lässt mich nur vor Fremdscham im Sitz versinken.
Auch Roland (Kevin Hart) und Lilith werden auf Borderlands-Fans nicht vollkommen überzeugend wirken, was auch am Casting liegt. Die originale Lilith hat etwas jugendhaftes, das Cate Blanchett mit über 50 Jahren schlicht nicht einfangen kann.
Und der heldenhafte Roland mit seiner beeindruckenden Statur ist bei Kevin Hart nicht am unbedingt am besten aufgehoben, auch wenn der Schauspieler sein Bestes gibt. Es fällt einfach schwer, dem eher für seine lustigen Rollen bekannten Hart den raubeinigen Soldaten abzukaufen.
Lediglich der Roboter Claptrap (Jack Black) bewegt sich auf demselben Grad zwischen nervig und bemitleidenswert wie im Spiel und hat mich immerhin ab und zu leicht zum Schmunzeln gebracht.
Allerdings fehlt es auch an der Chemie zwischen den Charakteren. Bis zum Ende des Films hat sich die Gruppe kaum aneinander gewöhnt und hätte wohl noch mehr Zeit gebraucht, um zu einer ungewöhnlichen Familie zusammenzuwachsen. Eine Ausnahme bilden Tiny Tina und Krieg, die als sehr ungleiches Geschwisterpaar
für Unterhaltung sorgen.
Stichwort Unterhaltung
, den schwarzen Humor der Spiele können die Dialoge im Film leider auch nicht wirklich rüberbringen. Die Witze funktionieren im Deutschen schon mal fast nie, aber das dürfte längst nicht nur an der Übersetzung liegen.
Unfreiwillige Kammerjäger
Die ungleiche Heldentruppe wird durch Tiny Tina vereint, die als Schlüssel zur versteckten Schatzkammer eines ausgestorbenen Alienvolkes gilt. Hinter der ist allerdings auch Tinas Vater her - der im Film noch lebt und Chef des Riesenkonzerns Atlas sowie Bösewicht der Geschichte ist.
Auch die Story von Borderlands ist aber kein Augenöffner, was angesichts der Produktionsgeschichte des Films nicht unbedingt überrascht. Nicht nur konnte der ursprüngliche Regisseur Eli Roth (Hostel, The Green Inferno) nicht für die Nachdrehs zurückkehren und wurde von Tim Miller (Deadpool, Terminator: Dark Fate) ersetzt. Insgesamt waren auch zehn Drehbuchautoren an dem Projekt beteiligt.
Unsere Helden flüchten auf der Suche nach Alienartefakten von einem Ort zum nächsten, bis es zum finalen Showdown kommt. Am spannendsten ist da noch das Geheimnis um Lilith, das erst sehr spät im Film aufgedeckt wird. Viele Details drohen dagegen nur wenige Stunden nach dem Anschauen in Vergessenheit zu geraten.
Und das steht stellvertretend für den ganzen Film: Borderlands ist zwar meiner Meinung nach nicht so furchtbar und qualvoll, wie manch einer behauptet. Aber der Film ist einfach nichts Besonderes, das lang im Gedächtnis bleibt.
Viele wichtige Elemente des Vorbilds wurden sträflich vernachlässigt, übrig bleibt ein identitätsloses Werk, das weder Fans der Spiele noch das restliche Publikum wirklich überzeugen kann. Dafür ins Kino zu gehen ist es wahrscheinlich nicht wert. Angeblich soll der Film aber schon am 30. August zu den Streamingdiensten kommen, dann könnt ihr ja mal reingucken.
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