Charaktere & Humor: Schnabeltieresk
Aber nicht nur die Story und die Schauplätze tragen zum Spaßfaktor bei, sondern vor allem all die skurrilen Charaktere, die aberwitzigen Dialoge, der zeitlose Slapstick und der oftmals doppelbödige Wortwitz.
So begegnen wir auf dem schwimmenden Schwarzmarkt nicht nur alten Bekannten wie Doc oder Bozo, sondern auch einem verunsicherten Restaurant-Besitzer mit menschenfressendem Dämon im Keller, einem blinden Apotheker, Rufus‘ Papa (huch!) einem Schnabeltier-Club-Vorsitzenden (»Ich bin hier, Du bist hier, Schnabeltier «) sowie jeder Menge Schnabeltieren. Selbstredend dürfen sich Rufus und Goal auch noch in einer Arena im Schnabeltier-Bataka balgen und hauen.
Die geschliffen witzigen Dialoge unterstreichen die Abgedrehtheit der Charaktere. So leidet der Anführer der lokalen Widerstandszelle, die noch untätiger ist als ihre Genossen der »Volksfront von Judäa« aus Das Leben des Brian, unter einem nuschelnden Sprachfehler (und unter seiner Mutter), Rufus´ Ex-Freundin Toni hat weiterhin nur beißenden Spott übrig, und Doc verzweifelt allmählich an Rufus.
Dazu hat der Autor Jan »Poki« Müller-Michaelis neben seinen begleitenden Erzähler-Liedchen einen hinreißenden Auftritt als singender Gondoliere, der urkomische Songeinlagen zum Besten gibt. Wie viele Dialogzeilen haben die Lieder oft eine zweite Ebene, die auf argen Beziehungsstress hindeutet. Eigentlich müssten wir uns nun Sorgen um Pokis Liebesleben machen, andererseits sind die ganzen Songs einfach zu witzig. Soll er ruhig viel mehr darüber singen.
Rätsel & Technik: 1, 2 oder 3
Bei den Rätseln zieht Chaos auf Deponia eine neue Ebene ein, denn die drei gespaltenen Persönlichkeiten von Goal, zwischen denen Rufus bequem per Fernbedienung hin und her schalten kann, sind bei einigen Knobeleien sehr von Nutzen. So lässt sich die kindlich-naive Goal zu allem überreden, die temperamentvolle Krawall-Goal sorgt für handfeste Resultate und die versnobte Lady-Goal möchte gerne zum Essen ausgeführt werden.
Aber auch die meisten regulären Rätsel gefallen durch ihr klassisch-gutes Kombinations-Design; ein Meta-Ebenen-Rätsel verlangt sogar von uns, über den Tellerrand der Spielmechanik hinauszugucken. Nur bei einigen Minispielchen fällt das hohe Niveau leicht ab, aber die lassen sich zum Glück überspringen.
Technisch und vor allem künstlerisch zeigt sich auch Chaos auf Deponia hingegen durchgehend auf höchstem Niveau. Die Zeichnungen und Animationen wirken wir aus einem Guss, die Charaktere verschroben und liebevoll und die Vertonung dem Szenario und den Persönlichkeiten perfekt angepasst. Vernachlässigt hat Daedalic dieses mittlere Kind also auf keinen Fall.
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