- Wird Coin Master wegen seiner Glücksspielmechanik indiziert? Petra Fröhlich glaubt nicht dran - wünscht es sich aber.
- Nach dem Beitrag von Jan Böhmermann diskutiert Deutschland über Lootboxen und Mikrotransaktionen, deren Hersteller es auf Kinder abgesehen haben. Muss jetzt die BPjM einschreiten?
- Tatsächlich zeigt der Coin-Master-Skandal nur die Spitze des Eisbergs in Sachen fragwürdiger Monetarisierungs-Praktiken - unsere Autorin findet, dass die Spieleindustrie schon länger versucht, ihrer Kundschaft mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Und das muss aufhören!
Der Kölner Stadtanzeiger hatte zuvor schon darüber berichtet, der SPIEGEL, der Saarländische Rundfunk. Interessiert hat es ungefähr: niemanden. Dann kam ein »blasser, dünner Junge« namens Jan Böhmermann, reihte in seiner Sendung 20 Minuten lang unbequeme Wahrheiten aneinander - und schon ist Coin Master ein Fall für die Bundesprüfstelle.
Dahinter verbirgt sich eine irrsinnig erfolgreiche, auch in Deutschland millionenfach heruntergeladene Free2Play-App, bei der man am Hebel eines virtuellen Spielautomaten zieht - und mit etwas »Glück« Münzen gewinnt. Mit diesen Münzen baut man sein Dorf aus und greift die Siedlungen der Mitspieler an. Nach jeweils fünf Versuchen muss der Spieler warten - oder aber Geld per In-App-Kauf investieren, um erneut den Hebel des Einarmigen Banditen zu betätigen.
Ich hab's ausprobiert: Nach handgestoppten elf Minuten Spielzeit hätte ich bereits Geld nachwerfen müssen, um weiterspielen zu dürfen. Wie bei den meisten Free2Play-Spielen muss man entweder viel Geduld oder eben viel Geld mitbringen.
Die Autorin
Petra Fröhlich (45) war über 22 Jahre durchgehend Bestandteil der Redaktion von PC Games - von 2000 bis 2014 im Amt der Chefredakteurin. Im Juli 2016 startete sie das Nachrichtenmagazin GamesWirtschaft.de, inzwischen eines der führenden deutschsprachigen B2B-Angebote mit Schwerpunkt Computerspiele. Für GameStar Plus schreibt sie in ihrer Kolumnenserie #entwicklungsland regelmäßig über Wohl und Wehe der deutschen und internationalen Spielebranche.
Coin Master: Simuliertes Glücksspiel, das nichts mit Glück zu tun hat
Das »Glück« steht deshalb in Anführungszeichen, weil der Ausgang des Hebel-Ziehens oder Glücksrad-Drehens in solchen Spielen gar nicht vom Zufall abhängen muss, wie man als argloser Kunde annehmen sollte. Sondern: von einem Algorithmus.
Wie genau der funktioniert, ist Firmengeheimnis. Theoretisch gäbe es perfide Möglichkeiten: Wann und wie oft der Spieler »gewinnt«, könnte zum Beispiel davon abhängen, ob und wie oft er echte Euros investiert.
In den ersten Levels hat man auffällig häufig (nämlich fast immer) Glück - je weiter man voranschreitet, desto seltener werden diese Treffer. Zufall? Wer's glaubt. Der Spieler bekommt in derartigen Spielen offenkundig exakt das Ergebnis geliefert, das der Entwickler vorgesehen hat.
Was sich nach Glück / Pech anfühlt beziehungsweise anfühlen soll, ist also: Berechnung, buchstäblich. Experten sprechen von »simuliertem Glücksspiel«.
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