Echtzeitstrategiespiele sind so schön sauber. Ohne uns die Hände schmutzig zu machen, schweben wir als allmächtiger Heerführer über unseren Truppen. Ein einfacher Fingerzeig, und Flugzeuge, Panzer und Infanterie stürzen sich ohne zu zögern auf ihre Feinde. Und während Jets vom Himmel fallen, Fahrzeuge in Flammen aufgehen und Soldaten von Maschinengewehrsalven zerfetzt werden, heben wir schon an anderer Stelle die Truppen für den nächsten Ansturm aus.
Im Jahr 2002 versuchten die Command & Conquer-Entwickler von Westwood die Intensität dieser Gefechte in einem 3D-Shooter erlebbar zu machen. In Command & Conquer: Renegade spielten wir dabei also nicht den großen Strategen, sondern erlebten die erbitterten Kämpfe zwischen den Anhängern der Bruderschaft von NOD und der Globalen Defensiv Initiative (GDI) aus der Perspektive des Elitesoldaten Nick »Havok« Parker. Ballerei statt Basisbau also.
Im Gegensatz zum Singleplayer-Modus von Renegade, der wegen seiner dummen KI und der angestaubten Technik schon damals nicht wirklich überzeugen konnte, ist vielen Spielern der Multiplayer-Modus bis heute in Erinnerung geblieben. Grund dafür ist die spannende Prämisse: Beide Teams besitzen eine Basis, in der Spieler Waffen und Ausrüstung kaufen können, um damit die feindlichen Gebäude plattzumachen. Sogar Panzer und Artillerie konnte man selber steuern. Und all das ein halbes Jahr vor Battlefield 1942 - damals geradezu revolutionär.
Doch Geschichte wird bekanntlich von den Siegern geschrieben, heute ist Battlefield weltbekannt und Renegade tot. Denkste! Einige Hardcore-Fans haben 2006 das Studio Totem Arts gegründet und arbeiten seitdem an einem Remake des C&C-Shooters. Was unter dem Namen Renegade X als Mod für Unreal Tournament 3 begann, ist inzwischen dank des Unreal Development Kit ein selbstständiges Spiel. 2012 haben die Entwickler bereits eine Einzelspieler-Kampagne veröffentlicht, zwei Jahre später folgt jetzt die offene Beta-Version des Mehrspieler-Modus. Und das Beste daran: Renegade X ist und bleibt vollkommen kostenlos.
Command & Conquer mittendrin
Die Multiplayer-Beta übernimmt den »Command & Conquer«-Modus des alten Renegade nahezu eins zu eins. Zwei Teams versuchen also wieder, die feindliche Basis dem Erdboden gleich zu machen oder am Ende des Zeitlimits durch Abschüsse und zerstörte Gebäude die meisten Punkte auf dem Konto anzusammeln. Statt 16 geben sich aber bis zu 64 Spieler gegenseitig auf die Mütze. Wer sich erstmal mit der Spielmechanik vertraut machen will, darf auch mit Bots üben.
In jedem Stützpunkt stehen vier wichtige Gebäude. Die Kaserne der GDI und die Hand von NOD geben uns Zugriff auf bessere Waffen und Ausrüstung. Aus der Waffenfabrik oder vom Flugfeld erhalten wir Fahrzeuge. Das Kraftwerk versorgt unsere automatischen Verteidigungsanlagen mit Saft. Fliegt es in die Luft, zahlen wir außerdem für Panzer und Schießprügel zukünftig den doppelten Preis.
Renegade X - Screenshots ansehen
Schließlich gibt es noch die Tiberiumraffinerie mit ihren berühmt-berüchtigten Sammlern. Die versorgt uns mit einem steten Strom an Credits, der Währung in Renegade X.
Schafft es eine der KI-gesteuerten Erntemaschinen mit einer Ladung Tiberium zurück in die Basis, gibt's außerdem einen fetten Bonus. Das Problem: Die Dinger sind langsamer als ein totes Opossum und genau so strohdoof wie in der Strategie-Vorlage. Ob gerade zehn Feindpanzer neben ihnen im Tiberium lümmeln, interessiert sie herzlich wenig. Stur sind sie auch noch und drängeln sich gerne mal durch einen Verteidigungsgürtel aus verbündeten Fahrzeugen. Na danke!
Nun stirb endlich!
Zusätzlich zu seinem Einkommen aus der Raffinerie kann jeder Spieler durch Abschüsse und Teamaktionen, wie das Reparieren verbündeter Gebäude und Fahrzeuge, noch weitere Beute machen. Von unserem Ersparten kaufen wir uns an Terminals bessere Ausrüstung und Waffen. Dazu zählen Flammen- Granat- und Raketenwerfer, Schrotflinten, Reparaturstrahler aber auch Laser und Tiberium-Knarren. Oder wir übernehmen einen der Charaktere aus der Einzelspieler-Kampagne von Renegade, die besonders schlagkräftige Wummen im Gepäck haben.
Alle Ballermänner (mit Ausnahme von Havoks Scharfschützengewehr) haben aber eins gemeinsam: Sie richten nur sehr wenig Schaden an. Nach einem Kopfschuss schauen sich unsere Feinde also nicht die Bodentexturen aus der Nähe an, sondern erfreuen sich weiterhin blühender Gesundheit. Um das zu kompensieren, haben die Waffen extragroße Magazine und kaum Rückstoß - und wir fühlen uns, als hätten wir statt eines Sturmgewehrs eine Wasserpistole in der Hand.
Ja, das Spielgefühl ist das gleiche wie in Command & Conquer:Renegade, aber hier hätten die Entwickler doch weniger durch die Nostalgiebrille schauen, und sich stattdessen an modernen Shootern orientieren sollen. Dass wir keine Kartenübersicht einblenden können und während einer Partie weder die Grafik- und Soundoptionen noch unsere Steuerung ändern dürfen, erinnert ebenfalls an Spiele von vor-, vor-, vorgestern.
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