Der Bratort-Reiniger
Die Gäste beurteilen die Gerichte nach Zubereitungszeit, Geschmack, handwerklicher Umsetzung und Temperatur. Wenn der Küchenchef in einer Disziplin schwächelt, zum Beispiel ein wichtiges Gewürz vergessen hat, weist die aufmerksame Kundschaft konkret daraufhin. Dank dieser Tipps lernen wir dazu. Klasse! Je nachdem, wie gewissenhaft der Restaurantbetreiber arbeitet, gibt's in drei Bereichen Belohnungen, aber auch mal Abzüge: Kochpunkte sind dafür da, Rezepte freizuschalten.
Steigt der Ruhmeswert, werden Restaurantkritiker auf das Lokal aufmerksam und verleihen nach einem Testessen bestenfalls einen Stern. Last not least steigt der Koch durch Erfahrungspunkte auf.Jeder Level beschert ihm neue Boni, er wählt aus 24 Möglichkeiten. Manche senken die Ansprüche der Gäste oder die Preise für bestimmte Produkte. Andere machen die Zeitfenster für die Zubereitung größer.
Darüber hinaus lernt der Koch bis zu 16 Perks. »Fast Feed« (flinke Füße) macht ihn schneller, »Steady Hands« (ruhige Hände) erleichtert das fummelige Schneiden von Zutaten und »Fairy Touch« (Berührung der Fee) zaubert Dreck, Scherben und anderen Müll weg. Das ist nicht unwichtig, denn nach einem Arbeitstag gilt es, aufzuräumen und sauberzumachen.
Die Bewertung durch die Gäste offenbart gelegentlich zweifelhafte Auswüchse. Als wir probehalber statt einer bestellten Kürbissuppe binnen Sekunden drei pürierte Koteletts mit ohne alles kredenzten, gab's bei der Zubereitungszeit fünf von fünf Sternen, was zu einer Gesamtwertung von immerhin drei Sternen, +5 Ruhm und +4 Kochpunkte führte. Ähnlich mysteriös ist das inkonsequente Savegame-System. Der PC-Besitzer kann zwar jederzeit speichern. Lädt er dann aber den Spielstand, beginnt der Tag von vorn. Da möchte man doch glatt mal Murmeltier servieren. Nur aus symbolischen Gründen natürlich, nicht wegen der Beulenpest-Gefahr, neinneinnein!
Unfreiwillig komisch
Beim Cooking Simulator wird schon mal das Huhn in der Pfanne verrückt. Eine Verkettung unglücklicher Umstände führt hin und wieder dazu, dass sich ein totes Tier plötzlich nicht mehr für tot hält und aus dem Bratgerät fliehen will. PETA-Aktivsten mag diese Version von »Pet Sematary: The Walking Dead« gruselig scheinen.
Sie ist aber leider auch lustig. Während unseres Tests begann zum Beispiel ein Hühnchenbein wild zu zucken, kurz danach hüpfte es aus der Pfanne und war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. So was geschieht, wenn Grafikbugs auf eine empfindliche Kollisionsabfrage und teils alberne Physiksimulation treffen. In einem anderen Fall verschwand ein halbes Brot. Es ward erst sehr viel später wiedergefunden, weil es sich durch einen Clippingfehler in die Mikrowelle gebeamt hatte.
Die Optik des Cooking Simulator ist unspektakulär, der körperlose Protagonist ein Anachronismus. Darüber hinaus begegnet dem armen Tropf - abgesehen von zwei tutorialen Helfern, die nur anfangs als Piktogramme aufkreuzen und in Textform Ratschläge geben - keine Menschenseele. Er darf ja nicht mal zum Einkaufen auf einen Markt, geschweige denn durch die Küchentür in den Gastraum. Wie zum Hohn hängt dort ein Zettel mit der Aufschrift »There is no escape.«. Na vielen Dank, da fühlt sich der Held vom Erdbeerfeld gleich wie in einer Knastküche! Ein kooperativer Mehrspielermodus wäre übrigens auch lecker gewesen.
Trotzdem verdient das Spiel letztlich die Note »Befriedigend«. Das Herzstück, die Kocherei nämlich, ist wie erwähnt spaßig umgesetzt und herausfordernd. Die Freischaltmechanismen motivieren, weil der Spieler ständig optimieren muss. Gleichzeitig haben es die Entwickler mit dem Realismus nicht übertrieben. Bei Simulationen besteht ja immer die Gefahr, dass deren Charme allzu spröde ausfällt. In diesem Sinne: Danke und Mahlzeit!
Speis und Tränen
Unsere Vorabversion des Cooking Simulator bereitete während des Tests ein paar Probleme. In einem Fall ist wegen eines Clipping-Fehlers bis heute ein Bratenwender Missing in Action. Er fiel so unglücklich hinter eine Küchenzeile, dass wir nicht mehr drankommen. Zum Glück ist es möglich, jederzeit neues Werkzeug zu kaufen. Wir werten den Cooking Simulator um fünf Punkte ab, allerdings wegen eines anderen Problems: Es kam mehrfach vor, dass man am Ende eines Spieltages nicht weiterzocken konnte. Die Software blieb quasi stecken, vielleicht wurde ein Trigger nicht ausgelöst. Da half es nur, das letzte Savegame zu laden und den Tag ein zweites Mal anzugehen. Lästig!
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