Was lange währt, wird - ja, was wird's denn? Nach mehr als fünf Jahren Entstehungsdauer, mehreren Konzeptänderungen, einem Publisher-Wechsel und dem Austausch weiter Teile des Entwicklerteams waren unsere Hoffnungen für den Test von Das Schwarze Auge: Demoniconauf Zwergenmaß geschrumpft. Doch das Rollenspiel entpuppt sich als besser, als der turbulente Werdegang befürchten lässt.
Die Verpackung schmückt sich mit dem Emblem des altehrwürdigen, PC-Spielern als eher bieder bekannten Fantasy-Universums Das Schwarzen Auge. Von Feen, Prinzessinnen und magischen Schwertern fehlt in Demonicon jedoch jede Spur, vielmehr mutet es uns schon im Prolog mit Kannibalismus, Inzest und Totenkulten reichlich starken Thementobak zu.
Worüber wir uns keineswegs beklagen wollen, im Gegenteil. Zwar watet Demonicon mitunter knietief in Fantasy-Klischees, spinnt aber ansonsten eine erfrischend erwachsene und schaurig-düstere Hintergrundgeschichte, die uns immer wieder zum Weitermachen antreibt.
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Aktivierung
Demonicon möchte über Steam aktiviert werden und läuft danach auch im Offline-Modus. Weiterverkaufen lässt sich das Dämonen-Abenteuer dann aber nicht mehr. Wer Steam nicht mag, kann Demonicon alternativ über den Kalypso-Launcher freischalten, der ebenfalls einen Offline-Modus erlaubt und ebenfalls den Weiterkauf verhindert.
Kampf um die Schwester
Um nicht zu viel von der Demonicon-Geschichte preiszugeben, umreißen wir an dieser Stelle nur die Grundzüge: Wir schlüpfen in die Lumpen des heruntergekommenen Antihelden Cairon, der seiner Schwester Calandra hinterherjagt. Die ist vor ihrer Zwangshochzeit in einen alten Tempelberg geflüchtet, in dem sie sich zwar nicht ihres penetranten Bräutigams, dafür allerdings nicht minder aufdringlicher Monstern erwehren muss.
Das trifft sich insofern gut, als wir bei der Gelegenheit gleich mal ausprobieren können, wie sich Cairon mit dem Schwert schlägt. Die Antwort? Gut, sogar etwas zu gut. Mit wildem Herumgeklicke (es gibt nur einen Standardangriff sowie eine selten gebrauchte Parade) und der einen oder anderen Ausweichrolle halten wir uns die anrückenden Zombies und Dämonen problemlos vom Leib.
Die vermisste Herausforderung erscheint schließlich in Form eines muskelbepackten Zwischengegners, der sich unseren üblichen Attacken gegenüber als immun erweist. Den Obermotz kriegen wir nur mit Magie platt, genauer gesagt mithilfe einer Eislanze, die ihn kurzzeitig einfriert und empfänglicher für die Behandlung mit unserer Klinge macht. Dafür müssen wir allerdings erst mal Energie sammeln, indem wir andere Kontrahenten mit Nahkampfattacken piesacken.
Je heftiger die Treffer und je länger die Kombos, desto höher der Mana-Ertrag. Im späteren Spielverlauf erlernt Cairon weitere solcher Zauber sowie diverse Spezialmanöver, welche die Scharmützel deutlich dynamischer und spannender gestalten. Beispielsweise kann sich unser Recke dann mit einem Rundumschlag aus der Umzingelung befreien, Opponenten per Pesthauch das Lebenslicht auspusten oder noch im Ausweichen kontern.
Ein talentierter Taugenichts
Leider dauert es in Das Schwarze Auge: Demonicon eine ganze Weile, solche Tricks einzustudieren. Erst ab dem zweiten der fünf Spielkapitel machen die Gefechte langsam Laune - sind dann aber auch im höchsten der drei Schwierigkeitsgrade oft noch zu einfach. Dass die Ausbildung so lange in Anspruch nimmt, liegt vor allem daran, dass uns das Programm anfangs so wenige Erfahrungspunkte gönnt und es so viele Möglichkeiten gibt, diese zu investieren.
Denn obwohl sich Demonicon anfangs eher wie ein Actionspiel anfühlt, verbirgt sich unter der Oberfläche das bewährte Rollenspielfundament des DSA-Universums: Körperkraft, kritische Trefferchance, Ausdauer, Lebensenergie - der Charakterbildschirm strotzt nur so vor Zahlenwerten. Nur auf eher lästige Beschränkungen wie ein Maximalgewicht fürs Inventar haben die Macher verzichtet.
Dazu gesellen sich acht Talente, die wir im Spielverlauf ebenfalls ausbauen können, darunter »Heilkunde«, »Fein-« und »Grobschmied« oder »Feilschen«. Alle Fertigkeiten helfen uns in bestimmten Situationen weiter. »Pflanzenkunde« erlaubt uns beispielsweise, Kräuter zu ernten und Tränke zu brauen, etwa Heilelixiere oder Aufputschmittel, die kurzfristig unsere Kampfkraft steigern.
Als Feinschmied können wir Schlösser knacken, als Grobschmied Fallen unschädlich machen. Und das Talent »Sinnschärfe« hilft uns, solche Hinterhalte aufzuspüren, bevor sie uns gefährlich werden. Je öfter wir unsere Fähigkeiten einsetzen, desto mehr Erfahrungspunkte verdienen wir, und desto weiter können wir die Talente steigern.
Beispiel: Wollen wir eine Wache beschwatzen, damit sie Cairon vorbeilässt, benötigen wir zwei Stufen in »Überreden«, sonst können wir die Option im Dialog gar nicht anwählen. Schaffen wir es, den Gardisten zu überlisten, bringt uns das Abenteuerpunkte, die wir in einen weiteren Ausbau investieren können - das motiviert, Cairons Talente tatsächlich einzusetzen.
Spezialisierungen sind zwar möglich, lohnen sich aber nur bei den Angriffsmanövern, die übrigen Begabungen sollten wir besser nicht vernachlässigen. Genau wie das Kampf- entfaltet auch das Charaktersystem sein Potenzial erst allmählich. In den ersten drei bis vier Spielstunden können wir mit Cairon außerhalb der Gefechte allzu wenig unternehmen. Später brauen wir dann Tränke im Sekundentakt und dringen als Schlossermeister in zuvor unerreichbare Abschnitte vor.
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