Der Planer: Industrie-Imperium im Test - Ungeplantes Marktversagen

Der Planer: Industrie-Imperium lockt mit dem Aufstieg vom Kleinunternehmer zum Großindustriellen. Unser Test zeigt, dass der Weg zum Wirtschaftswunder recht steinig ist.

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Die Wirtschaftssimulations-Reihe Der Planer kann mittlerweile auf eine 20-jährige Geschichte zurückblicken. Seit 1994 der erste Teil der Serie erschienen ist, hat sich viel getan. Die Serie ist allerdings durch etliche Spin-offs wesentlich breiter aufgestellt als am Anfang.

In der Hauptreihe, in der zuletzt 2012 Der Planer 5 erschien, ist die Simulation ihren Wurzeln treu geblieben und bietet den Fans nach wie vor klassisches Logistik-Management mit komplexen Menüs, Bilanzen und endlos vielen Zahlen. Allerdings»wildert«die Reihe auch quer im Simulations-Genre, etwa mit den Ablegern Der Planer: Landwirtschaft oder Der Planer: Städtebau.

Mit Der Planer: Industrie-Imperium setzen die Entwickler von Actalogic jetzt auf einen Simulations-Bereich, in dem sich Fans dringend Nachschub wünschen. Denn das Thema Industrie allgemein wurde zuletzt 2002 von Jowoods Der IndustrieGigant 2 bedient, und das auch noch richtig gut. Jetzt muss Der Planer zeigen, ob er in diese Fußstapfen treten kann. Und so viel vorweg: Nein, kann er nicht.

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Mentor missing

Da auch das Anhäufen von Milliarden Euro mit dem ersten Cent beginnt, stellt sich für einen zukünftigen Wirtschafts-Riesen zunächst die Frage: Wo fangen wir überhaupt an? Im Test zu Der Planer: Industrie-Imperium führt uns der erste Weg in das Tutorial und damit auch gleich zur ersten Ernüchterung.

Während man etwa im Schwestertitel Der Planer: Landwirtschaft von einem komplett und gut vertonten Landwirt in seine einzelnen Geschäftsgänge eingewiesen wird, begrüßen den Spieler im Industriegebiet lediglich triste Textboxen. Schritt für Schritt wird man durch immer neue Buchstabenwüsten mit den grundlegenden Werkzeugen, Anzeigen und Gebäuden vertraut gemacht. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem das Spiel einen Auftrag nicht korrekt erkennt und wir darum im Tutorial nicht mehr weiter kommen. Das ist ärgerlich, aber zum Glück kein Game Breaker, denn die Lernthemen können auch einzeln ausgewählt werden.

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Trotz einer dreiviertel Stunde Text und Übung gehen wir nach dem Tutorial aber mehr als unsicher und damit auch sehr unzufrieden ins richtige Spiel. Denn die Einführung liefert nicht mal das absolute Minimum dessen das nötig wäre, um das Spiel zumindest im Ansatz zu verstehen. Produktionsketten, Marktverhalten und viele andere, wichtige Themen werden bestenfalls mal genannt, aber nie richtig erklärt.

Erfahrene Wirtschaftssimulations-Spieler und BWL-Cracks werden sich schon zurechtfinden, für Einsteiger endet der Spielspaß aber spätestens hier. Im direkten Vergleich zum Vorgänger aus dem Landwirtschaftsbereich kann man sich darum des Eindrucks nicht erwehren, dass den Entwicklern das Tutorial schlichtweg egal war.

Das Szenario mit dem dreiäugigen Fisch

Die nächste Enttäuschung steht dem Spieler dann im Hauptmenü bevor. Da das Tutorial so dürftig ausfällt liegt der Wunsch nahe, die Elemente Schritt für Schritt in der Kampagne zu lernen und zu vertiefen. Diese Kampagne wurde im offiziellen Trailer zwar explizit erwähnt, im Spiel selbst findet sich dennoch keine. Zur Auswahl stehen neben dem Tutorial lediglich das Endlosspiel sowie diverse Szenarios.

Die Szenarien sind zwar von der Idee her clever, aber unsauber geplant. Die Szenarien sind zwar von der Idee her clever, aber unsauber geplant.

In Letzteren muss der Spieler vorgegebene Aufgaben lösen, bei denen es sich meistens um größere Projekte handelt. In der ersten Situation fordert uns ein sehr humoriger Text beispielsweise dazu auf, die Energiezufuhr der Karte von nuklearer Saftversorgung auf umweltfreundliche Windenergie umzurüsten, ohne Strommangel zu verursachen. Den Anstoß zur Energiewende gab ein dreiäugiger Fisch, den der Bürgermeister beim Angeln im örtlichen See gefangen hat. Mr. Burns von den Simpsons lässt grüßen.

Schnell werden allerdings zwei Dinge klar: Die Szenarien sind von der Idee her gut und witzig geschrieben, zum Einstieg aber vollkommen ungeeignet. Hier soll man nämlich bereits bestehende Firmen verwalten, hat dank des viel zu seichten Tutorials aber keinen blassen Schimmer, was die meisten der eigenen Gebäude darstellen sollen und wie sie funktionieren.

Bugs und Fehler

Im Spiel finden sich derzeit gravierende Bugs: Das Tutorial erkennt an mehreren Stellen nicht, dass eine Aufgabe abgeschlossen wurde und bleibt dann stehen, bis man es manuell weiter setzt. Andererseits kann man in den Szenarien manchmal in einer Minute das Missionsziel erreichen, indem man einfach seine Industrieanlagen verkauft und mit dem Erlös das Ziel sofort erfüllt.

Ist eine vorbestimmte Liefermenge am Abhol-Ort nicht vorhanden, stürzt der Lieferauftrag ab und kann eine ganze Weile weder gelöscht, noch bearbeitet oder neu gestartet werden. Das betroffene Fahrzeug ist in dieser Zeit ebenfalls nicht verfügbar. Automatisierte Produktionsketten sind daher nicht zuverlässig und müssen meistens doch manuell betreut werden.

Entgegen früheren Ankündigungen umfasst das Spiel außerdem keine durchgehende Kampagne.

Aus Überforderung verkaufen wir einfach mal den Großteil unseres Unternehmens und machen noch eine Feststellung: Der Verkauf unserer Gebäude bringt schnell eine ansehnliche Menge Geld aufs Konto, von dem wir dann einige Windräder bauen. Da durch das Ausdünnen der Industrie gleichzeitig der Strombedarf stark gesunken ist, können wir ohne Probleme das Atomkraftwerk abreißen. Dadurch haben wir das Szenario zwar nach wenigen Minuten gewonnen, allerdings immer noch nichts dazugelernt.

Learning by Doing

Leicht resigniert begeben wir uns dann doch ins offene Endlosspiel und lernen an dieser Stelle durch Versuch und Fehler, wie Der Planer: Industrie-Imperium eigentlich funktioniert.

Ganz zu Beginn muss der Spieler eine grundlegende Standortentscheidung treffen, denn freies Bauen ist im Spiel nicht möglich. Man muss zuerst eine Parzelle Land erwerben, indem man mit einem Linienwerkzeug eine Fläche auf der Karte auswählt, auf der man dann seine Industrieanlage errichten kann.

Danach entscheidet man sich für das erste Unternehmen, was relativ leicht fällt, denn die Entwickler haben ein Levelsystem ins Spiel integriert,über das wir erst nach und nach alle Industriezweige und Produkte freischalten und sogar Skill-Punkte bekommen, die wir für diverse Boni investieren können. Das ist (zumindest vorerst) auch eine gute Idee, denn Der Planer: Industrie-Imperium bietet-wie es dem breiten Thema Industrie gebührt-eine stattliche Auswahl an Unternehmen und Produkten. Auf Level Null entscheiden wir uns aber zunächst für einige Hühnerställe.

Die neu errichteten Gebäude melden auch gleich ihre ersten Wünsche an, denn sie brauchen Wasser, Strom und Arbeiter. Alle drei Bedürfnisse müssen wir selbst abdecken, indem wir Kraftwerke, Wasserpumpen und Wohnhäuser für unsere Angestellten errichten.

Arbeiter für unsere Industrie kommen nicht aus den umliegenden Städten. Der Spieler muss eigene Wohnhäuser bauen und auch seine eigene Strom- und Wasserversorgung einrichten. Arbeiter für unsere Industrie kommen nicht aus den umliegenden Städten. Der Spieler muss eigene Wohnhäuser bauen und auch seine eigene Strom- und Wasserversorgung einrichten.

Das wirkt irgendwie befremdlich, denn obwohl das Thema Industrie natürlich weit gefasst ist, ist es doch selbst bei weltumspannenden Konzernen fast nie der Fall, dass sie für ihre Infrastruktur in diesem Maße selbst sorgen müssen und eigene Kraftwerke bauen, von unserem kleinen Hühnerfarmer ganz zu schweigen. Anders wäre es natürlich, wenn die Energieerzeugung oder die Immobilien eigene Wirtschaftszweige wären. Leider kann manüberschüssigen Strom weder verkaufen, noch leerstehende Wohnungen vermieten.

Arbeiter ordnen wir jedem Produktionsgebäude individuell zu. Die Betriebe können auch mit weniger Belegschaft betrieben werden, arbeiten dann aber entsprechend langsamer. Nachdem die Versorgung mit Strom, Wasser und Arbeitskräften gedeckt ist, kann man in den Unternehmen auswählen, welche Ware produziert werden soll, denn davon stehenüblicherweise mehrere zur Auswahl. Danach heißt es warten, denn die Betriebe produzieren in den meisten Fällen nur sehr langsam, weshalb man oft zum Zeit-Beschleunigungs-Werkzeug greift, das genau so funktioniert wie etwa in Sim City.

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