- Der Slender Man startete als Photoshop-Fälschung, wurde zur Creepypasta und tauchte in mehreren Videospielen auf.
- Doch die Horror-Figur mit den langen Gliedmaßen ist ebenso schnell von der Bildfläche verschwunden wie sie aufgetaucht ist.
- Warum hat das Popkulturphänomen inzwischen kaum noch Fans? Und was haben reale Morde damit zu tun?
Schelmisch grinst der Junge in die Kamera. Er ist schon auf halbem Weg die metallenen Sprossen der Leiter hochgeklettert, die oben in die Rutsche übergeht. Unterhalb auf der Wiese spielen lachend weitere Kinder. Die Ulmen werfen fleckige Schatten auf die ausgelassene Szenerie. Rechts oben im Bild der Stempel: »City of Stirling Libraries - Local Studies Collection«.
Auf den ersten Blick ist alles mehr als in Ordnung auf der Schwarzweiß-Fotografie. Sommer, Sonne, Seligkeit. Auf den ersten Blick ist das Foto ein Schnappschuss unschuldigen Kinderspiels. Aber nur auf den ersten Blick. Irgendwas stimmt nicht. Irgendwas passt nicht ins Bild.
Horror im Schatten
Da hinten im tieferen Schatten zwischen den Ulmenbäumen, umringt von Kindern, erhebt sich ein hochgewachsener Schemen. Er fällt erst auf den zweiten Blick ins Auge, wächst wie eine Verlängerung der Schatten bedrohlich im Hintergrund der ansonsten so fröhlichen Szenerie.
Ist das ein Erwachsener? Ein Betreuer der Kinder auf dem Spielplatz? Irgendwas an seinen Konturen sagt einem, dass das nicht der Fall ist. Dass, was auch immer es ist, es auf jeden Fall eines nicht ist: menschlich.
Die Gestalt ist zu hochgewachsen, zu langgliedrig. Sie wirkt zu ätherisch, ja, geisterhaft. Der Horror im Schatten. Der Slender Man.
Die Autorin
Nora Beyer ist Romanautorin und Journalistin, die früher beim mongolischen Fernsehen und im Deutschen Bundestag gearbeitet hat. Seit 2017 schreibt sie Reports für GameStar und spricht dafür mit Entwicklern oder recherchiert in der düsteren Creepypasta-Szene, etwa was es mit Kindermorden in Fallout: New Vegas oder Wahnsinns-Mods in Morrowind auf sich hat. Horrorgeschichten rund um Videospiele faszinieren sie seit jeher.
Die Kunst der Manipulation
Das Foto ist eines von zwei Aufnahmen, die der User Eric Knudsen, alias Victor Surge, im Juni 2009 auf die Creepypasta-Plattform somethingawful.com stellt. Der Thread: »Create Paranormal Images«. Ein harmloser Bildbearbeitungswettbewerb also.
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