Nach fünf Folgen nimmt Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht endlich Fahrt auf. Während die bisherigen Episoden viel Geheimniskrämerei betrieben und meistens nur langatmig zukünftige Ereignisse andeuteten, fühlt sich Folge 5 deutlich zügiger an. Doch vor allem wagt die Ringe der Macht einen wichtigen Teil von Mittelerde mit einem beachtenswerten Hintergrund auszustatten.
Wir analysieren hier spoilerfrei, was uns in Folge 5 Abschiede
gefallen hat und auch, ob der Eingriff in die Lore überhaupt Sinn ergibt. Die Kritiken zu den zuvor erschienen Episoden könnt ihr hier finden:
- Kritik von Folge 1 und 2 - Ringe der Macht hat uns positiv überrascht
- Kritik von Folge 3 - Anfängliche Schwächen wurden noch nicht ausgeräumt
- Kritik von Folge 4 - Es wird Großes für das Finale versprochen
Was ist zuletzt passiert?
- Numenor: Im Menschenreich haben sich die Ereignisse zugespitzt. Während Galadriel Regentin Míriel endlich dazu überreden konnte, eine Streitmacht nach Mittelerde zu senden, hat Isildur seine Seefahrtsprüfung nicht bestanden und wurde gemeinsam mit seinen Freunden aus der Flotte geworfen.
- Die Südlande: Arondir sah sich dem mysteriösen Adar gegenüber, welcher allerdings mehr Fragen aufwarf als sie zu beantworten. Adar lässt Arondir ziehen, der auf dem Weg zu den Menschen jedoch den ausgebüxten Theo vor einer Ork-Meute beschützen muss.
- Khazad-dûm: Durin und Elrond sprechen sich endlich über Durins Geheimnis aus. Hierbei wird enthüllt, dass der Zwerg entgegen des Wunsches des Königs nach dem mächtigen Mithril graben lässt. Nach einem Bergsturz versöhnt sich Durin aber mit seinem Vater.
Folge 5 bietet mehr nachvollziehbares Drama
Auch wenn die Ringe der Macht bislang keine horrenden Schwächen zeigte, plätscherte die Serie über weite Teile doch sehr dahin. Jede Episode gestaltet sich eher langatmig und sorgt mit einem Übermaß an bedeutungsschwangerer Inszenierung schon für die ersten Ermüdungserscheinungen. Der Umgang mit allerlei Mysterien strapaziert ebenfalls die Geduld als Zuschauer.
Und auch Folge 5 kann diesem gemächlichen Tempo nicht gänzlich entfliehen. Nach wie vor ist an jeder Ecke spürbar, dass Die Ringe der Macht seine Figuren in Stellung bringt. Wirklich spannende Entwicklungen gibt es aber selten oder sie sind so verwirrt dargestellt, dass sie nahezu untergehen.
Folge 5 ließ die Zeit aber trotzdem etwas schneller vergehen. Allein da sich hier die ersten tatsächlich interessanten Konflikte abzeichnen. Gerade Elrond gerät durchaus in eine schwierige Situation, doch auch die Schlinge um die Menschen des Südens zieht sich spürbar zu. Auch die liebenswerte Haarfüßin Nori muss ihren Umgang mit dem seltsamen Fremden sicherlich überdenken.
Zumal in einigen Dialogen die Charaktere anfangen sich aufzuwärmen und wir mehr Einblicke in ihre Gefühlswelt bekommen. Das wird zwar stets begleitet von dem oftmals aufgesetzt gestelzten Wortergüssen, doch insgesamt konnten wir in Folge 5 den Beweggründen und Ereignissen viel besser folgen als bis zu diesem Punkt.
Die Ringe der Macht wagt sich an den Hintergrund
Sicherlich Geschmackssache ist in Folge 5 der Umgang mit Mittelerde an sich. Oder besser gesagt, einem sehr wichtigen Teil davon. Tolkien-Puristen durchzuckt sehr wahrscheinlich ein unangenehmes Gefühl bei dem Gedanken, dass Amazon derart in den Ursprüngen Mittelerdes wühlt.
Doch wir fanden, dass hier tatsächlich eine durchaus sinnvolle und spannende Perspektive geliefert wurde. Das Ganze fühlte sich doch tatsächlich wie etwas an, was in dieser Form auch Tolkien selbst zuzutrauen gewesen wäre.
Falls euch das noch ein wenig zu vage wirkt und ihr gern etwas konkreter wissen wollt, was wir eigentlich meinen, dann haben wir hier noch einen kleinen Spoilerabschnitt für euch. Hier werden auch ein paar Fragen beantwortet, die sich nach der Episode dahingehend auftun könnten.
Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler
Was hat Amazon am Hintergrund geändert? Ringe der Macht hat eine Erklärung für die Macht des Mithril geliefert. Etwas, was Tolkien in seinen Schriften selbst nie tiefergehend ausführte. Hier war Moriasilber
ein glänzendes Erz, das ausgesprochen edel und kraftvoll war. Das aber eben auch den Untergang der Minen von Moria herbeiführte.
Mit der Erklärung aus Die Ringe der Macht wird das Erz noch bemerkenswerter. Demnach ruht in dem Erz das Licht eines Silmaril, der in einem Baum saß und dessen Wurzeln die Adern des Mithril bilden. Also eines der Edelsteine, die dereinst das Licht das segensreichen Landes Valinor in sich bargen und deren Diebstahl den großen Krieg auslöste, von dem vor allem Galadriel die meiste Zeit spricht.
Passt diese Änderung in die Geschichte? Die Ringe der Macht hält sich eine kleine Hintertür offen. Denn die Erklärung für die Macht des Mithril basiert hier auf einer Geschichte, die angezweifelt wird. Ein direkter Widerspruch liegt also nicht vor. Komplett in die Vorgeschichte einordnen lassen sich diese Ereignisse aber schwerlich. Immerhin ist vollkommen unklar, wie einer der Silmaril überhaupt in den Baum im Nebelgebirge gelangen sollte. Außerdem gibt es Hinweise in den Schriften Tolkiens, die andeuten, dass Moria nicht das einzige Mithril-Vorkommen der Welt verbarg.
Warum ist Mithril für die Elben nun wichtig? Etwas verwirrend gestaltet sich die Frage danach, warum die Elben im Besonderen Gilgalad nun Interesse am Mithril haben. Es ist das Schicksal der Elben, irgendwann zu vergehen
, was einem geisterähnlichen Zustand gleicht. Je länger sie in Mittelerde bleiben, umso eher riskieren sie dieses Schicksal. Um den Verfall aufzuhalten, brauchen sie das Licht Valinors. Da die Silmaril verschwunden sind, lebt dieses Licht nur noch in Mithril. Die Hoffnung ist, mit Mithril die Zeit der Elben in Mittelerde zu verlängern.
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