Es ist statistisch nachgewiesen, dass die spannendsten Dinge immer dann passieren, wenn ich nicht da bin. Spontane Filmstunden in der Schule, Professoren-Drama an der Uni, in ein paar Wochen sicher die Ankündigung von Half-Life 3 bei der Arbeit ...
Und auch jetzt zeigt EA zum ersten Mal Gameplay von Die Sims 5 ausgerechnet dann, wenn ich mit Sonnenbrand am türkischen Badestrand rumliege.
Doch meine Vorfreude auf die ersten Szenen der neuen Lebenssimulation muss schnell Enttäuschung weichen. Das Highlight des gezeigten Gameplays sind doch allen Ernstes ... Haare ...
Das ist nicht das erste Mal, dass mich eine Ankündigung zu Project Rene enttäuscht zurücklässt. Je mehr ich von Die Sims 5 zu sehen und hören bekomme, desto wichtiger wird für mich die Konkurrenz im Genre. Bei Paralives und Life by You bekomme ich nämlich genau das, was mir Die Sims gerade einfach nicht geben kann.
Konkurrenz für den König der Lebenssimulationen
EA hat es sich auf dem Lebenssim-Thron lange Zeit gemütlich gemacht wie ein verwöhnter All-Inclusive-Urlauber im 5-Sterne-Hotel. Statt auf die Wünsche der Community zu hören, wurden gerne mal beliebte Inhalte aus alten Teilen gestrichen (wie etwa das Farbrad), DLCs veröffentlicht, die an den Fan-Wünschen vorbei gingen, um eine generell übertriebene DLC-Politik auszubauen.
Und warum auch nicht? Die Sims und EA mussten keinerlei Konkurrenz fürchten, das Feld der Puppenhaus-Simulationen gehörte ihnen. Wer jetzt gerade neu in das Genre einsteigt, kommt nicht an Die Sims 4 vorbei.
Doch hungrige Fan-Augen wandern jetzt immer mehr auch in Richtung von kleineren Projekten. Das Indie-Spiel Paralives nimmt auf Patreon monatlich über 33.000 Dollar ein. Und auch die Ankündigung von Life by You aus dem Hause des Strategie-Giganten Paradox schlug unter den Simmern hohe Wellen.
Der Grund dafür ist denkbar einfach: Dort bekommen wir Fans alles, was wir uns bereits seit Jahren von Die Sims wünschen - und noch viel mehr.
Das Gameplay zu Project Rene seht ihr ab Minute 11:40:
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Die Sims lebt auch in Zukunft noch in der Vergangenheit
Paralives packt alle Features, nach der sich die Sims-Community schon so lange sehnt, direkt in ein Basisspiel und verspricht mit ihrem modularen Bau-Tool noch mehr Individualität und Raum für kreative Ideen.
Life by You geht sogar noch einen Schritt weiter und stellt den Spielmodus, wie wir ihn kennen, auf den Kopf. So können wir beispielsweise jederzeit die Kontrolle über einen anderen Menschen übernehmen, die Welt auch mit direkter Steuerung erkunden und echte Gespräche führen. Zudem läuft das Leben der Menschen in »Echtzeit« ab.
In der Zwischenzeit ist natürlich auch EA aufgefallen, dass sich ihre Community immer mehr für die angehende Konkurrenz interessiert. Plötzlich sind Fan-Wünsche wie runde Wände - mit denen Paralives ihre Unterstützer zuvor von den Socken gehauen hat - kein Problem mehr und werden direkt in Die Sims 4 eingeführt.
Auch die neuen Erweiterungen und DLCs scheinen mehr als noch vor einiger Zeit auf die Stimme der Simmer zu hören und führt beispielsweise mit »Zusammen wachsen« ein System ein, das Familienbeziehungen und die Dynamiken von Sims spannender gestaltet.
Natürlich freut es mich, dass EA so langsam mal in die Gänge kommt und sich darum bemüht, sich ihrer Community wieder anzunähern. Wenn ich aber die neue Gameplay-Ankündigung von Project Rene anschaue und sehe, was mir dort als große Innovation präsentiert wird ... too little, too late.
Statt von großen Ideen zu sprechen, die Puppenhaus-Simulation auf ein neues Level zu heben, den nächsten großen, mutigen Schritt in der Reihe zu gehen, scheint EA viel zu sehr damit beschäftigt, das aufzuholen, was sie all die Jahre lang haben schleifen lassen. Modulare Bau-Tools, Farbräder, runde Wände, und und und.
Statt mir den Mund auf einen neuen Sims-Teil wässrig zu machen, zeigen mir die ersten Gameplay-Schnipsel von Project Rene, wie groß die Lücke ist, die EA noch schließen muss, bis die Reihe dort angekommen ist, wo uns Paralives schon vor Jahren abgeholt hat.
Natürlich wird die Sims-Reihe ihre Relevanz nicht plötzlich verlieren, nur weil Konkurrenten wie Paralives und Life by You entwickelt werden. Die Sims 4 wird auch noch sehr lange Zeit sehr viel Geld machen. Und auch ich werde als Sims-Fan auch brav Project Rene spielen und die Reihe weiterhin begleiten.
Innovationen, neue Ideen und mutige Experimente, die das Genre vorantreiben, suche ich aber schon lange nicht mehr bei Die Sims. Dieser Teil der Zukunft des Puppenhaus-Genres liegt in den Händen der kleineren Studios.
Allein ihre Entwicklung macht EA schon Feuer unter den Sims-Kristallen. Ihr Erfolg könnte Die Sims vielleicht sogar noch mehr aus der Komfortzone zwängen. Ich als großer Sims-Fan würde es uns allen wünschen.
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