Der Release von Dragon Age: The Veilguard rückt immer näher und ein bisschen fühlt es sich an wie Weihnachten. Für die einen, weil sie sich ungemein auf den Release freuen - für die anderen, weil sie der bunte Look des Action-Spiels an einen leuchtenden Weihnachtsbaum erinnert. Die Optik des neuesten Serienablegers ist aber nicht der einzige Streitpunkt unter den Fans.
Die Debatte »Taktik vs. Action« spaltet die Community wie Moses das Rote Meer. Viele befürchten, dass die actionlastigere Ausrichtung und die Reduzierung auf zwei Begleiter insgesamt zu seichte Kämpfe mit sich bringen. Mich beschäftigt aber ein ganz anderer Aspekt: Ich habe Angst, dass im neuen Kampfsystem kein Platz mehr für eine große Stärke von Dragon Age bleibt: die Begleiter und ihre Story.
Einer für alle
Dragon Age probiert sich mit jedem Spiel an einem neuen Kampfsystem aus - mal ist es strategischer, mal action-lastiger. Ich hatte große Freude an den Kämpfen aus Origins, die ich zum Großteil in der taktischen Pause verbringe. Aber auch die aktiveren Kämpfe aus Dragon Age 2 und Inquisition sind mir nach anfänglichen Reibungen ans Herz gewachsen. Denn all diese Kampfsysteme haben eines gemeinsam: Ich kann viel direkt im Kampf herumexperimentieren.
Ich mag es, mich in die Schlachten zu stürzen und dann unterschiedliche Kombinationen aus all meinen Skills und den Fähigkeiten meiner Begleiter auszuprobieren. Was, wenn ich mich bewusst als Zielscheibe für die Dark Spawn opfere, um meinen Fernkampf-Begleitern einen Vorteil zu verschaffen?
Im nächsten Zug switche ich kurzerhand zu meiner Heilerin Wynne und versorge die Wunden meiner Party, um ihnen einen zweiten Atem zu verleihen. Als Inquisitor halte ich mich komplett aus Kämpfen raus, um aus sicherer Entfernung die Risse zu schließen, liefere dann als Solas dafür aber die perfekte Vorlage für meine restliche Party, indem ich meinen Gegnern eine gebührende Eiskur verpasse.
So lerne ich praktischerweise auch gleich die unterschiedlichen Klassen mit, experimentiere mit verschiedensten Fähigkeiten-Kombos und knoble so die besten Taktiken für meine Kämpfe aus. Und ganz nebenbei entfaltet sich sogar noch etwas viel wichtigeres: die Dynamik der Gruppe.
Bleibt noch Raum für die Party?
Ich wähle meine Party-Begleiter nur selten nach ihren Kampfwerten aus. Ja, auf höheren Schwierigkeitsstufen muss ich durchaus darauf achten, etwa bei Origins nicht ohne Tank und Heiler in den letzten Kampf zu ziehen. Die meiste Zeit überwiegen aber Vorlieben und das Interesse für einen Charakter - und mit drei Slots für Begleiter habe ich auch immer eine Wild Card, selbst wenn ich doch mal eine taktische Wahl treffe.
The Veilguard reduziert die Begleiterzahl auf zwei Companions, die ich nicht mal mehr selbst steuern kann. Und in mir braut sich sofort die Sorge zusammen: Kann ich jetzt als Spielerin denn überhaupt noch eine vernünftige Beziehung zu den Charakteren aufbauen?
Die intimsten und herzzerreißendsten Momente erlebe ich in Dragon Age, weil ich meine Lieblinge überall hin mitschleppe und eine starke Verbindung zu den Charakteren aufbaue. Als Varric seinen Bruder in Dragon Age 2 sucht, schlüpfe ich in seine Stiefel und durchkämme mit Bianca in der Hand die Tiefen Wege. Als sich Solas Sorgen um seine Geister-Freundin macht, stecke ich in seiner Rolle, als er die Fesseln löst und sie aus ihrer Dämonenform befreit.
Ich schlüpfe wortwörtlich in die Köpfe der Charaktere, sehe die Welt durch ihre Augen. Ich lerne ihre Sorgen, Moralvorstellungen und Werte kennen. Ich verstehe nach und nach, wie sie ticken, wenn sie unterwegs kleine Scherze und Sticheleien, oder vielleicht auch mal Weisheiten und Ratschläge verteilen. Ich beobachte auch die Dynamik in der Gruppe und kichere mir ins Fäustchen, wenn Morrigan Alistair mal wieder ganz verlegen macht oder Cole den Eisernen Bullen wegen seines Spitznamens aufzieht.
Die Begleiter und die Abenteuer mit ihnen sind für mich das Herzstück von Dragon Age - aber geht es auch im neuesten Ableger so weiter? Bringt der Verzicht auf direkte Steuerung nicht eine Distanz zum Spieler? Reduzieren zwei Companion-Plätze die Charaktere nicht einfach nur zu Kampfstatistiken, weil ich sie nun taktisch nach ihren Muskeln und weniger nach Sympathien auswählen muss, damit ich in den Kämpfen überhaupt eine Chance habe?
Selbst ihre Spezialfähigkeiten - wie etwa das Schlösserknacken - nimmt mir The Veilguard ab. Musste ich früher einen Schurken einpacken, wenn ich neugierig war und alle Türen öffnen wollte, brauche ich den Begleiter für seine Special-Tricks im neuesten Ableger gar nicht mehr dabei haben.
The Veilguard würde enorm viel vom typischen Dragon-Age-Charme einbüßen, wenn ich auf lockere Gespräche, witzige Sticheleien und vielleicht die ein oder andere Streiterei mit bestimmten Charakteren verzichten müsste - einfach nur, weil beispielsweise der Graue Wächter Davrin nicht mehr in meine kleine Raid-Party passt, wenn ich selbst einen Kämpfer spielen möchte.
Ob meine Sorgen gerechtfertigt sind, kann ich bereits in wenigen Wochen überprüfen - und bleibe trotz leichten Bauchschmerzen erstmal optimistisch. Schließlich habe ich selbst in Inquisition Frieden damit geschlossen, dass die taktische Pause nicht mehr auf der Leertaste liegt. Und manchmal ist Veränderung ja auch ganz gut.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.