Und da war sie plötzlich, diese unangenehme Stille. Beim Candlelight-Dinner, nachdem wir einen offenbar unpassenden Witz gemacht haben. Nervös nippen wir am Wein und wollen am liebsten im Boden versinken.
Der Autor
Kenne ich den nicht von irgendwo her? Ja, denn Daniel war von 2004 bis 2013 Teil des GameStar-Redaktionsteams. Er ist zwar noch immer schreiberisch tätig, tut das aber mittlerweile bei einer großen Werbe- und Marketing-Agentur. Für Dream Daddy ließ er sich jedoch mal wieder zu einem Test hinreißen. Auch und vor allem, weil er das Spiel zusammen mit seinem Mann Lukas auf Herz und Nieren prüfen konnte. Die beiden klären in ihrem YouTube-Kanal »queergestreift« über homosexuelle Themen auf und wissen daher genau, auf was es bei der Dating-Simulation ankommt.
Jeder von uns kennt sie, die kleinen und großen Peinlichkeiten, die beim ersten Rendezvous passieren können. Vielleicht erfreuen sich Dating-Simulationen gerade deshalb großer Beliebtheit. Bei der virtuellen Partnersuche können wir interessante, wenn auch »unechte« Menschen kennenlernen, ihnen näher kommen und Gefühle entwickeln, ohne Gefahr zu laufen, dass uns entweder unser Selbstbewusstsein einen Strich durch die Rechnung macht oder etwas gewaltig schief läuft.
Dank Dream Daddy: A Dad Dating Simulator reiht sich nun ein weiterer, derzeit viel besprochener Kandidat in die Genre-Riege ein. Grund der hohen Aufmerksamkeit: Wir spielen einen liebesuchenden Vater, der schwul ist.
Ein Horror-Dad zum Kuscheln
Bevor wir auf Partnerjagd gehen können, basteln wir uns unseren Daddy in einem Charakter-Editor à la Die Sims. Die Auswahl an Frisuren, Bärten und Klamotten hält sich allerdings in Grenzen, und viele der Augen- oder Mundpartien könnten geradewegs aus einem Gruselkabinett stammen.
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Wo es bei der optischen Ausarbeitung an Identifikationspotenzial mangelt, gibt das Spiel bei den (weitgehend unvertonten und nur englisch untertitelten) Gesprächen und Gedanken unseres Vaters indes Vollgas. Gemeinsam mit unserer 18-jährigen Tochter Amanda sind wir in eine neue Nachbarschaft gezogen und stehen nun sprichwörtlich zwischen den Stühlen. Die Gegend ist fremd, wir kennen niemanden und überhaupt könnte jetzt endlich mal Ruhe einkehren.
Klar auch, dass man sich zwar irgendwie nach einem neuen Partner sehnt, aber dass sowohl eine unbekannte Situation als auch der mangelnde Mut die Bremse reindrücken - das kennen wir alle. Gut, dass wir Amanda haben. Ihre quirlige und optimistische Art macht schon zu Beginn deutlich, wer in der kleinen Familie die Hosen an hat. Und sie gibt unserem Dad den Rückhalt sowie die nötige Motivation, um erste Kontakte zu knüpfen.
Diese oft langen Vater-Tochter-Gespräche sind ein echtes Highlight des Spiels. Die frechen Neckereien und der so liebe- wie respektvolle Umgang miteinander sind klasse geschrieben und könnten glatt aus der TV-Serie »Gilmore Girls« stammen. Zumal durch die Dialoge viele familiäre Themen Platz finden, was den Figuren Leben und Persönlichkeit einhaucht.
Die glorreichen Sieben
In den ersten beiden Spielstunden lernen wir die insgesamt sieben potenziellen Partner-Daddys kennen, darunter den raubeinigen Badboy Robert, Amandas Lehrer Mr. Vega oder den religiösen Joseph. Sie alle sind Väter eines oder mehrerer Kinder und der eine oder andere ist gar verheiratet - mit einer Frau.
Wer nun klassische Probleme wie Eifersucht, sexuelle Irritation oder ähnliches erwartet, den müssen wir enttäuschen. Dream Daddy zeichnet ein sorgenfreies Bild moderner Regenbogen-Familien ganz ohne Intoleranz, Diskriminierung oder gar offener Homo- und Biphobie.
Das finden wir einerseits klasse, weil es eine so wichtige wie richtige Message sendet. Andererseits rauben die optimistisch-glattgebügelten Charaktere dem Spiel interessantes Konfliktpotenzial, das man in Dating-Simulationen eigentlich erwartet.
Größtenteils wieder wettgemacht wird dieses Manko durch die toll geschriebenen Abenteuer, die wir mit den Daddys erleben. Gegen den Schiffsarbeiter Brian etwa bricht ein unterhaltsamer Wer-ist-der-beste-Vater-Wettbewerb aus, und als Aushilfslehrer unterstützen wir Mr. Hugo beim Bändigen seiner pubertären Schüler.
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