Seite 2: Dying Light 2: Ich liebe diese Open World, obwohl sie so viel falsch macht

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

2. Grandioses Leveldesign

Ohne die wohldurchdachte Spielweltgestaltung wäre das flüssige Parkoursystem am Ende nicht viel Wert. Zum Glück punktet Dying Light 2 auch hier mit Klasse. Das neumittelalterliche Villedor ist komplett auf Aidens vielen Tricks und Kniffe zurechtgeschnitten.

Trampolin-Sonnenschutze, Schwingseile über den Fluss, völlig bekloppte hängende Stoffbeutel, die ich mir schnappe, damit aus dem fünften Stock springe und anschließend weiterleben darf. Ein beherzter Sturmanlauf gipfelt im schwungvollen Satz über die Häuserschluchten, während stöhnende Untoten unter mir die Arme nach meinen Füßen ausstrecken. Ich weiß: Wir hatten das schon.

Ich fliege! Auf-, seit- und dank Stoffbeutel-Bremse auch abwärts. Ich fliege! Auf-, seit- und dank Stoffbeutel-Bremse auch abwärts.

Ich merke einfach an jeder Ecke, wie bewusst die Designer von Bewegung und Spielwelt zusammengearbeitet haben. Kein Abgrund ist zu weit, wenn ich die richtigen Skills freigeschaltet habe. Kein Pfad zu unwegsam, wenn ich die Scheuklappen absetze und wirklich alles verstehe, was links und rechts von mir passiert. Irgendwo gibt's einen Laternenpfahl in der Reichweite meines festen Griffs.

Wo sich Dying Light 2 von Assassin's Creed absetzt: Es fordert beim Parkour, mich voll darauf einzulassen und zu lernen. Der Weg von A nach B bietet nicht den einen richtigen Weg, sondern etliche! Will ich möglichst schnell sein, muss ich die vielen Manöver und Straßen und Dächer wie ein echter Parkourläufer denken. Ezio, Edward und Eivor dagegen können das fast wie von alleine.

Aber wenn unweigerlich auch die Faszination der Freiheit irgendwann abklingt, offenbaren sich immer mehr Makel von Dying Light 2. Und die schmälern die Dauermotivation schneller, als ich es mir gewünscht hätte. Darüber tröstet mich auch die Möglichkeit, das Spiel etliche Male durchzuspielen, nicht so recht hinweg. Muss ich dank dieses Artikels zum Glück auch nicht:

Ein Beispiel für meine Kritik: Warum sind die KI-Zombies so unsäglich dumm? Sogar für Zombies! Wenigstens bei den Minibossen, wie dem muskulösen Klops oder dem Flüchter, hätte ich mir etwas Variation in den Kämpfen gewünscht. Oder spielerischen Anspruch, der über die Kenntnis von zwei immer wiederkehrenden Verhaltensmustern hinausgeht. Flüchter haben zum Beispiel keine Chance gegen Wurfmesser oder gewiefte Leute, die ganz genau wissen, wie man W drückt.

Das bringt mich zum letzten Punkt, der mein perfektionshungriges Herz zumindest noch eine Weile für Dying Light 2 weiterschlagen lässt.

3. So viel Potenzial!

Meine ersten 20 Stunden mit Dying Light 2 waren wie eine intensive Liebesbeziehung: Wilde Nächte voller großer Emotionen, weil all die Möglichkeiten mich einfach überwältigten. Doch nach der x-ten Nacht stellt sich eben natürlicherweise der Alltag ein – und ich achte immer mehr auf die Stellen, an denen wir nicht so recht zusammenpassen.

Wie eine Maschine eine Handvoll Events abklappern, immer die gleichen tumben Untoten verprügeln und ständig die (wenn auch vielseitigen) Parkourmanöver abspulen, das reicht mir nicht für eine langfristige Bindung.

So schön Villedor auch ist, nach 40 Stunden habe ich genug und blicke erwartungsvoll in die Zukunft. So schön Villedor auch ist, nach 40 Stunden habe ich genug und blicke erwartungsvoll in die Zukunft.

Aber das Potenzial! Wenn Techland wie versprochen an Dying Light 2 weiterarbeitet, erwächst aus der (mir viel zu kurzen) Liebschaft mit großer Sicherheit eine lange Beziehung. Vielleicht mit neuen Nebenmissionen, mehr unterschiedlichen Events, gefährlichen Quarantänezonen voller Zombies. In meiner Fantasie erträume ich mir Dying Light 2 als Plattform für ein ganzes Universum aus Geschichten.

Warum ich mit dem Spiel weniger hart ins Gericht gehe: Dying Light 2 macht derzeit vieles falsch, was andere Open-World-Serien durch die drölfte Iteration einfach völlig überreizt haben. Aber statt grundlegende Probleme mit bunter Farbe zu übertünchen, liegen die Dinge genau andersherum. Die Grundlage ist fantastisch, was jetzt noch fehlt, ist mehr spannendes Drumherum.

An Originalität mangelt es dem Spiel nicht. Da es diese spezielle Dying-Light-Formel erst einmal gab, hat mir genau dieses Spiel einfach unendlich gefehlt.

Hoffnung. Manchmal stirbt sie zuletzt, oft vergeht sie einem, dann lebt sie wieder auf: Bei Dying Light 2 hoffe ich, dass der angekündigte fünfjährige Support von Techland die Open World von einem frischen Windstoß zu einem Orkan aus Inhalten anschwellen lässt. Ihre Fähigkeit, sowas umzusetzen, konnten die Polen in der Vergangenheit schon beweisen. Mit Bravour. Ich hoffe, sie bleiben sich treu.

2 von 2


zu den Kommentaren (47)

Kommentare(45)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.