E-Soccer statt E-Sport - DFB erfindet eigenen Begriff, will nichts mit »Kriegs- und Killerspielen« zu tun haben

Der Deutsche Fußball-Bund spricht bei FIFA und PES in Zukunft von E-Soccer statt E-Sport. Man möchte nicht mit Gewaltspielen in einen Topf geworfen werden.

Der DFB möchte nicht mit E-Sport assoziiert werden und spricht nun von E-Soccer. Der DFB möchte nicht mit E-Sport assoziiert werden und spricht nun von E-Soccer.

E-Soccer, kein E-Sport: Ab sofort spricht der Deutsche Fußball-Bund (DFB) von E-Soccer, wenn der Verband FIFA 18 und Pro Evolution Soccer 2018 meint. Laut einer offiziellen Pressemeldung möchte man nicht mit »Gewalt-, Kriegs- und Killerspielen« assoziiert werden, die nicht mit den Werten des DFB in Einklang zu bringen seien. Darin heißt es:

"Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich gemeinsam mit seinen Regional- und Landesverbänden auf einen einheitlichen Umgang mit dem Thema E-Sport verständigt. Konsens besteht darin, dass die unter dem allgemeinen Begriff E-Sport praktizierten Gewalt-, Kriegs- und Killerspiele nicht zu den satzungsgemäßen Werten passen, die der DFB sowie seine Mitgliedsverbände Kindern und Jugendlichen vermitteln wollen. Das Engagement der Verbände wird sich deshalb allein auf fußballbezogene Spiele und Formate beschränken. Um diese klare Abgrenzung und Ausrichtung auf die sportlich relevanten Computerspiele zu unterstreichen und missverständlichen Deutungen des Begriffs E-Sport vorzubeugen, sprechen die Fußballverbände in diesem Kontext von E-Soccer."

Wenn sich E-Soccer-Vereine für eine Mitgliedschaft im DFB bemühen wollen, wird zunächst eine Anerkennung durch den lokalen Landessportbund und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) benötigt. Vereine können verschiedene E-Sport-Spiele im Programm haben und werden trotz gewalthaltigen Spielen nicht ausgeschlossen; natürlich muss der Multisportverein aber auch Spieler einer Fußball-Simulation vorweisen können.

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Nur als Ergänzung zum eigentlichen Rasensport im Verein

Laut der Pressemeldung gehen digitaler und realer Rasensport nicht Hand in Hand, Fußball-Simulationen werden eher als Ergänzungsprogramm für Sportvereine gesehen. Der Spaß an FIFA und PES soll am Ende Kinder und Jugendliche dazu bewegen, selber auf dem Rasen Fußball zu spielen:

DFB-Präsident Reinhardt Grindel dazu:

"Mir war immer wichtig, auf die tatsächlichen Inhalte von E-Sport hinzuweisen und deutlich zu machen, dass wir als Verband die vor allem darunter zusammengefassten Gewaltspiele ablehnen. Wir wollen keine Spiele fördern, in denen Kinder auf andere schießen und das Ganze auch noch als Sport bezeichnet wird. Wenn dagegen fußballbezogene Spiele als Ergänzung zum Sport im Verein wirken und über diesen Weg vielleicht sogar der eine oder andere in den Verein kommt, findet das unsere Unterstützung. Bei allem ist und bleibt es mit Blick auf die Gesundheit und das soziale Miteinander unser erstes Ziel, die Kinder und Jugendlichen dazu zu bringen, selber aktiv Fußball zu spielen."

Auch laut Dr. Rainer Koch, 1. Vizepräsident der Amateure, stehen »Die Landesverbände [...] geschlossen hinter der Ablehnung von gewaltverherrlichenden Spielen auf der einen Seite und einem offenen Umgang mit digitalen Fußballformaten.«

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eSport-Bund Deutschland widerspricht

Hans Jagnow, Präsident des E-Sport-Bund Deutschland, kommentiert die Entscheidung des DFB mit Ablehnung. In einer von uns erhalten E-Mail heißt es:

"Die heutige Entscheidung des DFB, sich offener gegenüber E-Sport-Angeboten zu positionieren begrüßen wir - damit entstehen mehr Verbindlichkeit und mehr Gestaltungsmöglichkeiten für die am eSport interessierten Fußballvereine.

Aber man muss auch klar sagen: eine Spaltung von E-Sport zu betreiben ist aus unserer Sicht nicht der richtige Weg. Es ist sachlich nachvollziehbar, dass sich der DFB als Fußballverband vorrangig für Fußballsportsimulationen als Ergänzung für das Angebot der von ihm vertretenen Vereine interessiert - das finden wir gut. Dazu aber eine Abgrenzung zur gesamten E-Sport-Familie zu betreiben, und dafür den längst vergessenen Begriff der 'Killerspiele' aus der Mottenkiste der Geschichte zu holen, wird dem Stand der gesellschaftlichen Debatte um eSport nicht gerecht. Wir würden uns freuen, wenn hier keine neuen Sprachregelungen gesucht werden, sondern eine fachkundige und sachliche Auseinandersetzung mit der Thematik stattfindet."

Deutschland weiterhin auf Abstand zu Killerspielen

Seit der Hysterie Anfang der 2000 hat sich die Debatte um Videospiele und Videospielgewalt zwar mittlerweile deutlich geändert, so findet sich die Förderung von E-Sport im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Ab und zu taucht allerdings immer noch der Begriff der Killerspiele auf, wie nun jüngst bei der DFB-Entscheidung zum E-Sport auf. Es zeigt sich, dass in der deutschen Öffentlichkeit weiterhin einige Vorbehalte existieren.

Die Kontroverse Counter-Strike: Global Offensive im Sommer 2016 dürfte beispielsweise noch einigen E-Sport-Fans im Gedächtnis bleiben. Damals zeigte ProSieben in einer Pilotreihe die CS:GO-Eleague auf dem Nebenkanal ProSieben Maxx, das deutsche Team Mousesports stellte mit herausragenden Leistungen ein kleines Sommermärchen auf die Beine und war der richtige Bannerträger für die E-Sport-Initiative. Mit dem Amoklauf im Münchner Olympia-Einkaufszentrum wurde die Sendung jedoch vorzeitig aus dem Programm genommen - anders als Horror- und Actionfilme aktuell nicht passend, hieß es damals.

Anders Dänemark: Zur CS:GO-WM im Frühling 2017 feuerte der dänische Außenminister auf offiziellen Kanälen das dänische Team Astralis an, nach dem Meisterschaftssieg gab es einen offiziellen Empfang im Rathaus in Kopenhagen.

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Im E-Soccer-Land Deutschland scheint eine solche Akzeptanz des E-Sports auch heute undenkbar.

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