EA Sports FC 24 ist ein großes Spektakel - aber nur, bis das Spiel angepfiffen wird

Erling Haaland ist der neue Cover-Star von EA Sports FC 2024 - und wollte nicht von meinem Burger abbeißen.

Nach 30 Jahren FIFA läuft die Fußballspielreihe von EA Sports dieses Jahr unter dem Namen EA Sports FC 24 aufs Spielfeld.

Die Entwickler versprechen Großes: Ohne die Last des großen Namens soll endlich eine aufregende neue Ära beginnen, ein fortschrittlicheres, kreativeres und fröhlicheres Erlebnis für alle Fußballfans weltweit.

In den letzten Jahren haben wir FIFA immer wieder dafür kritisiert, dass in den jährlich erscheinenden Titeln einfach zu wenige Änderungen passieren - da kommt eine solche Ankündigung mehr als gelegen!

Doch es wäre auch nicht das erste Mal, dass EA den Mund vor Release ziemlich voll nimmt. Umso besser, dass ich auf Einladung nach Amsterdam reisen konnte, um mich direkt selbst davon zu überzeugen, wie viel Kreativität in FC24 wirklich steckt

Full Disclosure: EA hat die Kosten für die Reise nach Amsterdam sowie die Unterkunft übernommen. Die gestellte Spielversion von EA Sports FC 24 konnten wir frei ausprobieren und EA hatte keinen Einfluss auf die anschließende Berichterstattung.

Ein phänomenales Event

Vielleicht habt ihr bereits am 13. Juli 2023 den Livestream verfolgt, in dem EA Sports erstmals das neue Spiel mit einer aufwendigen Show und einem Gameplay-Trailer, in dem lediglich eine Sekunde vom Spiel zu sehen ist, angekündigt hat.

1:50 EA Sports FC 24: Neuer Trailer enthüllt erstmals echtes Gameplay des FIFA-Nachfolgers

Ich habe an diesem Abend mit vielen Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt gesprochen und alle hatten große Hoffnungen, dass das Spiel mehr wird als das, was alle von einem FIFA 24 erwartet hätten. Das bombastische Event, das von EA für die große Enthüllung auf die Beine gestellt wurde, machte zunächst große Hoffnung.

Ich sitze also vor einer Bühne mit riesigem Bildschirm, eingepfercht zwischen hunderten anderen Journalisten, FIFA-Profis und YouTubern. Neben mir redet ein koreanischer Livestreamer pausenlos in seine Kamera.

Als ich ihn frage, wie viele Zuschauer er hat, hält er mir seine Cam vor die Nase und ich packe reflexartig ein paar Worte Koreanisch aus. Der Streamer ist überrascht und begeistert, ich fühle mich unheimlich smart und sein Chat lacht mich aus - aber immerhin kann ich sehen, dass ihm tausende Leute zuschauen, obwohl es dort bereits mitten in der Nacht ist. Die Zuschauer haben wohl auch Großes erwartet.

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Die Show beginnt, der aalglatt gestylte EA-CEO Andrew Wilson betritt die Bühne und erzählt von einem Besuch beim FC Bayern München, bei dem ihm wohl sehr kalt geworden sei - gähn. Auch die Gameplay-Neuerungen hauen mich noch nicht vom Hocker: Bessere Animationen dank HypermotionV, eine neue Physik-Engine für Trikots und Hosen und Frauen in Ultimate Team. Nun.

Doch dann packt EA die Stargäste aus: Didier Drogba, Luis Figo und sogar Ex-Weltfußballer Ronaldinho stehen plötzlich auf der Bühne. Als Fußballfan konnte ich kaum an mich halten. Als der neue Cover-Star Erling Haaland enthüllt wird, bricht Chaos aus. Leute jubeln, springen von ihren Sitzen, der koreanische Streamer packt plötzlich ein Manchester-City-Trikot aus und fängt an zu schreien.

Kein Durchkommen: Die Stars wurden nach der Show von Fotografen belagert.

Auch wenn die Präsentation zunächst äußerst lahm war, ist plötzlich jeder gehypt - und auch ich möchte das Spiel jetzt unbedingt ausprobieren.

Die Revolution bleibt aus

Nachdem die Show vorbei ist, stürmen alle in Richtung Bühne, um Fotos von den Entwicklern und den Fußballstars zu machen. Kein Durchkommen, also gehe ich direkt zur After-Show-Party, um mir etwas zu essen zu sichern.

Zehn Minuten später habe ich endlich meinen Burger in der Hand und bemerke fast gar nicht, dass sich Superstar Haaland, umringt von Sicherheitsleuten, gerade langsam durch die Menschenmenge schiebt und plötzlich direkt vor mir steht. Wir sehen uns an, ich zwinkere ihm lässig zu und er fragt mich, ob der Burger gut ist. Mal abbeißen will er aber nicht, obwohl ich es ihm anbiete. Was ein cooler Typ, was ein cooler Abend.

Ein Foto mit Haaland wäre cooler gewesen, aber vor diesem Burger-Stand hatten wir unseren denkwürdigen Moment.

Als ich wenig später das Gamepad in der Hand halte, werde ich aber auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. EA Sports FC 24 spielt sich nämlich genau so, wie es zu erwarten war. Es ist einfach nur ein neues FIFA mit neuem Namen.

Als jemand, der jedes Jahr mindestens 100 Stunden in das aktuelle FIFA steckt, bemerke ich keine bahnbrechenden Neuerungen. Die Animationen wirken, wenn man genau darauf achtet, dank HypermotionV etwas geschmeidiger. Hätten mich die Entwickler vorher nicht genau darauf hingewiesen, hätte ich wahrscheinlich keinen Unterschied bemerkt.

Auch spielerisch sind auf den ersten Blick keine krassen Veränderungen zu bemerken. Meine über Jahre antrainierten Fertigkeiten sind sofort wieder da, ohne großes Nachdenken dribble ich mich durch die KI-Gegner und weiß ganz genau, wann und von wo ich schießen muss, damit der Ball mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Netz geht. Eine neue Ära beginnt nur beim Namen, auf dem Platz bleibt alles beim Alten.

Durch HypermotionV sollen neue und bessere Animationen ins Spiel kommen.

Versteht mich nicht falsch: FC 24 macht keinen schlechten Eindruck und Millionen Spielerinnen und Spieler werden sich genau darüber freuen, dass sie auch dieses Jahr wieder das bewährte Gameplay mit einigen kleinen Neuerungen bekommen werden. Ich hätte mir aber realistischeres Gameplay gewünscht, das mehr in Richtung Pro Evolution Soccer 2021 geht.

Das passiert in eurem Lieblingsmodus

Warum man die Chance des neuen Namens nicht nutzt, hätte ich die Entwickler gerne gefragt - doch statt des ursprünglich versprochenen Interviews durfte ich nur an einem 15-minütigen Round Table teilnehmen. Mehr als eine Frage pro Person war da nicht drin.

Da GameStar-Leserinnen und -Leser bekanntermaßen sehr viel Wert auf den Karriere-Modus legen, habe ich Game Designer Alex Constantinescu und Design Director Pete O'Donnell gefragt, wie sie euch vom Kauf von FC 24 überzeugen wollen, wenn ihr stets das Gefühl habt, dass der Modus vernachlässigt wird und jedes Jahr nur kleine Neuerungen ins Spiel kommen.

FC 24 bietet, wie gewohnt, das volle Lizenzpaket. Das BVB-Stadion darf natürlich nicht fehlen.

Das wichtigste Feature heißt dieses Jahr übrigens Total Management System und soll euch mehr Kontrolle über eure Taktik geben. Außerdem könnt ihr mit Assistenztrainern und Trainingsplänen eure Spieler gezielter trainieren, damit sie sich optimal entwickeln und vor Spieltagen in Topform sind. Das war es schon.

Warum diese Neuerungen der große Wurf sind und ihr nicht einfach bei FIFA 23 bleiben sollt, konnten mir die Entwickler nicht beantworten. Die Features sollen aber eine Reaktion auf die Kritik der Spieler sein, die das Trainieren von Fitness und Bissigkeit in FIFA 23 genervt hat und euch zeigen, dass man bei EA auf die Community hört:

Wir ziehen Lehren aus der Vergangenheit. Wir verbessern (den Karriere-Modus, Anm. d. Red.) stets, nicht nur mit neuen Features wie den Assistenztrainern, sondern auch, indem wir aus vergangenen Fehlern gelernt haben.

Alex Constantinescu, Game Designer

Vom riesigen Hype zur kollektiven Enttäuschung

Nach rund zwei Stunden Spielzeit und einem viel zu kurzem Interview, bei dem es keine Möglichkeit gab, kritisch nachzuhaken, habe ich genug gesehen. Ich bin überzeugt: EA Sports FC 24 wird einfach ein neues FIFA, nur unter anderem Namen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, dass ich mich nicht komplett täusche, gehe ich auf Stimmenfang und frage bei anderen FIFA-Kennern nach.

Alejandro Castillo, Sportspiel-Experte von AS.com, sieht die größten Neuerung im Ultimate Team Modus, in dem jetzt Männer und Frauen gemeinsam auf dem Platz stehen können. Das Gameplay überzeugt ihn aber nicht:

Es fühlt sich leicht besser an, aber ist dasselbe wie jedes Jahr. [...] Die Animationen sind weniger buggy, es fühlt sich etwas präziser an, aber am Ende des Tages ist es immer noch FIFA. Der größten Sprung findet inhaltlich bei Ultimate Team statt, aber nicht beim Gameplay.

Weniger kritisch zeigt sich der japanische YouTube-Star Kohalon:

Es ist ein neues Spiel. Ich finde, FC 24 ist anders als FIFA 23.

Auch Kohalon lobt die Inklusion von Frauen in Ultimate Team als große Neuerung und ist gespannt, wie sich die neuen PlayStyles letztlich anfühlen werden. Zum Gameplay kann er allerdings nichts sagen.

Kohalon ist in Japan als FIFA- und Fußball-Experte bekannt. Als er ein Video für seinen YT-Kanal filmte, standen viele begeisterte Zuschauer vor der Bühne.

Zu guter Letzt habe ich mit Dominik Kaiser, der seit zehn Jahren für Ran.de schreibt, gesprochen. Auch er gibt sich diplomatisch, aber eine ähnliche Enttäuschung wie bei mir ist ihm deutlich anzumerken:

Wir spielen ja nur eine Pre-Beta. Aber da muss ich so ehrlich sein und sagen, da merke ich keinen Unterschied. Das sieht ein bisschen besser aus [...] , aber es spielt sich halt wie FIFA 23, es ist kein Unterschied erkennbar.

Aber man muss mal sehen, wie das Endprodukt wird. Wenn es so bleibt, ist es eher eine Enttäuschung. [...]

Letztlich wird EA Sports FC 24 also wieder genau das werden, was man von einem FIFA 24 erwartet hätte. Dasselbe Spiel wie jedes Jahr, mit kleinen Änderungen, die sich hinter großen Worten wie HypermotionV und Total Management System verstecken.

Aber sehen wir es positiv: Wer befürchtet hat, dass EA ohne den Markennamen FIFA plötzlich den Bach runtergeht, muss sich keine Sorgen mehr machen. Ihr bekommt auch dieses Jahr wieder ein gutes Fußballspiel mit riesigem Lizenzpaket, bei dem die größten Neuerungen im Ultimate Team-Modus stattfinden. Es bleibt also alles wie immer.