Wir haben eFootball für euch getestet, damit ihr es euch nicht antun müsst

eFootball 2022 ist das schlechteste Spiel auf Steam. Warum es so furchtbar ist, zeigen wir euch in unserem Test. Lesen auf eigene Gefahr!

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Vor rund einem Jahr veröffentlichte Konami den vorerst letzten Teil der ruhmesträchtigen Pro-Evolution-Soccer-Serie, die in den 2000er-Jahren den großen Konkurrenten FIFA spielerisch und auch wertungstechnisch regelmäßig in den Schatten stellte.

PES 2021 erschien lediglich als etwas größeres Datenbankupdate, aber weckte zugleich Hoffnung: Die Entwickler wollten sich besonders viel Zeit nehmen, um mit eFootball 2022 die fortgeschrittene Technik der Next-Gen-Konsolen voll auszunutzen und auf Basis der Unreal Engine das nächste Level der Fußballsimulationen zu erreichen.

Letzteres haben sie mit dem Release tatsächlich geschafft, allerdings im negativen Sinne. eFootball 2022 ist umgehend zum am schlechtesten bewerteten Spiel auf Steam geworden, gefühlt das ganze Internet lacht. Warum das Spiel wirklich so unfassbar mies ist, wie alle sagen, erklären wir euch in unserem Test - damit ihr hoffentlich nicht auf die Idee kommt, euch selbst davon zu überzeugen. Dabei sah das Ganze im allerersten Trailer ja noch nicht so schlimm aus:

PES 2022 heißt jetzt eFootball - Trailer enthüllt Free2Play-Spiel Video starten 6:02 PES 2022 heißt jetzt eFootball - Trailer enthüllt Free2Play-Spiel

Gruselige Grafik

Egal wie neugierig oder schaulustig ihr seid, der kostenlose Download von eFootball lohnt sich einfach nicht. Zum einen liegt das daran, dass es im aktuellen Zustand nicht mehr ist als eine ziemlich verbuggte Demo-Version. Es gibt zwei Spielmodi: Im Offline-Modus könnt ihr Freundschaftsspiele mit lediglich neun verschiedenen Teams spielen, im Online-Modus stehen hingegen über 200 Mannschaften zur Verfügung.

Blöd nur, dass man sich auf eine Variante festlegen muss und diese sich nicht mehr ändern lässt. Aktuell hilft da nur, einen neuen Steam-Account zu erstellen oder auf das Ende des laufenden Events zu warten. Dass die wichtigsten Modi Meisterliga und MyClub zum Release noch fehlen, hatte Konami bereits im Vorfeld bekanntgegeben. Das ist also irgendwo noch verkraftbar.

Die mickrige Team-Auswahl im Singleplayer-Modus. Die mickrige Team-Auswahl im Singleplayer-Modus.

Was hingegen gar nicht geht, ist das Spiel selbst. Fangen wir bei der Grafik an: Jahrelang war PES bei Spielergesichtern im Vergleich mit FIFA mindestens ebenbürtig, teilweise sogar deutlich besser. Was bei eFootball 2022 schiefgelaufen ist, lässt sich nur schwer erklären.

Der Blick in die leeren Wachsfigurenantlitze löst irgendwie Unbehagen aus. Der Kopf von Bayern-Star Joshua Kimmich hat sogar etwas Bedrohliches und versprüht dieselbe Energie wie der merkwürdige Mitschüler aus der fünften Klasse, der von der Klassenfahrt nach Hause geschickt wurde, weil er die Katze des Hausmeisters der Jugendherberge gequält hat. Die potthässliche Bronzebüste von Cristiano Ronaldo, die vor ein paar Jahren durch die Schlagzeilen ging, sieht gegen all das gar nicht mehr so verkehrt aus.

Bei den Spielergesichtern läuft es uns eiskalt den Rücken runter. Bei den Spielergesichtern läuft es uns eiskalt den Rücken runter.

Will man der Präsentation doch etwas Positives abgewinnen, kann man sich die sechs enthaltenen Stadien zu Beginn einer Partie ansehen. Allianz-Arena, Old Trafford oder Camp Nou sehen tatsächlich atmosphärischer aus als im aktuellen FIFA-PC-Ableger FIFA 22. Außerdem gibt’s im Menü einige tolle Songs zu hören, unter anderem von der sehr guten Band Future Islands. Aber das war’s dann auch schon.

Immerhin die Stadien können sich sehen lassen. Immerhin die Stadien können sich sehen lassen.

Revolutionär schlechtes Gameplay

Einen ähnlich tiefen Fall wie bei der Grafik legt der PES-Erbe beim Gameplay hin. Man dürfte ja eigentlich davon ausgehen, dass die erfahrenen Entwickler es hinbekommen müssten, zumindest ein grundsolides Fußballspiel abzuliefern. Das ist aber nicht der Fall.

Zwar lässt das grundlegende Spielgefühl eine Verwandtschaft zu früheren PES-Spielen erkennen, aber es ist in keinerlei Hinsicht auch nur annähernd so gut wie seine Vorgänger. Der größte Kritikpunkt ist die Geschwindigkeit des Spiels. Klar, PES war immer etwas langsamer als FIFA. Aber in eFootball steuern sich die Spieler so, als wären sie nach einer durchgezechten Nacht gerade verkatert aus dem Bett gekrochen. Jede Drehung, jeder Pass und jede Ballannahme fühlt sich nach Schwerstarbeit an.

Dieser Screenshot lässt das mangelhafte Gameplay leider nicht erahnen. Dieser Screenshot lässt das mangelhafte Gameplay leider nicht erahnen.

Jede gespielte Minute zermürbt die Seele des langjährigen PES-Fans. Die eigentlich agilen Profisportler erinnern an eine Mischung aus altersschwachen Greisen und Autoscootern, die nicht mehr in der Lage dazu sind, auf eure Gamepad-Eingaben zu reagieren. Liegt der Ball mehr als zehn Zentimeter entfernt, haben sie keinen Bock, diesen mitzunehmen. Und denkt nicht mal im Traum daran, ein flottes Tiki-Taka-Kurzpassspiel aufziehen zu wollen. Alles in eFootball ist unglaublich langsam, behäbig, träge. Der Ball wiegt einfach gefühlte zehn Kilo.

Es gibt sie aber, die seltenen Lichtblicke, die einen daran erinnern, warum man Konami und PES mal so innig geliebt hat. Etwa, wenn ein tödlicher Pass doch mal haargenau in den Lauf des Stürmers gespielt wird und man komplett frei vor dem Tor nur noch einnetzen muss. Auch das neue Dribbling-System, welches im Tutorial – übrigens nur ein kurzes Erklärvideo – prominent vorkommt, hat durchaus seine Momente. Mit etwas Übung und viel mehr Glück kann man es tatsächlich schaffen, elegant an Gegenspielern vorbei zu tänzeln. Allerdings bilden diese positiven Momente die große Ausnahme. Wenn es sie gibt, dann fühlen sie sich nicht gewollt an, sondern einfach komplett zufällig.

eFootball kann auch hübsch sein, ist aber weit vom Next-Gen-Anspruch entfernt. eFootball kann auch hübsch sein, ist aber weit vom Next-Gen-Anspruch entfernt.

Konamis Karriereende?

Mit der Veröffentlichung dieses Machwerks hat sich Konami keinen Gefallen getan. Der Schaden ist angerichtet und das halbe Internet hat sich bereits über die grenzdebilen Gesichtsanimationen dieser Meme-Maschine kaputtgelacht. Die gesamte Situation fühlt sich an wie der letzte Nagel im Sarg einer ehemals grandiosen Serie. Immerhin hat man den Namen PES hier nicht ins Spiel gebracht.

Die Entwickler haben sich derweil zu ihren Fehlern bekannt und erste Patches versprochen, die in Kürze erscheinen solen. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser fußballerische Totalausfall noch irgendwie retten lässt. Und selbst wenn Konami es schafft, das Ruder rumzureißen und in den nächsten Monaten aus eFootball 2022 ein akzeptables Spiel zu formen – ob dann überhaupt noch jemand Lust hat, das zu spielen, bleibt nach diesem katastrophalen Launch fraglich.

Falls ihr dagegen auf Schmerzen steht, empfehlen wir euch einen Blick auf unsere Liste der schlechtesten Steam-Spiele. Unter den zehn dort aufgelisteten Software-Katastrophen findet ihr unter anderem solche Knaller wie Flatout 3 und Godus. Aber eFootball 2022 steckt sie alle in die Tasche.

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