Markus kann durch Mauern sehen. Er weiß, dass hinter der nächsten Ecke ein Gegner kauert, die Waffe im Anschlag. Und Markus schäumt vor Wut. Denn was er gerade ausprobiert, ist Betrug. Betrug auf dem neusten Stand der Technik: Der Grafikkartentreiber der Firma Asus schaltet die Texturen in 3D-Actionspielen durchsichtig, ohne dass das Spiel es verhindern könnte. Markus ist wütend, weil er weiss, dass Cheats wie dieser in letzter Zeit immer häufiger im Netz zum Einsatz kommen. Und das sorgt für gewaltigen Zündstoff. Denn in der selbstbewussten Fangemeinde ist das Benutzen von Spielhilfen eine Frage der Ehre. »Ich spiele fair, und das erwarte ich auch von anderen« - so wie Markus denken viele, und beschwören düstere Visionen von einem Netz voller Betrüger. Bedrohen Cheats die Zukunft der Online-Spiele?
Fehlersuche
Der Hightech-Treiber ist nur die neuste Variante einer altbekannten Technik. Was die Spieler als Cheats (englisch »to cheat«: betrügen, schwindeln) kennen, ist für den Programmierer ein »Debug Command«: Ein kleiner Befehl, der beim Auffinden von Fehlern hilft. Stellen Sie sich vor, Sie sollen als Betatester die zwölfte Mission von Age of Empires 2 auf Herz und Nieren prüfen. Im Prinzip müssten Sie nun die ersten elf Levels durchspielen, um überhaupt zu Ihrem Einsatzort zu gelangen. Weil das Zeitverschwendung ist, hat der Programmierer eine Taste so belegt, dass Sie direkt zur Mission springen können. Wenn die Testphase vorbei ist, werden die Schummelcodes wieder entfernt. Zumindest theoretisch. Denn heutzutage finden viele der Debug Commands ihren Weg in die Verkaufsversion - und werden zu Cheats.
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