Forspoken: Warum Turnschuhe mich mehr begeistern als Next-Gen-Grafik

PS5-Grafik, Open World, Magie, Drachen - und Elena denkt bei Forspoken ausgerechnet an Turnschuhe. Die stehen nämlich für die spannendste Idee hinter dem Action-Spiel.

Ich hasse Turnschuhe. Ich trage sie nie, weil ich das Gefühl habe, meine Füße sehen darin aus wie kleine Boote. Jetzt, wo wir das aus der Welt geschafft haben: Ich liebe die Turnschuhe in Forspoken, alias Project Athia. Nicht die durchaus beeindruckende Next-Gen-Grafik ließ mich beim Trailer gucken innehalten, sondern die Kleidung der Heldin:

Frey Holland sieht nämlich aus wie ich - oder eher wie ich, sollte ich jemals Turnschuhe tragen und einem Drachen begegnen: T-Shirt, weiße Sneaker und absolut fassungslose Panik im Gesicht, als die riesige Echse um die Ecke spaziert. »Ach du schei**, ein Drache!« - ja, ich wäre in dem Fall wohl ähnlich schlagfertig.

Frey ist keine Aloy, die quasi mit dem Bogen in der Hand geboren wurde. Sie ist keine typische Heldin, sondern ein ganz normales Mädchen, das in diese gefährliche Welt hineingerät und darin überleben muss, genau wie ich als Spielerin! Eine perfekte Synergie, die viel mehr Spiele wagen sollten.

Die Autorin: Elena (@Ellie_Libelle) erstellt sich in Spielen mit Editor gerne selbst. Nicht, weil sie unkreativ ist, sondern weil sie sich am liebsten vorstellt, sie wäre in einer fremden Welt gefangen. Bei kniffligen Entscheidungen fragt sie sich also, wie sie selbst gehandelt hätte und bei der Ausrüstung wählt sie gerne das, was zu ihr passt. Forspoken schickt Frey als ganz gewöhnliches Mädchen in eine Fantasy-Welt und schafft damit genau die Ausgangslage, die Elena sich seit Ewigkeiten für Spiele vorstellt und wünscht.

Ahnungslos und das mit Recht

Helden erleiden Gedächtnisverlust wie Geralt in The Witcher (oder im Prinzp fast jeder dritte Spieleheld der letzten 20 Jahre), brechen wie Aloy in Horizon in ein unbekanntes Land auf oder lassen sich zur Sicherheit alles nochmal erklären, was sie längst wissen müssten - aber hey, ich vorm Bildschirm weiß das ja nicht.

Meist fühlen sich diese Erklärungen ungelenk an und ich weiß genau, wenn das Spiel etwas nur für mich nochmal vorkaut. Forspoken könnte dieses Problem clever umschiffen: Frey ist genau in meiner Position als Spielerin: Eine junge Frau, die in einer völlig fremden, bedrohlichen Welt strandet. Feuerspeiende Drachen, riesige Schattenwölfe oder Magie sind für sie genauso neu und unbegreiflich wie für mich. Sie kann jede dumme und naive Frage stellen, die ich gerne stellen würde, ohne dass es aufgesetzt wirkt.

Apropos Amnesie: Bei GameStar Plus haben wir genug von Spiele-Klischees und entlarven sie in unserem großen Report zum Thema.

Eine Heldin, die ich sein will

Aber Frey bleibt kein Fremdkörper in der Welt von Athia, sondern wird ein Teil von ihr. Eine weitere ideale Verknüpfung mit meinem Erleben als Spieler: Ich möchte ja in fremde Welten eintauchen, Regeln, Story und Mechaniken verstehen, um mich dort wie ein Fisch im Wasser zu bewegen.

Während Frey die ersten Szenen über noch unsicher in ihren Turnschuhen durch mittelalterliche Ruinen stolpert, trägt sie später ein Cape und einen goldenen Rankenarmreif, die sie schon optisch mit der Fantasy-Welt verknüpfen - und offenbar auch schlummernde Kräfte wecken. Die unscheinbaren Turnschuhe passen anfangs genauso wenig rein wie Frey, beginnen mit der Zeit aber zu glühen, sprühen Funken und saugen die Magie der Welt auf. Sie zeigen die Verwandlung von Heldin und Spieler nach außen.

Frey flitzt blitzschnell durch die dichten Wälder der Open World, schnellt in die Höhe, zischt wie ein Pfeil durch die Luft und überwindet Schluchten in Sekunden. Sie lässt Ranken aus dem Boden sprießen oder blockt einen Gegnerangriff mit einem golden leuchtenden Magieschild. Wie das aussieht, zeigen euch die neuen Screenshots aus dem Open-World-Abenteuer:

Forspoken - Screenshots ansehen

Der Alltag muss warten

Bei Final Fantasy 15 hat das Studio Luminous Productions schon fleißig mitgeholfen und bewiesen, dass es dynamische Action-Kämpfe und eine traumhaft schöne Open World drauf hat. Für Forspoken wünsche ich mir aber, dass wirklich die persönliche Reise von Frey und ihre Gefühlswelt im Mittelpunkt stehen.

Die Entwickler dürfen auf keinen Fall die ungewöhnliche Ausgangslage sofort verspielen und Frey in der neuen Welt ganz selbstverständlich zum Alltag übergehen lassen. Denn der Kniff funktioniert nur, wenn sie sich auch so verhält wie jemand, der plötzlich an einem fremden Ort landet, der jedes bekannte Naturgesetz bricht und das eigene Weltbild gleich mit.

Ich bin sicher nicht die Einzige, die gerne spielt, um in fremde Welten einzutauchen und oder die sich gerne vorstellt, was sie in dieser Situation tun würde. Frey ist ein Abbild genau dieser Fantasie und könnte das Open-World-Erlebnis so noch viel intensiver gestalten, weil ich mich jederzeit in sie hineinversetzen kann.

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