Trotz scharfer Kritik vieler Spieler an Lootboxen und Mikrotransaktionen scheint das System bestens zu funktionieren. Das will zumindest eine Studie des E-Commerce-Unternehmens Digital River festgestellt haben: Angeblich hat die weltweite Spieleindustrie durch die Umstellung auf Games as a Service, Mikrotransaktionen, DLCs und Co. ihren Wert verdreifacht. Die Ergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu genießen.
Weniger Vollpreis-Käufer, mehr Mikrotransaktionen
2016 machten laut Digital River selbst Spiele mit Vorab-Verkaufspreis ein Viertel ihres Umsatzes durch zusätzliche Inhalte wie DLCs oder Mikrotransaktionen. Und der klassische Vollpreis-Verkauf zum Launch verliert immer weiter an Bedeutung: In den USA sollen Spieler im Schnitt bis zu 21 Tage mit dem Kauf eines neuen Spiels warten und sich derweil nach Angeboten oder Bundles umschauen.
Die mit Abstand erfolgreichsten Spiele seien dagegen reine Free2Play-Titel, die ihre kompletten Einnahmen über Mikrotransaktionen erwirtschaften. Sie sollen 2017 viermal so viel Geld erwirtschaften wie alle anderen Spiele zusammen. Als Konsequenz daraus sind Mobile-Plattformen der mit Abstand lukrativste Markt, gefolgt vom PC - und Konsolen liegen weit abgeschlagen zurück.
Allerdings liefert die Studie nur wenige Belege für ihre Schlussfolgerungen. Beispielsweise ist nicht klar, woher die Behauptung kommt, dass Mikrotransaktionen den Wert der Industrie verdreifacht haben und auf welchen Zeitraum sich diese Aussage bezieht. Von 2016 auf 2017 sollen die gesammelten Einnahmen der Industrie etwa nur um 10 Prozent von 87,5 Milliarden Dollar auf 96,5 Milliarden wachsen.
Analyse mit Agenda?
Der Volksmund sagt nicht ohne Grund, man solle keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht hat. Während die Umsatzzahlen an sich vermutlich stimmen - sie stammen vom bekannten Marktforschungsunternehmen Superdata - sind die Analysen und Schlussfolgerungen des Reports doch mit Vorsicht zu genießen.
Digital River verdient nämlich sein Geld damit, Firmen über den Einsatz von Mikrotransaktionen zu beraten und diese auch abzuwickeln. So betreibt eine Tochtergesellschaft des Unternehmens etwa den Rockstar-Online-Shop, wo unter anderem Shark Cards für GTA Online verkauft werden. Kein Wunder also, dass der Report GTA 5 als führendes Beispiel vermeldet: Über eine Milliarde Dollar habe es seit 2013 mit dem Verkauf von Ingame-Währung erwirtschaftet.
Mikrotransaktionen auch in Deutschland auf dem Vormarsch
Allerdings belegen auch die Zahlen des deutschen Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) den wachsenden Erfolg von Lootboxen und Co. Der Statistik des BIU zufolge stieg der Umsatz durch Mikrotransaktionen in Deutschland auf 400 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2017. Im gleichen Zeitraum waren es 2016 noch 317 Millionen Euro. Gleichzeitig sanken die Einnahmen durch den klassischen Verkauf von Spielen von 521 auf 509 Millionen Euro. Insgesamt wächst hierzulande der Spielemarkt im ersten Halbjahr um 11 Prozent.
Eine weitere Grafik des BIU zeigt anschaulich, wie schnell die Einnahmen durch virtuelle Güter und Zusatzleistungen zu einem wesentlichen Anteil am Gesamtumsatz der Spieleindustrie angewachsen sind. In absehbarer Zeit wird dieser Trend also wohl nicht wieder verschwinden.
Quellen: Digital River, BIU
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