Gears of War: Ultimate Edition im Test - Sägezahn der Zeit? Von wegen!

De-indiziert und (fast) so gut wie vor zehn Jahren. Die Gears of War: Ultimate Edition erweist sich im Test als echtes Remaster-Highlight.

Gears of War: Ultimate Edition - Test-Video zum Deckungsshooter-Remaster Video starten 4:07 Gears of War: Ultimate Edition - Test-Video zum Deckungsshooter-Remaster

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Wahnsinn, wie die Zeit vergeht! Zehn Jahre ist es her, dass sich Marcus Fenix und Co. auf der Xbox 360 in Gears of War erstmals durch Locust-Horden ballerten und sägten, exakt ein Jahr später erschien dann auch die PC-Version - allerdings nicht in Deutschland. Weil die USK ihr Siegel verweigerte, veröffentlichte Microsoft den blutigen Deckungsshooter nie offiziell in Deutschland. Das hielt die BPjM allerdings nicht davon ab, Gears of War kurz nach dem Release zu indizieren.

Deshalb kamen deutsche Spieler zunächst nicht in den Genuss der erweiterten (aber zum indizierten Original generell inhaltsgleichen und daher ebenfalls als indiziert anzusehenden) Ultimate Edition, die Microsoft im August 2015 für die Xbox One um im März 2016 für den PC veröffentlichte. Mittlerweile ist Gears of War aber von der Liste der jugendgefährdenden Medien entlassen worden, das Spiel darf in seiner Ultimate Edition somit erstmals offiziell in Deutschland erscheinen.

Windows-10-Pflicht
Gears of War: Ultimate Edition erscheint auf dem PC ausschließlich für Windows 10 und unter DirectX 12, außerdem ist es an den Windows-Store gebunden. Im Vergleich zu Steam und Co. gibt es beim Windows Store derzeit noch einige technische Einschränkungen. So können Sie noch keine zusätzlichen Spiele-Mods installieren, es gibt keinen exklusiven Vollbildmodus und der Installationspfad von Spielen lässt sich nur über Umwege verändern. Mehr Informationen zum Windows Store und seinen Eigenheiten finden Sie in unserem ausführlichen FAQ zu Microsofts Windows Store.

Die Gears-Baumgruppe

Für alle Nichtkenner des Spiels: Die Story erzählt eine klassische Gut-gegen-Böse-Geschichte. Die Menschen des Planeten Sera werden am sogenannten E-Day von den Locust angegriffen - menschenähnlichen Monstern, die unter der Erde leben.

Das Gears-Team bildet die Speerspitze der Menschheit beim Kampf gegen die Locust. Das Gears-Team bildet die Speerspitze der Menschheit beim Kampf gegen die Locust.

Im folgenden Krieg wird die Menschheit stark dezimiert und nahezu sämtliche Städte auf Sera werden zerstört. Die Speerspitze der menschlichen Verteidigung sind die sogenannten KOR-Kämpfer (KOR: Koalition ordentlicher Regierungen), Männer wie Mammutbaumstämme mit kleinwagendicken Oberarmen und bassigen Stimmen.

Marcus Fenix und sein Kumpel Dominic Santiago sind dabei die zentralen Figuren, später kommen noch Damon Baird und Augustus »The Cole Train« Cole dazu. Die Story von Gears wirkt wegen der überbordenden Coolness-Attitüde zwar immer noch etwas grotesk, ist aber nett erzählt und bietet sogar einige Überraschungen.

Nichts verlernt

Spielerisch ist der Titel hervorragend gealtert. Ich flitze von Hindernis zu Hindernis, feuere aus der Deckung oder verarbeite die Locust mit Handgranaten und dem etwas fummelig zu bedienenden Kettensägenbajonett zu klumpigem Fleischsalat. Das geht auch nach neun Jahren hervorragend von der Hand, die sehr präzise und vielfältig einstellbare Steuerung macht die blutige Locust-Jagd zum puren Vergnügen.

Für eine echte Herausforderung empfehle ich Shooter-Profis aber mindestens im dritten von vier Schwierigkeitsgraden zu starten. Andernfalls sorgt die Kombination aus konsolig-großem Fadenkreuz und dicken Locust-Köpfen zumindest zu Beginn für ziemlich leichten Ballerspaß. Deckung nehmen ist allerdings in jedem Fall (über-)lebenswichtig. Wer aufrecht durch den Level läuft, endet schnell als blutiger Klumpen im Dreck.

So offen wie hier sollte man sich in Gears of War nicht oft bewegen. Deckung suchen und nutzen ist bei den Schießereien überlebenswichtig. So offen wie hier sollte man sich in Gears of War nicht oft bewegen. Deckung suchen und nutzen ist bei den Schießereien überlebenswichtig.

Die Gegner-KI hat zwar immer wieder ihre Aussetzer, meistens sind die Burschen aber in der Überzahl und bewegen sich geschickt über das Schlachtfeld. Wesentlich schlimmer ist das Dummbatzentum der eigenen Teammitglieder. Dom und Co. werden immer wieder in den ungünstigsten Situationen niedergeschossen oder bleiben teilweise sekundenlang vor verschlossenen Türen stehen.

Zu zweit im Koop macht die Kampagne aber ohnehin deutlich mehr Spaß, das Beitreten und Verlassen eines Spiels funktioniert in der Ultimate Edition für den zweiten Spieler jederzeit. Neben einem Online-Koop bietet Gears dabei auch einen echten LAN-Modus. Oldschool! PC-Spieler müssen allerdings auf den Split-Screen-Modus der Xbox-One-Version verzichten. Die Ultimate Edition enthält alle DLCs, die den Multiplayer-Modus um neue Karten und Modi erweitern.

Großartige Momente

Gears ist die meiste Zeit ein recht geradliniger Deckungs-Shooter, streut aber auch einige großartige Momente ein, die ich fast schon wieder vergessen hatte. Zum Beispiel muss ich in einem gigantischen Gewächshaus gegen einen Berserker antreten, ein blindes Riesenwesen, das brüllend in jede Richtung stürmt, aus der es Geräusche hört.

Das Vieh treibt mir tatsächlich wieder die Schweißperlen auf die Stirn, obwohl ich die Stelle sicherlich schon zehnmal gespielt habe. Etwas frustiger, aber nicht weniger bemerkenswert, ist auch die Fahrt durch eine Ruinenstadt, bei der ich mit einem UV-Lichtgeschütz Schwärme von Kryll-Flugbiestern vertreiben muss, die in der Dunkelheit alles vertilgen, was sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen kann.

Dieses Spiel soll 10 Jahre alt sein? Der Kampf gegen den Brumak ist auch heute noch beeindruckend. Dieses Spiel soll 10 Jahre alt sein? Der Kampf gegen den Brumak ist auch heute noch beeindruckend.

Das macht tatsächlich auch heute noch enorm viel Spaß, auch wenn diese Passage in Trial-and-Error ausartet, wenn man sie noch nicht kennt. Ein absolutes Highlight ist zudem das Aktive-Nachladen-Minispiel, bei dem ich mich immer noch frage, warum das nicht zig andere Shooter adaptiert haben: Beim Nachladen muss ich zur richtigen Zeit auf eine Taste drücken, um Bonusmunition ins Magazin zu packen.

Kleine Schönheits-OP

Technisch ist Gears of War zwar nicht mehr der Augenöffner von vor zehn Jahren, aber überdurchschnittlich gut gealtert. The Coalition hat allerdings auch kräftig per Technikspritze nachgeholfen und etliche Matschtexturen oder unnatürlich glänzende Gesichter durch detailliertere Pendants ersetzt. Die runderneuerte Version erlaubt zudem Auflösungen bis zu 4K.

Zum Glück ist die Ultimate Edition seit dem ersten internationalen Release auf dem PC im März 2016 deutlich gereift. Damals plagten noch Abstürze und eine teils katastrophale Performance das Spiel. Dafür konnte Entwickler The Coalition aber nicht alleine verantwortlich gemacht werden. So war es zum Release der Ultimate Edition noch nicht möglich, V-Sync in Universal Windows Apps zu deaktivieren, was eine Begrenzung der maximal möglichen fps auf die Bildwiederholfrequenz des Monitors bedeutete und in der Ultimate Edition außerdem Probleme bei der Bildausgabe verursacht hat.

Mittlerweile hat Microsoft den Store aber in diesem Punkt verbessert und V-Sync deaktivierbar gemacht. Gleichzeitig sind immer wieder Patches für die Ultimate Edition erschienen, die etwa neue Grafikoptionen hinzugefügt oder Performance-Probleme adressiert haben. Insgesamt ist das Spiel dadurch inzwischen auf einem ordentlichen technischen Niveau. Einige Probleme gibt es aber noch, etwa mit der Spiel-internen Begrenzung der fps oder in Form einer zu hohen Abhängigkeit von der CPU-Leistung.

Alle Details dazu können Sie voraussichtlich spätestens heute Abend (Freitag, 02. September) in einem separaten Technik-Check zu dem Spiel lesen, grundsätzlich ist Gears aber mit typischer Spieler-Hardware gut und flüssig spielbar. Mit einer GTX 970 und einem Core i7 4790K haben wir etwa in Full HD je nach Anspruch der Szene bei maximalen Details zwischen 70 und 120 fps erreicht.

Der ganz große Technikknaller ist Gears of War zwar nicht mehr, kann optisch aber immer noch mit aktuellen Titeln mithalten. Der ganz große Technikknaller ist Gears of War zwar nicht mehr, kann optisch aber immer noch mit aktuellen Titeln mithalten.

Der Sound hat dank 7.1.-Abmischung ein bisschen mehr Wumms, auch wenn die Standard-Lancer immer noch einen satteren Waffensound gebrauchen könnte - dieser Meinung war ich auch schon vor zehn Jahren. Unfreiwillig komisch ist die deutsche Sprachausgabe, denn die wirkt größtenteils schlicht aufgesetzt (so wird aus dem englisch gebrummten »Nice!« zum Beispiel ein fröhlich geträllertes »Schön!«). Die englische Sprachversion ist zwar Teil des über 50 Gigabyte großen Downloads, sie lässt sich aber nur aktivieren, wenn ich die Systemsprache des Betriebssystems ändere. Ein ärgerlicher Umweg.

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