Auf Bing ist das meistgesuchte Wort Google - und das ist wohl ein Problem

Google ist aktuell in einen Rechtsstreit verwickelt, in dem es um Monopole, Menschen und Strafzahlungen in Milliardenhöhe geht.

Viele Menschen verwenden Microsofts Edge-Internet-Explorer bloß aus zwei Gründen: Weil sie a) auf einem frisch formatierten PC Chrome oder Firefox runterladen wollen oder b) in der Taskleiste danebengeklickt und das Ding versehentlich geöffnet haben. Ganz ähnlich sieht es in der Welt der Suchmaschinen aus. Google dominiert die Konkurrenz und es verwundert nicht wirklich, dass selbst in der Bing-Suche Google als meistgesuchtes Keyword thront.

Doch dieses vermeintlich witzige Kuriosum ist Teil eines größeren Rechtsstreits, in dem sich Googles Mutterkonzern Alphabet aktuell verwickelt sieht. Der Vorwurf: Google soll mit unredlichen Mitteln die eigene Monopolstellung durchgesetzt haben - ein klarer Verstoß gegen internationale Antitrust-Regelungen. Das behauptet eine EU-Kommission, die dem Konzern bereits 2018 ein Strafgeld von 4,3 Milliarden Euro auferlegt hat (also etwa zwei Drittel eines jährlichen GameStar-Redakteursgehalts).

Bei einer Anhörung Ende September halten Googles Anwälte dagegen: Die Google-Suche habe schlicht und einfach deshalb ein Monopol, weil die Leute den Dienst so gerne nutzen.

Was wird Google vorgeworfen?

Im Detail könnt ihr die ganze Rechtssituation bei den Kollegen von Bloomberg nachlesen, aber um die Vorwürfe mal kurz und knackig zusammenzufassen:

  • Google soll Internetanbietern und Providern Geld gezahlt haben, damit Google als primäre Suchmaschine vorinstalliert wird.
  • Google soll Smartphone-Hersteller dazu gezwungen haben, Google als Standardsuche auf ihren Geräten zu installieren, da ansonsten die Lizenz für Google Play entzogen würde. Und Google Play ist die primäre Downloadquelle für Android-Apps.
  • Google soll Hersteller aktiv daran gehindert haben, Geräte mit anderen Androidversionen bereitzustellen, die sich nicht an die Google-Auflagen halten. Wer auch nur ein einziges Gerät mit Google-Suche verkaufen möchte, müsse in seinem kompletten Line-Up auf Alternativen verzichten.

Das Vorinstallieren von Google-Software beeinflusse den Markt massiv, so die EU-Kommission. Sie beruft sich auf Statistiken von 2016, die belegen, dass auf Android-Geräten mehr als 95 Prozent aller Suchen via Google durchgeführt werden. Auf Windows Phones (die gab es damals noch) erfolgten bloß 25 Prozent aller Suchen durch Google. Der Grund liegt auf der Hand: Auf Windows-Handys war Google keine vorinstallierte Suchmaschine. Wer heutzutage per Smartphone nach Sachen sucht, wird gar nicht mehr groß registrieren, welche Maschine er gerade anwirft. Er tippt einfach die Suchbegriffe in die Betreffzeile.

Google hält dagegen

Googles Anwälte wehren sich aktuell vehement gegen die Vorwürfe und auch Alphabet- und Google-CEO Sundar Pichai führt in einem Google-Posting an, dass die EU-Kommission hier komplett den Kern der Sache verfehle: Android und der Google-Play-Store seien ja gerade der Inbegriff von Vielfalt, weil a) Androids Quellcode Drittanbietern völlig frei zur Verfügung gestellt wird, um jedwede App zu entwickeln und b) ein durchschnittlicher Android-Nutzer via Google Play locker 50 unterschiedliche Apps bezieht.

Google sei bloß deshalb so beliebt, weil es die zuverlässigste Quelle für alle möglichen Suchdienste sei. Wir halten euch natürlich auf dem Laufenden, wie die Angelegenheit weitergeht. Oh, und falls ihr euch denkt: Hmm, heute will ich irgendwie mehr als bloß einen Rechtsstreit verfolgen, dann schaut euch mal die aktuelle Lage zwischen Epic und Apple an. Auch da geht's heiß her.

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