15 Jahre ist es her, seit GTA 3 auf die Welt losgelassen wurde. Herzlichen Glückwunsch, Claude Speed! Ich glaub's ja nicht, wir werden alle alt. Okay, ich dürfte da eigentlich nicht meckern, denn als das Spiel im Oktober 2001 für die Konsolen erschien, war ich eigentlich noch viel zu jung, um es spielen zu dürfen (zarte 12). Doch wo ein Wille, da ein Weg. In dem Fall hat dieser Weg aber harte, duldsame sechs Monate gedauert - exakt bis zum PC Release, weil ich keine PS2 hatte. Nahezu jeden Tag habe ich dieselbe alte Screenfun gewälzt, mir die ewig gleichen Screenshots der Konsolen-Fassung von Grand Theft Auto 3 angeschaut und gestaunt, wie unfassbar spannend dieses Spiel aussah.
Bis dato hatte ich nur GTA 2 gespielt (auch das von irgendeiner Screenfun-CD), der Sprung von dessen statischer Vogelperspektive in die dritte Dimension war für mich ein absoluter Meilenstein. Und auch für den Rest der Welt, schließlich avancierte GTA 3 innerhalb kurzer Zeit zu einem der meistgeliebten Spiele der damaligen Ära, und zu einem der wichtigsten überhaupt. Es legte nicht nur den Grundstein für eine der erfolgreichsten Spieleserien (GTA eben), sondern setzte auch ein Zeichen, was mit 3D-Welten in Zukunft möglich sein würde (hier verdienen Mafia und Driver natürlich eine »Honorable Mention«).
Für mich war GTA 3 damals aber etwas viel simpleres: Ein spielbarer Action-Film, den ich mir in meinen kühnsten Kinderstubenträumen nicht hätte ausmalen können. Spektakuläre Verfolgungsjagden, aufreibende Schießereien, verruchte Gangster und die Freiheit, in einem Quasi-New-York jeden Quatsch anzustellen, den ich mir ausmalen kann. Gerade diese Freiheit hat damals jeden in meinem Bekanntenkreis ergriffen, auch die älteren Semester - GTA 3 macht den Spieler mündiger denn je und gibt mir die Möglichkeit, meine eigenen Gangster-Eskapaden in Liberty City zu veranstalten. Leider stand GTA 3 wahrscheinlich auch gerade deshalb unter dem Stern der Killerspiel-Debatte, die damals rasant Fahrt aufnahm.
Jugendschutz ist eine wichtige und richtige Sache, darum geht's mir gar nicht. Ich spreche hier eher von den reißerischen Verzerrungen unseres Hobbys als »kollektive Jugendzerstörung«, die genau diejenigen Leute am lautesten in die Welt schreien, die am wenigsten davon verstehen. Um das zumindest aus meiner Perspektive von damals abzuwehren, stelle ich mich hier (virtuell) in den Raum und behaupte, dass ich mit Grand Theft Auto 3 vor allem Freundschaft und Liebe verbinde. Hier die Gründe.
Das beste Polizeivordach der Spielegeschichte
Meine Mutter hat mir zwar schon immer zugetraut, dass ich mit Pixelgewalt unabhängig von meinem Alter relativ vernünftig umgehen kann (ich glaube, sie wollte nur meine Karriere als Spieleredakteur vorantreiben), bei neuer PC-Hardware hörte das Verständnis aber auf. Wieso soll man sich bitte elendig teure Grafikkarten kaufen, wenn es der gute, alte Windows-98-Tower noch tut? GTA 3 hatte also auf meinem heimischen Rechner einfach keine Chance, ich musste mir anderweitig aushelfen. Ein Segen, dass es Schulkameraden gibt.
Ein Bekannter aus der Schule hatte das Spiel auf seinem Familien-PC, unbequem als Arbeitsgerät mitten im Esszimmer platziert, während um uns herum permanent Leute wuselten. Ich kann mir rückwirkend keinen weniger entspannenden Ort für unzählige Spiel-Sessions vorstellen, aber wir waren duldsame und demütige Kids. Und wir hatten richtig Bock auf GTA 3. Noch bevor wir uns groß mit Story-Aufträgen aufhielten, verbrachten wir Wochen in Liberty City, um Quatsch anzustellen. Das Highlight der ersten Versuche war ein epischer Showdown auf dem Vordach der Liberty City Police Station in Portland: Zum einen waren wir stolz, diese coole Stelle zum Verschanzen gefunden zu haben, und zum anderen wollten wir sehen, wie lange wir mit fünf bis sechs Polizeisternen dort überleben konnten.
Von GTA zu Guy Love
So reihten sich die Tage aneinander. Uns ging es dabei gar nicht um das Ausleben irgendwelcher realen Gewaltwünsche, sondern um das Nachspielen von Action-Geschichten, mit denen wir aufgewachsen waren. GTA 3 bietet eine urbane Gangster-Fantasie, die in dieser Qualität bahnbrechend war, und gleichzeitig eine lebendige, unabhängig vom Spieler agierende Großstadt. Allein die Polizeiverfolgungsjagden waren in dieser nie dagewesenen Open World atemberaubende, filmreife Erlebnisse - warum die Cops uns auf den Fersen waren, spielt dabei überhaupt keine Rolle.
Über diesem gemeinsamen GTA-Mini-Hobby wurden mein Bekannter und ich zu besten Freunden. Später probierten wir andere Spiele aus, daraus entwickelten sich fantastische frühe Jugendjahre. Ich weiß, es klingt ein bisschen pathetisch, wenn ich schreibe, dass ich GTA 3 mit »Liebe und Freundschaft« verbinde - letztlich ist es ja eine allgemein bekannte Geschichte, dass fruchtbare Beziehungen sich häufig über gemeinsamen Interessen entwickeln. Ich will mich auch gar nicht in irgendwelche politischen Killerspiel-Debatten stürzen oder die hier wieder aufs Tableau bringen.
Aber als ich von den Kollegen gefragt wurde, was ich im ersten Moment mit GTA 3 assoziiere, dann sind es tatsächlich diese Dinge: Die vielen Nachmittage, die wir mit Quatsch in Liberty City verbracht haben, während wir Drecksäcken ihre Autos vor der Nase klauten und den Comic-Einwohnern von Portland auf den Keks gingen. Und die Schultage, an denen man heimlich an neuen blöden Ideen tüftelte, was man nach Schulschluss mit kuriosen Stunts anstellen würde. Danach erst denke ich an die tolle Story, die ich zwei Jahre später mit einem 100-Prozent-Durchlauf in vollen Zügen genießen konnte (diese Drogenpäckchen). Außerdem ist Liebe in einer Freundschaft überhaupt nicht pathetisch, JD und Turk leben es schließlich vor!
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