Seite 2: Hall of Fame: Homeworld - Der Weltraum-Traum

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Ich musste dieses Spiel einfach lieben

Zur ultradichten Atmosphäre von Homeworld trägt auch die Handlung bei, auch wenn sie nach der Weltraum-Version einer Rosamunde-Pilcher-Schnulze klingt: Jahrtausendelang hat mein Volk sein Dasein auf einer Wüstenwelt gefristet, bis es plötzlich entdeckt, dass es von einem anderen Planeten stammt. Ein Mutterschiff wird gebaut, um die alte Heimat zu suchen. Der Stapellauf des Riesenraumers zum Beginn ist einer der emotionalsten Momente des Spiels: Unterlegt von Samuel Barbers Choral »Agnus Dei« gleitet das Mutterschiff aus dem Dock, ein Aufbruch ins Ungewisse. Der steht allerdings unter unheilvollen Vorzeichen, denn die Urahnen sind nicht friedlich ausgewandert, sondern wurden vertrieben. Als das Mutterschiff auf seinem Jungfernflug weilt, kehrt der alte Feind zurück und löscht fast die gesamte Bevölkerung aus. Ich kann nur einige Hunderttausend Kolonisten retten und bin somit für die letzten Überlebenden meines Volkes verantwortlich. Daraus entsteht ein gänsehautiges »Allein im All«-Gefühl, das sich auch in der Spielmechanik wiederfindet.

Wer in der vorletzten Mission über 100 Fregatten kapert, hat mit dem Endgegner leichtes Spiel. Wer in der vorletzten Mission über 100 Fregatten kapert, hat mit dem Endgegner leichtes Spiel.

Weil es nun keine Rückzugsbasis mehr gibt, muss in den 16 Kampagneneinsätzen das Mutterschiff als Dreh- und Angelpunkt herhalten, der Riesenpott dient als Kommandozentrale und Schiffswerft in einem. Folgerichtig zimmere ich nicht in jeder Mission eine neue Flotte, sondern übernehme meine Schiffe von Einsatz zu Einsatz, im Spielverlauf wächst die Armada immer weiter und mir zugleich ans Herz. Mit geernteten Rohstoffen (etwa Asteroiden) kann ich Nachschub bauen, mit Bergungskorvetten feindliche Pötte kapern. Ich muss gestehen: Letzteres habe ich bis zum Exzess getrieben.

In der vorletzten Mission muss ich einen Generator zerstören, der von über 100 Ionenstrahl- Fregatten bewacht wird. Jede einzelne davon habe ich erobert, Stunden hat das gedauert. Zwei Einsätze später hetzte ich die Fregattenschar dann geballt auf den Endgegner, um ihn mit einem Feuerstoß zu zerstören. Mit Balance hat das längst nichts mehr zu tun, wohl aber mit Spaß.

Spaßig waren auch die Missionen selbst, für die Relic schöne Ideen ausgeheckt hat. Unvergesslich bleibt der Einsatz, in dem ich eine Weltraum-Sekte ausradiere. Und dann herausfinde, dass wir dieselben Vorfahren hatten: Die Urahnen der Fanatiker gehörten ebenfalls zu den Heimatvertriebenen, nur waren sie eben nicht auf der Wüstenwelt gestrandet, sondern im All – ein übler »Stich ins Herz«-Moment. Die Story erzählt Homeworld teils in simplen, schwarz-weißen Zeichentrick- Filmchen, ein gelungener Kontrast zum bunten Schlachtenbombast.

Das Design der Schiffe hat hohen Erinnerungswert. Das Design der Schiffe hat hohen Erinnerungswert.

Natürlich ist Homeworld ein Spiel mit Schwächen, von der Wackelbalance über die Fummelbedienung bis zur – Hölle! – fehlenden Zeitbeschleunigung. Stets schlingere ich nahe an der Wegdösgrenze, wenn meine Rohstoffsammler am Ende der Mission ausschwärmten, um eine halbe Stunde lang die restlichen Asteroiden aufzusaugen. Aber die Atmosphäre fängt all das mit Leichtigkeit auf, noch verstärkt durch den hervorragenden Soundtrack. Für Relic erweist sich Homeworld überdies als finanzieller Erfolg, im Gegensatz zu den schwächeren Nachfolgern, dem Ableger Cataclysm von 2000 und dem zweiten Teil von 2003. Oh, bitte nicht falsch verstehen: Ich habe sämtliche Homeworlds geliebt, die Gründe dafür sind bekannt. Umso trauriger war ich über das vorläufige Ende der Serie. Als ich 2008 auf der Gamescom den Relic-Frontmann Jonathan Dowdeswell auf ein mögliches Homeworld 3 anspreche, seufzt der: »Das würden wir liebend gerne entwickeln. « Heißt übersetzt: »Gibt’s erstmal nicht.« Schade drum, über nichts würde ich mich mehr freuen als über die Rückkehr der Raumschlachten. Immerhin arbeitet Gearbox an einer HD-Version der ersten beiden Spiele.

Homeworld
Genre: Echtzeit-Strategie
Publisher: Sierra / Vivendi
Entwickler: Relic
Quelle: Ebay
Minimum: 200 MHz, 32 MB RAM
So läuft's: Homeworld läuft problemlos unter Windows 7, Vista und XP

Fazit: Unfassbar atmosphärisches 3D-Strategiespiel

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