Hasskommentare auf GameStar und GamePro - Das sind nicht wir

Warum wir böswillige Kommentare auf unseren Seiten nicht dulden. Ein Appell der Redaktion.

Am 29. Februar melden wir, dass sich der Star Wars-Regisseur und künftige -Produzent J.J. Abrams in Krieg der Sterne homosexuelle Charaktere vorstellen könnte. Bis dato haben das auf GameStar.de und GamePro.de über 200 Leser kommentiert, einige dieser Kommentare sind abstoßend. Da heißt es, Star Wars werde durch Abrams' Gedankenspiel »zerstört«; Homosexualität wird mit Pädophilie gleichgesetzt und als »psychische Störung« verteufelt, inklusive der hingespuckten Mahnung, Deutschland werde untergehen, falls sich »weiterhin alles so entwickelt«.

Viele User halten dagegen, widerlegen, diskutieren - vielen Dank! Ihr seid der Grund dafür, dass wir morgens die Rechner einschalten. Und ihr seid, das sei in aller Deutlichkeit gesagt, die Mehrheit. Über 7.500 Menschen haben die Star-Wars-Meldung alleine auf GameStar.de gelesen, kommentiert haben davon nur 113, einige mehrfach. Das sind 1,5 Prozent. Und das ist schon viel, für gewöhnlich bewegt sich der Anteil der aktiven Kommentatoren um die 0,2 Prozent. Die Kommentare spiegeln also kein allgemeines Stimmungsbild wider, sondern das Stimmungsbild derer, die am lautesten schreien. Und diejenigen, die am lautesten schreien, sind selten die Respektvollen, Abwägenden und Ausgleichenden. Und es sind auch nicht diejenigen, für die wir bei GameStar und GamePro schreiben.

Nun erreicht uns derartiges Geschrei nicht nur beim Thema Homosexualität. Unter der News, dass FIFA 16 erstmals Frauenfußball bieten wird, sammelten sich zahlreiche frauenfeindliche Kommentare; ebenso unter unserer Kolumne zum Genderlock in Black Desert Online. Und als wir auf Facebook berichten, dass sich türkische Spieler beschweren, weil eine von Valve freigegebene Counter-Strike-Karte unter anderem Karikaturen des türkischen Staatsgründers Kemal Atatürk zeigt, werden die türkischen Counter-Strike-Fans in den Kommentaren unter anderem als »Hinterwäldler« beleidigt. Daneben heißt es »die Muslime« seien »unfähig zur Selbstkritik/ironie« - eine fremdenfeindliche Verallgemeinerung. Ein andermal wurde einer unserer Mitarbeiter auf Facebook wegen seines Namens angefeindet: Ob wir denn keinen Deutschen für die Stelle hätten finden können, ätzte ein User.

Homophobie, Frauenfeindlichkeit und rassistisch oder fremdenfeindlich gefärbte Vorurteile - wer denkt, so etwas sei salonfähig, hat auf keinem unserer Kanäle etwas verloren. Wir wollen eine Plattform bieten für offene, freundschaftliche und respektvolle Diskussionen. Deshalb werden wir Hasskommentare weiterhin löschen. Das sind wir der Mehrheit der GameStar- und GamePro-Leser schuldig.

Bitte um Mithilfe
Wir wachen über unsere Artikelkommentare, können aber nicht überall sein. Daher bitten wir um Mithilfe: Wer über unangebrachte Kommentare stolpert, sich persönlich angegriffen fühlt oder Trolle melden will, kann direkt auf »Beitrag melden« klicken oder auf dem Profil des betreffenden Users von der Funktion »Userprofil melden« rechts unter dem Steckbrief Gebrauch machen. Wir prüfen jede einzelne Beschwerde und entscheiden über eine Verwarnung, eine Sperre oder andere Maßnahmen. Der Missbrauch der Funktion wird ebenfalls geahndet.

Spiele sind nicht unpolitisch

Gesperrte User werfen uns eine politische Agenda und Bestechlichkeit vor, wettern gegen unsere vermeintliche »Linksradikalität«, wittern andere, finstere Verschwörungen oder bezeichnen uns als »Gutmenschen«. Seit wann ist es eine Beschimpfung wert, wenn jemand ein guter Mensch sein möchte?

Grundsätzlich betrachten wir uns nicht als politisches Magazin. Aber wir halten Werte wie Toleranz, Menschlichkeit und Respekt für die Grundpfeiler unseres Zusammenlebens und unserer Arbeit. Wer Empathie und gegenseitige Rücksicht ablehnt, wer mit Vorurteilen und Beleidigungen um sich wirft, der beweist weder politisches Rückgrat noch Mut zur (vermeintlichen) Wahrheit, sondern schlicht eine schlechte Erziehung. Wenn Leser ihre politische Meinung äußern, ohne dabei gleich andersdenkende Menschen abwerten zu müssen, dann geht das völlig in Ordnung. Nur müssen wir leider feststellen, dass der Wille zum Akzeptieren anderer Meinungen in unseren Kommentaren aktuell immer mehr abnimmt. Und das macht uns traurig.

Hin und wieder hören wir auch die Forderung, dass es bei GameStar und GamePro doch bitte nur um Spiele gehen dürfe, nicht um Politik. So lauteten beispielsweise mehrere Kommentare zu unserem Report über Flüchtlinge in Spielen: Man solle doch Hobby und reale Welt sauber voneinander trennen. So einfach ist das nicht. Auch Spieler sind Menschen, die nachdenken, die sich Meinungen bilden - nicht nur über die Waffenbalance von Counter-Strike und den nächsten Battlefront-DLC, sondern auch über politische Themen wie die Flüchtlingskrise und die gleichgeschlechtliche Ehe.

Noch dazu liegt es uns und vielen anderen Spielern seit Jahren am Herzen, dass Spiele als das anerkannt werden, was sie sind - nämlich kein Kinderspielzeug, sondern ein kulturell wichtiges Medium wie jedes andere auch. Und wer käme auf die Idee, dass Politik nichts in Büchern, in Filmen oder in TV-Serien zu suchen hat? Es muss garantiert nicht jedes Spiel politisch sein, warum auch. Aber diejenigen, die es sind, gehören genauso zu unserem Hobby wie alle anderen. Wer sich damit nicht beschäftigen möchte, muss es nicht - einen Artikel anzuklicken, ist immer noch eine freie Entscheidung. Er sollte uns aber nicht verbieten, über solche Themen zu schreiben. Geschweige denn diejenigen angreifen, die es interessiert.

Spiele verbinden

Letztlich vereint uns doch alle unsere Liebe zu Spielen. Und wir bei GameStar und GamePro begreifen das Spielen als etwas, das Menschen verbindet und nicht trennt. Spiele sortieren uns nicht nach Religion, Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder körperlichem Zustand. Und Spiele sind international. Wir ziehen mit Franzosen und Griechen durch die Dungeons von Diablo 3, spielen Call of Duty gegen Kanadier und Brasilianer - und wer weiß schon, woher unser stummer Begleiter im PlayStation-Meisterwerk Journey stammt? Vor allem: Wen interessiert's, so lange wir gemeinsam durch die Wüste wandern?

Gemeinsam. So wollen wir spielen. Und so wollen wir leben.


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