Seite 2: Horizon Zero Dawn im Test: Auch auf dem PC ein Open-World-Meisterwerk

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Ein Blick in die Zukunft

Die Maschinen zu jagen gehört zu den Traditionen der Nora, dem Stamm, bei dem Aloy aufwächst. Oder eher gerne aufgewachsen wäre, denn sie und ihr Ziehvater Rost sind Ausgestoßene, die zwar im Heiligen Land des Volkes leben dürfen, aber kein Teil der Gemeinschaft sind. Denn der eigene Status wird hier von der Mutter bestimmt und die fehlt Aloy als Waise.

Weil ich die Heldin für das Tutorial als Kind steuere, bekomme ich am eigenen Leib mit, was diese Ausgrenzung für sie bedeutet. Erwachsene wenden sich ab, Kinder werfen Steine nach ihr. Das junge Mädchen erlebt täglich Zurückweisung, führt ein Leben in Einsamkeit. Ihr einziger Lichtblick ist die Erprobung - ein Test, den jeder Nora absolvieren darf, selbst ein Waisenkind wie sie. Nimmt sie erfolgreich teil, wird sie endlich Teil des Stammes, gewinnt sie sogar, wird ihr ein Wunsch gewährt. Aloy will Antworten und trainiert hart, um als Siegerin ihre wahre Herkunft erfahren zu dürfen.

Doch die Erprobung endet in einem Desaster. Ein feindlicher Stamm greift an und nutzt obendrein die einst friedlichen Maschinen mithilfe der Verderbnis als Waffe. Dieser Virus befällt die Metalltiere mittlerweile seit Jahren und lässt sie aggressiv werden. Aloy wird daraufhin zur Sucherin ernannt. Als solche darf sie das Land ihres Stammes verlassen - was eigentlich ein Tabu ist - und soll Antworten finden. Die Frage danach, was hinter den durchgedrehten Maschinen und den menschlichen Angreifern steckt, ist für die Heldin selbst aber nur zweitrangig. Sie will vor allem wissen, woher sie kommt und wo ihr Platz in der Welt ist.

Stämme wie die Nora verfügen über eine eigene Kultur. Wer sich Zeit zum Erkunden nimmt, erfährt viel über die Welt, ihre Geschichte und die Maschinen. Stämme wie die Nora verfügen über eine eigene Kultur. Wer sich Zeit zum Erkunden nimmt, erfährt viel über die Welt, ihre Geschichte und die Maschinen.

Dadurch erzählt Horizon trotz des ungewöhnlichen Szenarios eine sehr persönliche und nachvollziehbare Geschichte - den Wunsch dazuzugehören hat wahrscheinlich jeder schon in irgendeiner Form verspürt. Aloy wächst aber mit ihren Aufgaben und erlangt durch ihre Neugierde immer mehr Wissen über die Welt, indem sie die Ruinen untersucht oder anderen Stämmen in der Welt hilft. Weil das Erkunden zu ihren Pflichten als Sucherin gehört, fühle ich mich auch weniger schlecht, wenn ich Hauptmissionen mal links liegen lasse - anders, als zum Beispiel bei einem The Witcher 3, wo ich ja eigentlich dringend Geralts Ziehtochter finden soll. Über dieses Problem habe ich sogar schon eine Kolumne verfasst:

Anfangs kommt die Story dadurch allerdings auch nur langsam in Fahrt. Gerade gegen Ende werde ich aber Schlag auf Schlag mit dramatischen Wendungen und Enthüllungen konfrontiert, die mich staunend zurücklassen. Besonders das Schicksal der alten Zivilisation wird erschreckend glaubhaft und berührend erzählt. Aloy findet immer wieder Audionachrichten und Dokumente, die als überraschend gehaltvolle Botschaften das Bild einer Vergangenheit zeigen, die an Kriegen, Umweltzerstörung und fatalen Entscheidungen einzelner viel zu mächtiger Menschen zerbrochen ist. Mehr möchte ich nicht verraten, aus Erzählsicht gehört Horizon Zero Dawns aber zum Besten, was die aktuelle Spielelandschaft zu bieten hat.

Rollenspiel-Entscheidungen oder mehrere Enden erwarten euch übrigens nicht, denn Horizon Zero Dawn ist ein Action-Adventure. Aloy darf lediglich manchmal zwischen emotionalen, rationalen oder besonders entschlossenen Antworten wählen. So könnt ihr ein wenig von euch in die Figur einbringen. Große Konsequenzen kommen da nicht auf euch zu, allerdings passende Kommentare oder Reaktionen hier und da. Auch ohne viel Auswahl und trotz der hin und wieder asynchronen Lippenbewegungen, erwarten euch aber exzellent geschriebene und vertonte Dialoge.

Entscheidungen gibt es zwar nicht, ich darf mir aber aussuchen, wie genau Aloy manche Antworten vorträgt. Entscheidungen gibt es zwar nicht, ich darf mir aber aussuchen, wie genau Aloy manche Antworten vorträgt.

Mit Pfeil und Bogen gegen Metall-Kolosse

Reden ist aber nicht immer die Lösung, denn manche Stämme wollen euch an den Kragen - genauso wie die Maschinen, die sich ohnehin nicht für Gespräche begeistern. Am meisten kann Aloy allein ausrichten, wenn sie mit Bedacht vorgeht. Über ihren Fokus - ein Relikt der Alten, der ein wenig wie der Hexersinn im Witcher funktioniert - markiert sie Gegner, sowie Laufwege und Schwachpunkte der Metallriesen. Dann schleicht sie durch das hohe Gras, platziert Spreng- oder Schockfallen auf den Routen, schaltet die Gegner aus der Nähe mit lautlos dem Speer aus oder zielt mit unterschiedlichen Pfeilarten auf weiter entfernte Kontrahenten. Manche Schwachpunkte lassen sich abschießen oder erhöhen den Schaden, je nach Monsterart empfehlen sich zudem bestimmte Pfeilarten wie Feuermunition. Das verleiht den Gefechten eine angenehm taktische Note.

Gerade auf den niedrigsten drei der fünf Schwierigkeitsgrade werden die Gefechte aber nie überfordernd oder frustrierend. Entdeckt man euch, könnt ihr weglaufen und Aloy vor der schnell aufgebenden KI verstecken. Alternativ stellt ihr euch den Feinden in einem offenen Kampf, was ebenfalls gut funktioniert, wenn ihr stets in Bewegung bleibt und Roboter-Rammattacken, Brandbomben oder gegnerischen Pfeilen per Ausweichrolle oder Sprint entflieht.

Das erfordert mit Maus und Tastatur anfangs etwas Eingewöhnung, weil ihr oft am besten fast gleichzeitig Schießen, Ausweichen, neue Munition anfertigen, Heiltränke einnehmen und eure Umgebung scannen solltet, was eine ganze Menge (sinnvoll gewählte, aber auch veränderbare) Tasten beansprucht. Mit etwas Zeit und Übung klappt das deutlich besser, wir empfehlen aber trotzdem auch auf dem PC einen Controller.

Dieser Brüllrücken setzt Aloy mit Feuer zu, also lege ich ihn mit Eisbomben lahm und schieße dann auf seine Schwachpunkte – hier der Tank mit brennbarer Flüssigkeit auf dem Rücken. Dieser Brüllrücken setzt Aloy mit Feuer zu, also lege ich ihn mit Eisbomben lahm und schieße dann auf seine Schwachpunkte – hier der Tank mit brennbarer Flüssigkeit auf dem Rücken.

Ein Hauch von Rollenspiel

Ein wenig Rollenspiel erwartet euch dann aber doch: Über Level-Aufstiege schaltet ihr neue Fertigkeiten frei. Die vier Talentbäume »Jäger«, »Krieger«, »Sammler« und »Reisender« fallen zwar nicht allzu umfangreich aus, dafür macht aber jeder Skill direkt einen spürbaren Unterschied. Aloy wird zum Beispiel deutlich weniger sichtbar beim Schleichen, darf ungünstig ausgelegte Fallen wieder einsammeln oder Monstern mehr Metallteile abschlagen, die sich als Ressourcen wieder über das Crafting in Fallen und Munitionsarten investieren lassen - übrigens elegant direkt im Waffenrad, das ihr über die Tabulator-Taste öffnet. Oder ihr tauscht die Beute bei Händlern gegen neue Waffen und Rüstungen.

Die Fähigkeitenbäume fallen überschaubar aus. Dafür sind die einzelnen Talente umso nützlicher. Die Fähigkeitenbäume fallen überschaubar aus. Dafür sind die einzelnen Talente umso nützlicher.

Die Auswahl an Crafting-Möglichkeiten, Waffen, Munitionsarten, Mods und Outfits für Aloy wirkt etwas aufgesetzt. An sich ist die taktische Vielfalt lobenswert, am Ende fährt man aber auf dem normalen Schwierigkeitsgrad meist mit der simplen Strategie am besten, einfach jede Menge Sprengfallen zu platzieren und verwundeten Gegnern dann mit Pfeil und Bogen den Rest zu geben. Durch das mächtige Schildweberinnen-Outfit, das Aloy sich spät im Spiel verdienen kann, nimmt sie dann ohnehin dank eines Schutzschildes kaum noch Schaden. Über weite Strecken im Spiel bekommt man von solchen Balancing-Schwächen aber zum Glück nichts mit. Das Crafting lässt sich außerdem bequem nebenbei erledigen und erfordert niemals Grind nach bestimmten Ressourcen. Wer einfach spielt, Monster jagt und Missionen erledigt, sammelt ohne Probleme alles, was er benötigt.


Aloys Ausrüstung:

Waffen: Aloys Hauptwaffe ist und bleibt der Bogen. Mit der Zeit erhaltet ihr aber unterschiedliche Varianten, die neben normalen Pfeilen und brennenden Varianten auch solche mit mehr Durchschlagskraft, Sprengpfeile zum Abtrennen von Maschinenteilen und mehr verschießen können. Der Speer dient zusätzlich zum Nahkampf. Darüber hinaus gibt es Spezialwaffen wie ein Gerät, das Fallen platziert oder eine Schleuder für Bomben mit Elementarschäden wie Eis. Später lassen sich sogar Monsterwaffen abschießen und gegen die Kreaturen verwenden.

Rüstungen: Unterschiedliche Rüstungen bringen Effekte wie Schutz vor Elementen wie Feuer oder der Verderbnis mit, sowie je nach Seltenheitsgrad besseren Schutz und schickeres Aussehen.

Mods: Roboter werfen manchmal Modifikationen ab, die Aloy in Waffen und Rüstungen einbauen darf. Sie liefern ihrerseits bestimmte Eigenschaften wie zum Beispiel einen besseren Schutz gegen Feuer.

Crafting: Tränke für Heilung, Abwehr oder Schutz gegen bestimmte Elemente, platzierbare Fallen oder auch größere Taschen für Munition und Items darf die Heldin bequem unterwegs aus Roboterteilen, erjagten Tieren und sammelbaren Objekten wie Kräutern herstellen.

Schnellreise-Pakete: Reisen funktioniert im Spiel nur über bereits besuchte Lagerfeuer. Etwas lästig: Diese einfach freizuschalten reicht nicht, ihr müsst zusätzlich ein Reisepaket herstellen. Erst später erhaltet ihr eines, das sich unendlich oft benutzen lässt.

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