Seite 2: Die Strategie-Hoffnung Humankind wird immer besser - nur nicht schnell genug!

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Wie steht es um das Problem der unsichtbaren Mechaniken?

Blöderweise reichen die Änderungen nicht, um Punkt Nummer 3 aus der Welt zu schaffen: Viele eigentlich tolle Mechaniken gehen komplett unter, weil ich mich gar nicht intensiv mit ihnen beschäftigen muss.

Ich liebe es zum Beispiel, meine Kultur fast schon wie im Rollenspiel mit Entscheidungen zu formen und dann Werteboni zu kassieren, wenn ich etwa eher auf Tradition oder auf Innovation setze - aber sobald ich eh von allen Werten mehr habe als ich brauchen kann, verliert diese Tüftelei viel von ihrem Reiz.

Und die mächtigste Religion hab ich mir einfach im Vorbeigehen aufgebaut, ohne je gezielt auf Glaube zu spielen. Hier muss ich also einen klaren Daumen runter geben - dieser Kritikpunkt bleibt bestehen.

Erstmals haben wir das Industriezeitalter gespielt, mit dem unter anderem Uboote ins Spiel kommen. Erstmals haben wir das Industriezeitalter gespielt, mit dem unter anderem Uboote ins Spiel kommen.

Konnte die Kampfbalance verbessert werden?

Kritikpunkt Nummer Vier drehte sich ebenfalls um Balancing - denn auch in den Schlachten lag hier einiges im Argen.

Selbst wenn ich mit 9 Kampfstärke gegen einen Feind mit 8 anrannte, also nur einem Punkt weniger, machte ich fast schon doppelt so viel Schaden - damit war es kaum möglich, selbst gegen nur leicht überlegene Gegner noch was zu reißen.

In der neuen Version ist mein Vorteil mit 14 gegen 13 deutlich kleiner, ich teile 18 Schaden aus und kassiere 13. Das fühlt sich deutlich fairer und angemessener an. Jetzt machen die Kämpfe von Humankind einfach nur Laune, sie haben genau die richtige Prise taktischen Anspruch.

Wir müssen Vorteile wie höheres Terrain, Flankenangriffe und Einheitenfähigkeiten gezielt nutzen und können uns damit auch gegen gleichwertige oder stärkere Armeen durchsetzen. Größere Schlachten können sogar über mehrere Runden gehen, weil wir pro Runde nur eine begrenzte Zahl Kampfzüge haben - das erlaubt uns, andere Armeen auf der Weltkarte als Verstärkung hinzuzuziehen.

Trotzdem nehmen die Kämpfe nicht zu viel Zeit ein und gehen recht flott von der Hand. Dass man sie als einzelne Schlachten ausfechtet statt direkt auf der Weltkarte wird vermutlich die Gemüter spalten, aber mir haben sie besser gefallen als in Civilization. Für den Punkt Kampfbalance vergebe ich also einen klaren Daumen hoch.

Civilization-Konkurrent Humankind erklärt sein Kampfsystem im Video Video starten 5:02 Civilization-Konkurrent Humankind erklärt sein Kampfsystem im Video

Wie steht es um das Endgame?

Und damit kommen wir zum letzten großen Kritikpunkt: Der Siegbedingung. Ich habe hier natürlich nicht erwartet, dass die Entwickler jetzt auf der Zielgeraden nochmal komplett unterschiedliche Siegbedingungen wie in Civilization aus dem Hut zaubern. Es war klar, dass Humankind bei seinen Ruhmpunkten bleiben würde - und die sind ja durchaus flexibel.

Wir können sie mit Forschung genau sammeln wie mit Aufbau und Militär. Die Frage war für mich: Kriegt es Humankind hin, dass das Rennen um Platz 1 bis zum Ende spannend bleibt? Und da muss ich leider sagen: Nein, immer noch nicht.

Wobei meine Runde in der ersten Spielhälfte doch deutlich dynamischer lief diesmal: Ich musste mich teils gegen richtig starke KI-Feinde erwehren, die mir auch mal böse eins auswischten - und Platz 1 auf der Rangliste war lange Zeit hart umkämpft.

Aber in der zweiten Spielhälfte, als ich dann mehr und mehr im Geld ertrank, war ich irgendwann einfach nicht mehr angreifbar. Ich war derart überlegen, dass ich über meine Spielzüge nichtmal mehr wirklich nachdenken musste und am Ende trotzdem gewann.

Unter anderem auch, weil sich die KI später immer üblere Schnitzer leistete. Mehrere Völker blieben durch alle Zeitalter bei der gleichen Zivilisation, zum Beispiel Babylonier bis in die Industriezeit und Azteken bis in die Moderne. Was man durchaus machen kann, aber damit kriegen sie auch keine neuen Spezialeinheiten.

Und die hätte sie dringend gebraucht, weil die KI sehr gern Armeen aus einfach immer der gleichen Einheit spamte. Zum Beispiel hatten sie in der Moderne noch eine Armee aus fünf Speerträgern aus der Klassik, während ich schon mit Musketen und Rittern durch die Gegend rannte.

Und allgemein sah ich fast nie gegnerische Schützen und Reiter und hatte damit viel leichteres Spiel als ich sollte. Humankind hat unterm Strich immer noch ein grundlegendes Problem: Es wird langweiliger, je länger die Partie dauert, dabei sollte es doch genau umgekehrt sein.

Am Anfang hab ich immer unglaublich viel Spaß mit dem Spiel, aber jedes Mal lande ich irgendwann an dem Punkt, an dem ich weitgehend auf Autopilot spielen kann. Da hilft es auch nicht, dass neue Zeitalter des Spielgeschehen nur im Detail verändern.

Es gibt durchaus neue Mechaniken wie Zugbahnhöfe, mit denen ich Einheiten viel schneller von A nach B kutschieren kann - aber die ich deswegen natürlich auch schlau platzieren muss. Allerdings fehlte in meiner Anspielversion noch das letzte Zeitalter, und das soll tatsächlich größere Änderungen mit sich bringen.

Zugbahnhöfe lassen uns Truppen für minmale Bewegungspunkte entlang der Gleise verlegen und machen uns dadurch deutlich mobiler - wenn wir die Bahnlinien schlau platzieren. Zugbahnhöfe lassen uns Truppen für minmale Bewegungspunkte entlang der Gleise verlegen und machen uns dadurch deutlich mobiler - wenn wir die Bahnlinien schlau platzieren.

Zum Beispiel wird es ein Rennen ins Weltall geben und Klimakatastrophen, bei denen Spieler zusammenarbeiten müssen. Auch nukleare Kriegsführung soll noch dazu kommen. Diese Dinge könnten noch mehr Dynamik ins Endgame bringen - aber dann bliebe immer noch das Problem, dass das komplette Midgame einfach nicht spannend genug ist.

Und dass alle Spieler um das gleiche Punktekonto wetteifern statt wie bei Civ zumindest unterschiedliche Wege zum Sieg zu verfolgen, macht das nur noch schlimmer, denn irgendwann konnte ich als führender Spieler einfach nicht mehr eingeholt werden und muss mir hier dann auch keine Sorgen machen, dass mich etwa jemand mit einem Religions-Sieg überrascht, während ich an meinem Forschungssieg bastle. Deswegen vergebe ich hier einen Daumen runter.


Wenn ihr noch mehr darüber wissen wollt, was in Humankind steckt, dann lest ihr in unserer umfangreichen Plus-Preview alles über das Gameplay und die Unterschiede zu Civ. Und warum auch Michael Graf Humankind noch skeptisch entgegenblickt.

Fazit: Wie ist der aktuelle Stand von Humankind?

Von fünf Kritikpunkten musste ich einen ausklammern, und bei den übrigen vieren ist nur einer aus der Welt. Einer konnte Teilverbesserungen verbuchen und einer bleibt bestehen. Das ist keine ideale Bilanz - und es schmerzt mich umso mehr, weil wenn Humankind funktioniert, dann ist es so gut.

Und es ist auf dem richtigen Weg, ich hatte diesmal deutlich mehr Spaß als beim letzten Mal, gerade am Anfang. Aber es gibt auch noch so viel zu tun. Mein Wunsch an die Entwickler wäre deswegen: Verschiebt das Ding einfach nochmal. Ich habs nicht eilig und spiele Humankind lieber, wenn es im bestmöglichen Zustand ist. Und ich habe den Verdacht, das wird es bis zum 17. August noch nicht sein.

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