Immortals: Fenyx Rising drei Stunden gespielt - Bekommt der PC endlich sein Zelda?

Ubisoft nimmt mit seinem ehemals als Gods & Monsters bekannten Action-Adventure das Open-World-Konzept von Zelda: Breath of the Wild ins Visier - und trifft dabei einige großartige und einige fragwürdige Entscheidungen.

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Genre: Action-Adventure | Entwickler: Ubisoft | Plattform: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch | Release: 3. Dezember 2020

Wir ziehen unser Schwert, lassen unseren Blick über saftige, grüne Hügel schweifen und eine Stimme ertönt aus dem Off: Breath of the Wild, haucht sie uns ins Ohr … okay nein, tut sie nicht.

Tatsächlich gehört die Stimme Prometheus und erzählt uns, dass wir als Heldin Fenyx ausgezogen sind, um im Namen der Götter das schreckliche Ungeheuer Typhon zu besiegen. Bei seiner überraschenden Ankündigung auf der E3 2019 hieß dieses Abenteuer noch Gods & Monsters und weckte mit seinem ersten Trailer die Hoffnung auf eine ernstzunehmende PC-Alternative zu Nintendos Mega-Hit The Legend of Zelda: Breath of the Wild.

Gods + Monsters - E3-Trailer zum Action-Rollenspiel im Stil von Zelda: Breath of the Wild Video starten 0:57 Gods & Monsters - E3-Trailer zum Action-Rollenspiel im Stil von Zelda: Breath of the Wild

Nach einer Verschiebung wurde es monatelang sehr ruhig um Ubisofts Open-World-Adventure, umso interessanter natürlich jetzt das Comeback unter dem neuen Namen Immortals: Fenyx Rising. Steckt noch genauso viel Zelda drin wie bei unserer E3-Preview zu Gods & Monsters? Wie hat Ubisoft die zusätzliche Zeit genutzt?

Wir haben Immortals: Fenyx Rising bereits ausführlich spielen dürfen und finden für euch heraus, ob es dem mächtigen Vergleich mit Zelda wirklich standhalten kann und mit welchen eigenen Ideen es das Genre aufmischen möchte.

Was haben wir gespielt?

In unserem Anspieltermin ging es mit Heldin Fenyx und einer handvoll Skills in eine Demo-Mission. Die wird so ähnlich auch im fertigen Spiel vorkommen, war aber speziell dafür angepasst, in drei Stunden durchspielbar zu sein. In dieser Zeit haben wir auch zwei Nebenmissionen ausprobiert und die Open World erkundet - die beschränkte sich für die Demo noch auf die Maschinen-Welt von Hephaistos. Unsere Screenshots in dieser Preview stammen ebenfalls direkt aus dieser Anspiel-Session.

Was macht Fenyx Rising besonders?

Weg von der Ubisoft-Formel: Vorbei sind die Zeiten von Aussichtstürmen, Karten-Icons und Beschäftigungstherapien wie dem Sammeln von Federn. Entdeckerdrang ahoi! Auf Aussichtspunkte möchte Ubisoft dann zwar doch nicht so ganz verzichten, die funktionieren aber eher wie in Breath of the Wild.

Wie in Nintendos Abenteuer markieren wir via Fernglas interessante Punkte, vieles entdecken wir eher zufällig bei unserer Reise durch die Open World. Wir erklettern Felsen, reiten mit unserem mechanischen Pferd dem Horizont entgegen, gleiten mit unseren Flügeln über große Schluchten. Dabei müssen wir stets unsere Ausdauer im Blick behalten, die wir in Kämpfen oder mit Stamina-Tränken auffüllen.

Kämpfe als Highlight: Die Gefechte gegen allerlei mythologische Wesen sehen spektakulär aus, ohne dass ihr dafür ein Gamepad-Virtuose sein müsst – zumindest auf den unteren Schwierigkeitsgraden. Mit dem Bogen greifen wir Gegner aus der Distanz an, mit dem Hammer verursachen wir schwere Schläge, mit dem Schwert schnetzeln wir flink und effektiv. Dabei sammeln wir Stamina - ist ein Balken gefüllt, holen wir aus zu freischaltbaren Spezialangriffen. Am meisten hat sich in der Demo Hephaistos Hammer bewährt - der verteilt saftigen Flächenschaden und fühlt sich nebenbei wahnsinnig befriedigend an.

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Mit schnellen Schwertschlägen füllt sich unser Ausdauerbalken - den wir dann in gewaltigen Spezialangriffen entladen.

Außerdem finden die Kämpfe nicht nur auf der Horizontalen statt - mithilfe eines Doppelsprungs und Fenyx Flügeln greifen wir auch aus der Luft an, springen unseren Gegnern wie im Rollenspiel-Geheimtipp Dragon's Dogma auf den Rücken oder weichen ihren tiefen Schlägen aus. Die Umgebung lässt sich theoretisch mit umstürzenden Bäumen und brennbaren Objekten in die Kämpfe einbeziehen - in der Demo hat dies aber noch kaum eine Rolle gespielt.

Die Welt ist voller Rätsel: In der Welt warten unterschiedlichste Kopfnüsse darauf, von uns entdeckt zu werden. Hier ein cleveres Schiebepuzzle, das wir mit Telekinese lösen, dort ein Hindernisparcour, für den wir die Kontrolle über unseren geschossenen Pfeil übernehmen. Und dann finden wir noch eine riesige Lyra, auf der wir eine Melodie nachspielen sollen. All das gibt es entweder mitten in der Open World oder aber im großen Stil in einem der Rätselschreine, der sogenannten Tartaros-Vaults.

Am meisten Spaß machen diese Rätsel, wenn sie sich nicht nur auf einen kleinen Bereich beschränken, sondern wir unseren Blick noch weiter schweifen lassen müssen, um beispielsweise ein Ziel in der Ferne mit unserem magischen Pfeil abzuschießen.

Auf dieser Lyra können wir ein Stück nachspielen, dessen Noten irgendwo in der Welt versteckt sind. Auf dieser Lyra können wir ein Stück nachspielen, dessen Noten irgendwo in der Welt versteckt sind.

Griechische Mythologie gemixt mit Humor: Das Griechenland-Setting kennen Assassin's-Creed-Fans bereits aus Odyssey, für Fenyx Rising hat Ubisoft sich aber etwas anderes überlegt. Statt einer annähernd realistischen und erwachsenen Geschichte setzen sie jetzt auf eine bunte Grafik, Fantasy-Elemente und Magie - und selbstironischen Cartoon-Humor. Bereits im Intro sucht Zeus genervt nach dem Skip-Button, um den ins Reden gekommenden Prometheus zu unterbrechen. Eine Umgewöhnung für Spieler, die Ubisofts Open Worlds vielleicht eher durch Assassin's Creed, Far Cry und Co. kennen.

Wie viel Zelda steckt da wirklich drin?

So, jetzt sprechen wir mal über den Goronen im Raum. Bunte Grafik, Open Worlds voller saftiger grüner Wiesen, Action-Kämpfe und Rätselschreine? Das klingt erst einmal wie der Klappentext von Zelda: Breath of the Wild. Und an vielen Stellen dürfte bei Zelda-Fans tatsächlich der Hyrule-Radar anspringen.

Die Tartaros-Vaults sehen Zeldas Rätselschreinen mit ihren leuchtenden, runen-artigen Mustern nicht nur verdächtig ähnlich, sie setzen auch auf die gleiche Kernmechanik. Mit unserer göttlichen Macht heben wir große Würfel an, platzieren sie auf Schaltern oder nutzen sie als Brücken und Leitern. Dazwischen gibt es Jump&Run-Einlagen und hier und da mal einen wütenden Gegner. Auch die bisherigen Bosskämpfe erinnern mit ihren Angriffsmustern an Breath of the Wild.

Fenyx Rising Na, kommt euch das auch bekannt vor? In Fenyx Rising bewegen wir Objekte mit unserer göttlichen Kraft, in Zelda mit Magnetismus.

Zelda Na, kommt euch das auch bekannt vor? In Fenyx Rising bewegen wir Objekte mit unserer göttlichen Kraft, in Zelda mit Magnetismus.

Stellt man Immortals: Fenyx Rising aber mal direkt neben Nintendos Zelda-Meisterwerk, fällt direkt der Größenunterschied auf. Die sogenannten Golden Isles werden im fertigen Spiel sieben Gebiete umfassen, die allesamt einem griechischen Gott gewidmet sind. Wir haben in der Demo eine davon besucht, die Maschinenwelt von Hephaistos, dem Gott von Feuer, Amboss und Schmiede, und konnten das Gebiet zumindest flächenmäßig innerhalb weniger Minuten komplett durchstreifen. Hyrule scheint im Vergleich gigantisch.

Karte Die Forgelands konnten wir während der Demo komplett bereisen. Die hier im Nebel liegenden Gebiete waren noch nicht zugänglich.

Welt Aber einen kleinen Vorgeschmack gab es schon zu sehen.

Der aus unserer Sicht auffälligste Unterschied zu Breath of the Wild: In Fenyx Rising, so bestätigt uns auch Game Director Scott Phillips im Interview, treffen wir auf keine Charaktere, die uns Quests geben und so ihre Geschichte erforschen lassen. Wir verbringen die meiste Zeit allein mit Heldin Fenyx und den Stimmen der Götter. Zwar soll es im fertigen Spiel einige wenige NPCs geben, in der Demo haben wir aber niemanden getroffen - das ist für ein Open-World-Spiel erst einmal gewöhnungsbedürftig. Aber Fenyx Rising hat dafür ganz eigene Stärken.

Was gefällt uns bisher?

  • Die Kämpfe fühlen sich großartig an: Wir stürzen uns von einem Felsen hinab in ein gegnerverseuchtes Gebiet, schnetzeln den ersten Schergen mit schnellen Schwerthieben nieder. Dann packen wir unseren mächtigen Hephaistos-Hammer-Spezialangriff aus, raffen fünf Gegner gleichzeitig mit dem Flächenschaden dahin. Schließlich breiten wir unsere Flügel aus und zerteilen den letzten Gegner in der Luft, der mit dramatischen Soundeffekten untermalt ins Jenseits geschossen wird. Herrlich.
  • Mehrere interessante Schwierigkeitsgrade: In der Demo durften wir die Stufen »leicht« und »normal« ausprobieren, später wird es insgesamt fünf geben. Anfänger können sich durch die toll inszenierten Kämpfe auch ohne große Kenntnisse wie ein Held fühlen, die Bossgegner bleiben trotzdem angenehm fordernd und brauchen schon mal ein paar Versuche mehr. Action-Adventure-Profis hingegen können die Schwierigkeit noch weiter hochschrauben und zusätzlich auf Taktik und gut durchgeplante Angriffe setzen.
  • Schicke Open World: Der Grafikstil mag Geschmackssache sein, aber die bunte Welt mit ihren sieben Götter-thematisierten Ländern bietet definitiv was fürs Auge. Fenyx Rising glänzt durch eine tolle Lichtstimmung und schicke Effekte: Ob der Wind, der durch das Gras fährt oder unser stiller Phönix-Begleiter, der sich in ruhigen Momenten um uns herumschlängelt.

Immortals: Fenyx Rising - Screenshots aus dem Microsoft Store ansehen

Was gefällt uns noch nicht?

  • Wenige echte Überraschungen: In der Demo gab es zwar einige kurzweilige Rätsel und Entdeckungen in der Open World, an den Konkurrenten Zelda reichen die aber in Sachen Abwechslung noch lang nicht heran. Häufig hatten wir einige Minuten Leerlauf, in denen wir sehr lange Kletterpassagen bestritten, nur um am Gipfel des Berges dann doch nichts Aufregendes zu finden.
  • Keine Charakter-Geschichten: Nach dem derzeitigen Stand scheinen charaktergetriebene Geschichten keine Rolle in Fenyx Rising zu spielen. Die würden der Open World und ihrem Erkundungswert aber definitiv gut tun.
  • Humor zündet nicht immer: Ja, Humor ist Geschmackssache. Aber wenn die Götter sich aus dem Off darüber unterhalten, dass Prometheus nicht zur Party bei Hades eingeladen wurde oder dass alle Welt »Ubisoft« falsch ausspricht, dann mag das Fans von selbstironischem Humor ein Schmunzeln entlocken - uns hat es aber eher irritiert und teils auch aus der Atmosphäre gerissen. Die Kombination aus griechischer Mythologie und gutem Humor haben wir zum Beispiel im Action-RPG Hades schon besser gesehen.

Was bleibt offen?

Klar, am Ende haben wir nur einen Ausschnitt dessen gesehen, was Immortals: Fenyx Rising einmal werden soll. Deshalb bleiben einige Fragen unbeantwortet. Zum Beispiel, ob die angepriesene interaktive Umgebung in Kämpfen noch eine größere Rolle spielen wird als ein umstürzender Baum und ein geworfener Felsbrocken. Oder ob die Welt wirklich so unbewohnt von Charakteren bleiben soll.

Vor allem aber muss sich zeigen, wie lang die offene Welt zum Erkunden einlädt. Ob sie uns so überraschen kann, wie es Breath of the Wild an jeder Ecke getan hat. Ob wir auch nach 100 Stunden Spielzeit noch motiviert bleiben, die Welt nach Rätseln und Geheimnissen abzusuchen. Oder ob Immortals: Fenyx Rising am Ende »nur« ein nettes Spiel für zwischendurch mit einem unterhaltsamen Kampfsystem wird, ohne aber an sein Vorbild heranzureichen.

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