Es gibt diese besonderen Filme, die einen fürs ganze Leben lang prägen. Für mich war das Jurassic Park – das Meisterwekr von Steven Spielberg, das am 11. Juni 1993 in den amerikanischen Kinos startete. Nur wenige Stunden, bevor ich geboren wurde. Zufall? Ich glaube nicht.
Als ich Jurassic Park zum ersten Mal gesehen habe, war ich definitiv viel zu jung dafür, auf dem Geburtstagskuchen brannten noch keine zehn Kerzen. Aber statt mich nachhaltig zu verstören, weckte der Film in mir eine tiefe Faszination für alles Urzeitliche.
Ich sammelte hunderte Plastik-Dinos und Action-Figuren, wollte Paläontologin werden, verschlang sämtliche Bücher und Filme zum Thema (etwa die damals bahnbrechende Doku-Reihe Im Reich der Giganten, wer kennt’s noch?).
Meine Dinoliebe glüht immer noch heiß, also sollte ich mich über die Ankündigung des nächsten Jurassic-World-Films ja wohl riesig freuen? Ganz im Gegenteil, die Reihe hat mich längst verloren. Sie ist für mich längst nur noch stumpfes Spektakel und tritt die Botschaft des ersten Films mit Füßen.
Mein T-Rex-großes Problem mit Jurassic World
Jurassic World 4 soll wohl am 2. Juli 2025 ins Kino kommen. Inzwischen heizt auch der offizielle X-Account die bisherigen Gerüchte an:
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Bisher steht zwar laut Insidern weder der Regisseur (David Leitch von Deadpool 2 und Bullet Train soll Deadline zufolge im Gespräch sein) noch der neue Cast fest, aber der Film hat schon einen Release-Termin in nicht mal zwei Jahren.
Sportlich, denn da müssen einige Monate allein für die umfangreiche digitale Nachbearbeitung eingerechnet sein, Filmstudios haben es ja (noch) nicht geschafft, echte Dinos zu klonen. Mir leuchtet da in Neonschrift »Produkt zum schnellen Konsum« entgegen, besonders nach dem, was die letzten drei Filme verbrochen geboten haben.
Das wirkt nicht wie das Herzensprojekt eines kreativen Filmemachers, denn die brauchen Zeit statt extremer Deadlines. Es klingt wie ein weiterer Teil einer finanziell ertragreichen Reihe, Tiefgang muss das gar nicht haben, die Kinokassen klingeln ja automatisch, wenn Jurassic-irgendwas drauf steht. So sehen die internationalen Einnahmen aus:
- Jurassic World hat 1,6 Milliarden US-Dollar eingespielt
- Jurassic World 2: Fallen Kingdom liegt mit 1,3 Milliarden US-Dollar knapp dahinter
- Jurassic World 3: Dominion hat die 1-Milliarde-Marke ebenfalls geknackt
Im Gegensatz dazu die Zuschauerwertungen:
- Jurassic World User-Score bei Metacritic: 6,8
- Jurassic World 2: Fallen Kingdom User-Score bei Metacritic 5,6
- Jurassic World 3: Dominion User-Score liegt bei 4,9
Die Pressewertungen sinken über die Reihe hinweg genauso ab, sind stellenweise sogar katastrophal (38 ist der Metascore von Dominion, 29 Prozent gibt's bei Rotten Tomatoes). Jurassic World macht viel Geld, aber begeistert nur wenige. Die Kollegen von Moviepilot drücken es in ihrem Review zu Dominion so aus: »Viel schlimmer als erwartet«. Bei Reddit teilen tausende Fans meine Skepsis.
Marvel hat auch lange Zeit gedacht, man könne die Leute mit einem großen Namen ewig ins Kino locken. Aber wir sehen es ja gerade: Ein optisch spektakulärer Superheldenfilm nach dem anderen floppt, die Leute haben es satt. Dieses Schicksal droht meiner Meinung nach auch der Jurassic-Reihe.
Dinos sind zu dumm und zu schlau zugleich
Im ersten Jurassic Park waren Dinosaurier lebende Wunder, die wie alle Tiere natürlichen Instinkten folgen. Ein hungriger T-Rex schnappt nach einem kleinen Menschenhappen. Eine panische Herde Gallimimus schert sich nicht, ob ihnen überraschte Homo Sapiens im Weg stehen.
Und die Raptoren waren eben deshalb das besondere Highlight des Films, weil sie so ungewöhnlich intelligent wirken, sogar Türgriffe benutzen. Wahnsinn! Klar, schon die beiden Nachfolger Lost World und Jurassic Park 3 hatten ein paar ... umstrittene Momente. Ich mag sie trotzdem, nicht zuletzt aus nostalgischen Gründen.
Doch erst seit Jurassic World werden die Dinos derart unglaubwürdig dargestellt, dass ich schreien möchte wie ein empörter Spino. Mein »liebstes« Beispiel aus Jurassic World 2: Ein Carnotaurus rennt zu Recht um sein Leben, weil hinter ihm ein Vulkan ausbricht – und unterbricht seine Flucht, um stattdessen plötzlich Jagd auf einen Menschen zu machen. Genau.
Ergibt fast so viel Sinn wie der Baryonyx im selben Film, der mal eben den Kopf in tropfende Lava steckt, um nach Leuten zu schnappen. Das sind keine faszinierenden Tiere mehr, das sind hirnlose Actionfilm-Monster, die lieber fressen als überleben.
Paradoxerweise sind die Dinos aber nicht immer zu dumm, um halbwegs glaubhaft zu sein, im Gegenteil: Manchmal verhalten sie sich viel zu intelligent. Zum Beispiel, indem sie verschlagen grinsen, weil ihnen so eine tolle Täuschung gelungen ist. Nicht mal Menschenaffen grinsen so wie wir, aber ein Reptil tut es. Okay.
Oder indem der Dino plötzlich weiß, dass er mit Wärmebildkameras überwacht wird und er seine Körpertemperatur runterregelt, damit Menschen in sein Gehege marschieren, die Tür offen stehen lassen und er ausbrechen kann …?! Das ist die Handlung von Jurassic World und nein, darüber bin ich auch nach neun Jahren noch nicht hinweg.
Warum sind die Echsen so smart, wann immer der Plot es verlangt? Wird nicht erklärt.
Wenn man darüber länger als zwanzig Sekunden nachdenkt, fällt einem auf, wie lächerlich vieles davon ist. Es geht nur ums Spektakel, Gebrüll, immer noch größere und ausgefallenere Monster, die aufeinander eindreschen. Universal tut ironischerweise genau das, was der erste Film so deutlich kritisiert hat: Alles für die Show! Die Leute wollen mehr Zähne!
Sie können es, aber sollten sie auch?
Jurassic Park wollte 1993 zeigen, wohin Gier und Größenwahnsinn führen können, wenn man den Pfad der Vernunft verlässt und nur noch klingelnde Kassen im Blick hat. Dass ausgerechnet dieser Film ein Franchise begründet hat, das zum seelenlosen Popcorn-Kino verkommt, in dem man keinen tieferen Gedanken mehr haben soll als »Cool, der Dino macht Waaaah« stimmt mich so verdammt traurig.
Man könnte fantastische Geschichten erzählen, etwa tiefer in die Moralfragen von Gentechnik eintauchen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Dinosaurier und ihr unglaublich komplexes Verhalten einfließen lassen (schwimmender T-Rex!).
Ich wünsche mir so viel mehr Substanz in den kommenden Filmen, aber ich befürchte, dass ich die nicht bekommen werde. Also habe ich als ehemaliger Super-Fan längst aufgehört, Kino-Tickets und Merchandise zu bezahlen.
Dominion wollte Fans mit Nostalgie-Köder locken, brachte den alten Cast des ersten Films zurück - und erzählte dann eine wirre Geschichte über einen genmanipulierten Heuschreckenschwarm. Ich war selten so froh, mir einen teuren Kinobesuch erspart zu haben.
Stattdessen lebe meine Urzeitliebe anderswo aus. Zum Beispiel im Museum, im Dinopark Bayern oder mit der großartigen BBC-Dokureihe »Prehistoric Planet«.
Ich bin mir sicher: Bald werden die Massen müde von den immer wieder neu aufgewärmten Jurassic-Dinos, genauso wie sie längst von Superhelden müde sind. Außer die Filme nehmen ihr eigenes Universum wieder ernst, erzählen glaubhafte und spannende Geschichten und bleiben länger im Gedächtnis als bis zum Kinoausgang.
Es ist nicht zu spät, das Ruder herumzureißen. Dass für den nächsten Film der Drehbuchautor David Koepp zurückkehrt, der schon für die ersten beiden Filme verantwortlich war, könnte ein positives Signal sein. Jurassic World 4 muss ein Neustart werden, der sich wieder auf die Qualitäten seines Ursprungs besinnt.
Und auch, dass es einen neuen Cast geben soll, finde ich grundsätzlich gut, die Charaktere aus Jurassic World waren einfach viel zu blass. Vielleicht werde ich also doch noch positiv überrascht! Aber wenn es wieder so läuft wie bei Dominion, wäre mir lieber, die Dinosaurier sterben endgültig aus.
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